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Lasse

Lasse

Titel: Lasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
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frühstückte.
    »Also, was ist?«
    Sie fuhr sich durch ihr Haar und seufzte. »Hast du mit Ole gesprochen?«
    »Nein, warum?«
    »Iris redet nicht mehr mit mir.«
    »Was hat das mit Ole zu tun?«
    »Hat er dir nichts erzählt? Nie?«
    »Was denn?«
    Ich verstand langsam überhaupt nichts mehr. Der Prozess?
    »Nein, Linnea. Ihr Kind ist von Ole.«
    Ich erstarrte. » Was ? Weiß Ole das?«
    Meine Mutter zog scharf die Luft ein. »Das wollte ich dich fragen.«
    Das war nicht gut.
    »Keine Ahnung. Er hat mit Linnea geredet als wir am Set waren, aber ... er hat nichts gesagt. Hat sie es ihm gesagt?«
    Meine Mutter fuhr sich müde über die Augen. »Ich denke nicht. Sie mussten mit Elin so einen Allergietest machen, eine Blutprobe, keine Ahnung. Linnea war sich wohl die ganze Zeit nicht ganz sicher und Arne wollte dann Klarheit.« Sie stöhnte. »Iris ist außer sich!«
    »Ja, aber ... wann ?«
    Meine Mutter lächelte schief. »Das kann man ausrechnen.«
    »Okay, aber wir waren drei Jahre nicht dort, also ...«
    »Ole ist offenbar da gewesen. Allein.«
    Ich stand auf. Mehr aus Nervosität, als aus dem Bedürfnis nach einem Kaffee, suchte ich zwei saubere Becher und goss uns beiden ein.
    »Milch habe ich leider keine.«
    »Zucker?«
    »Auch nicht.«
    Ich ließ mich wieder auf den Stuhl fallen. »Und jetzt? Was bedeutet das?«
    Meine Mutter nagte wie ein kleines Kind an ihrer Unterlippe.
    »Weiß Papa es?«
    »Oh, Gott, nein!«
    »Kommt er heute?«
    »Nein, er ist noch in Schweden. Ich könnte mir vorstellen, dass Iris ihn anruft. Sie haben sich immer verstanden.«
    »Und ... Arne?«
    »Iris sagt, sie denkt, dass er es immer geahnt hat. Aber es ist etwas anderes, ob man ein gemeinsames Geheimnis hat oder es alle wissen.«
    Ich stellte mir vor, wie es Arne gehen musste. Der Linnea wegen einem Kind geheiratet hatte, das dann gar nicht von ihm war. Noch dazu war Linnea immer noch in Ole verliebt. Und jetzt? Ich nahm einen Schluck Kaffee, er war zu heiß und verbrannte mir die Zunge.
    »Ich mach mich schnell frisch, wir müssen gleich los.«
    Ich stand auf.
    »Warte, Lasse. Du ... solltest heute die Wahrheit sagen.«
    Auf einmal ?
    »Ich werde gar nicht aussagen.«
    Sie kniff leicht die Augen zusammen. »Ole hat angefangen, oder?«
    Ganz richtig war das nicht. Auch Gerion hatte sich schlagen wollen. »Es ist egal, ich sage nicht aus.« Ich verstand nicht, was meine Mutter wollte? Warum erzählte sie mir diese Dinge, wenn es nicht darum ging, Ole zu schützen, ihm zu helfen. Er war jetzt Vater! Und ich Onkel, meine Mutter Oma. Und verrückterweise freute mich sogar darüber.
    »Wirst du Ole erzählen, dass ...«
    Sie schüttelte sofort den Kopf. »Nein, auf keinen Fall. Erst der Prozess, dann sehen wir weiter.«
    »Okay und ... was ist mit Gerion?«
    »Gerion? Er weiß, dass ich einen fairen und ehrlichen Prozess möchte. Er hat ein Recht auf Entschädigung.«
    »Aber dafür hätte er nicht klagen müssen, oder?«
    »Stimmt. Er hat auch nur den Strafantrag gestellt. Aber Ole hat den Täter-Opferausgleich nicht akzeptiert. Deshalb der Prozess. Gerion ist jetzt Zeuge, genau wie du.«
    Nach der Eröffnung des Hauptverfahrens mussten alle Zeugen den Raum verlassen. Man bot mir ein Zeugenzimmer an, aber ich lehnte ab und setzte mich auf den Gang, um zu warten. Meine Mutter blieb im Raum. Oles Anwalt hatte einen Antrag auf Nichtöffentlichkeit des Verfahrens gestellt, dem nicht stattgegeben wurde, sodass auch Reporter gekommen waren. Erst hier, im Gericht, wurde mir das Ausmaß dieses ganzes Prozesses klar. Wieso hatte Ole keine Geldstrafe akzeptiert, was war los mit ihm? War etwas in Schweden passiert? Hatte er doch mit Linnea gesprochen? Er war Vater! Aber ich wusste noch nicht einmal, ob ihn diese Information noch aggressiver oder friedfertiger machen würde.
    Ich sah mich auf dem Gang um. Ich hatte gehofft, mit Gerion sprechen zu können, er hatte mit mir den Gerichtssaal verlassen, aber er war verschwunden und ging mir offensichtlich aus dem Weg. Vielleicht durfte er auch nicht mit mir reden.
    Als man mich wieder herein rief, war meine Aussage kurz, ich berief mich auf mein Zeugnisverweigerungsrecht und wurde sofort wieder entlassen. Mit meiner Mutter hatte ich schon abgesprochen, dass ich noch am Abend zurück nach Leipzig musste, da am nächsten Tag früh gedreht wurde und ich nicht warten konnte, bis der Prozess vorbei war. Deshalb fuhr ich gleich in meine Wohnung, um endlich zu duschen, mich umzuziehen und ein paar frische

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