Lasse
Warum redete ich nicht mit Moon? Über alles. Aber es kam mir so vor, als ob überall Themen lauerten, die wir besser nicht anschneiden sollten. Vielleicht war es hier am Set auch unmöglich, ihr meine andere Seite zu zeigen. Dazu verfolgten mich meine alten Geschichten und Fehler zu sehr. Wie Agnes, die mich ständig anrief, da sie unbedingt nach Hamburg kommen wollte. Die Produktion dachte über einen zweiten Teil von Jein nach, wollte mit der Promotion beginnen und eine Fotostrecke mit mir und Agnes machen. Agnes war begeistert, aber das war genau das, was ich nicht wollte. Auf keinen Fall .
Zum Glück besaß Moon kein Smartphone und anscheinend interessierte sie sich auch nicht besonders für Film-Gossip. Aber wie lange noch? Zumal Krista normalerweise in Klatschzeitschriften badete, die vermutlich alle bei Moon auf dem Zimmer herumflogen. Ich wollte das Fenster aufreißen, stelle aber fest, dass es nicht ging. Damit sich hier niemand umbrachte? Ich musste hier raus.
Im Gemeinschaftraum war es stockdunkel, ich ließ die Tür zum Flur offen, ging durch bis zum Balkon und trat hinaus. Es tat gut, hier einfach zu stehen und die frische, kühle Luft zu atmen. Langsam gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit und ich blieb eine Weile einfach nur auf dem Balkon stehen und sah über die Felder.
Bis mein iPhone summte, ich sah kurz nach. Eine SMS von David. Er wollte wissen, welchen Zug ich nahm oder ob ich mit in einem der Autos zurückfuhr. Ich hatte noch keinen Plan und musste noch packen. Ich trat wieder zurück vom Balkon ins Zimmer und erst da fiel mir auf, dass jemand zusammengerollt auf der Couch lag. Ich machte Licht.
»Moon? Was machst du hier?«
Sie blinzelte verschlafen. »Sieht aus, als könnte ich nicht mehr in mein Zimmer. Krista und Marco ...«
Typisch Krista! Ich setzte mich neben Moon aufs Sofa. Es stank nach Mottenkugeln. Ich konnte sie unmöglich hier lassen, nicht, wenn bei mir noch ein unbenutztes Bett stand.
»Wenn du willst, ich meine ... in meinem Zimmer ist noch ein Bett frei.«
War das vernünftig? Passte das zu dem alten Plan? Ganz ruhig . Ich atmete tief durch. Dies hier war keine große Sache. Eine Gefälligkeit. Dass es für mich gerade das Schönste war, was ich mir vorstellen konnte, war eine andere Sache. Genauso klar war, dass ich die Situation nicht ausnutzen durfte. Das ganze Vertrauen, das ich aufgebaut hatte, würde zusammenbrechen. Vor allem das Vertrauen, dass ich in mich selber gewonnen hatte.
Sie stand auf und lächelte unsicher. »Okay, danke!«
»Willkommen in meinem Appartement!«
Sie lachte. »Oh, wow, das sieht ja genauso trostlos aus, wie bei uns.«
»Aber ihr seid wenigstens zu zweit.«
Ich räumte schnell meine Sachen von dem unbenutzten Bett. »Hier!«
Sie setzte sich vorsichtig. Kamen ihr Zweifel an der Aktion?
»Ich kann dir ein T-Shirt zum Schlafen leihen.«
»Schon okay.«
Ich bemühte mich, alles ganz normal aussehen zu lassen, schlug mein Bett auf und sortierte meine Sachen. Je weniger ich sie ansah und spürte, wie sehr ich sie begehrte, desto leichter war die Sache. Ich zog meine Jans aus und holte meine Zahnbürste, aber sie bewegte sich nicht. Kristas Warnung vor mir funktionierte anscheinend sehr gut. Vielen Dank ! Wie sollte ich ihr noch deutlicher machen, dass ich nicht gefährlich war? Ich putzte mir die Zähne und setzte mich wieder auf mein Bett.
»Willst du die Jeans wirklich anlassen? Ich meine, ich kann weggucken.«
Sie grinste frech. Da war sie wieder, die Moon, in die ich mich sofort verliebt hatte.
»Sorry! Wie du willst«, sagte ich lässig.
Sie ließ sich zurückfallen und schlängelte sich aus ihrer Jeans. Ich gab mir Mühe nicht hinzusehen, ihre weichen Bewegungen zu ignorieren, die Tatsache, dass ich mich nach ihrem Körper sehnte. Und ich blendete Kristas T-Shirt aus, das sie zum Schlafen anbehielt und mich an das erinnerte, was ich sonst tun würde, wenn ich hier mit einem Mädchen allein war, in das ich verliebt war. Besser ich machte das Licht aus und versuchte zu schlafen. In meinem Bett. Was natürlich unmöglich war. Wie schaffte Moon das?
»Moon? Geht es dir gut?«
»Alles gut. Noch mal: danke.«
Mein Hals war staubtrocken. »Hast du auch so'n Durst?«
»Nein.«
Ich ging im Dunkeln zum Waschbecken, füllte ein Glas mit Leitungswasser und trank es gierig.
Moon sah mir zu. »Hast du doch was zu trinken?«
Ich fühlte ein zweites Glas und brachte es ihr ans Bett. Ich wartete, bis sie ausgetrunken hatte,
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