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Lasse

Lasse

Titel: Lasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
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grinsen. Gott, waren wir ein gutes Paar!
    »Wir können uns was wünschen«, sagte Moon und hatte diesen besonderen Ton in der Stimme. Sie flirtete schon wieder mit mir.
    Ich lächelte. »Komm, wir tanzen!«
    Zum ersten Mal seit langem entspannte ich mich. Ich war mit Moon zusammen, ohne, dass wir gleich wieder ans Set gerufen oder von Karl und Krista gestört wurden. Dazu die Musik, hier draußen unter dem tiefschwarzen Himmel und Moon, die mit mir tanzte und lachte. Wir tanzten drei Songs durch, dann winkte Krista vom Rand der Tanzfläche. Moon sah mich fragend an und wir schoben uns zu Krista durch, die einen Typen umarmte, den ich noch nie vorher gesehen hatte. Krista stellte uns vor.
    »Das ist Marco. Marco, Moon! Wir teilen uns ein Zimmer. Und das ist Lasse.« Sie umarmte Marco. »Wie bist du hergekommen?« Und strahlte. So glücklich hatte ich Krista schon lange nicht mehr gesehen. Ich dachte kurz an Karl. Wie er das wohl fand. Moon zog Krista zur Seite und auf einmal stand ich Marco allein gegenüber.
    »Hej, du bist also Lasse!«, sagt er lässig und musterte mich neugierig. »Ich habe schon viel von dir gehört.«
    »Von Krista? Dann war es vermutlich nicht viel Gutes.«
    Er lächelte überrascht und offen. »Doch, im Gegenteil. Zeitweise kam ich mir zweitklassig vor. Und ich dachte mir, auf jeden Fall sollte ich mal vorbeischauen, wenn sie mit dir hier am Set ist.«
    »Dann hat sie nichts von meiner schwarzen Seele erzählt?«
    Er grinste. »Nicht sehr viel ... und macht das Männer nicht erst interessant?«
    Ich mochte ihn und er passte zu Krista.
    »Bist du Schauspieler?«
    Er lachte. »Oh, nein!«
    »Und was machst du?«
    »Architektur.«
    Krista kam zurück und hängte sich an Marcos Arm. »Komm, ich zeige dir das Set!« Sie lächelte. »Du musst unbedingt unser Zimmer sehen.«
    Die beiden gingen zum Haus und ich sah mich nach Moon um. Wo war sie? Mit ihr war es wie mit Aschenputtel, irgendwann am Abend verschwand sie immer. Ich fand sie weder an den Tischen noch auf der Tanzfläche und ging schließlich zurück zu unserem Wohntrakt. Sie stand vor dem Gebäude, zusammen mit Gerion. Er hielt sie fest und an ihrem Blick sah ich, dass irgendetwas nicht stimmte. Gerion stand mit dem Rücken zu mir. Ich legte ihm betont ruhig die Hand auf die Schulter und verstärkte meinen Griff, bis er Moon losließ. Er machte einen dummen Spruch und ging dann zurück zu den anderen. Moon zitterte leicht.
    »Alles okay. Wollte er was von dir?«
    »Nein ... ich habe ihn aus Versehen fast umgerannt.«
    Ich spürte, dass sie etwas belastete.
    »Hast du Lust auf einen Spaziergang?«
    Ich nahm ihre Hand und wir liefen um den Hof, dann hinter das Haus und durch die Felder. Die ganze Zeit hatte ich mich vor irgendwem verteidigt und versucht, mein Leben zu erklären, aber mit Moon zusammen wurde das alles unwichtig. Ich mochte, dass wir einfach schweigend spazieren gingen. Mit ihr ging das. Das einzige, was zählte, war ihre Hand in meiner zu spüren, das Gefühl, durch sie mit allem verbunden zu sein.
    Wir liefen weit hinaus und erst zurück, als es zu dunkel zum weitergehen wurde. Zurück beim Kinderheim ließ ich ihre Hand los und wir standen unschlüssig vor der Tür. Was war los mit mir? Warum küsste ich sie nicht? Fing ich langsam an, das Gerede über mich selber zu glauben? Aber wenn ich nicht mit ihr redete, um sie nicht mit meinen Problemen zu belasten und sie auch nicht küsste - weil ich es vorsichtig angehen und meinem miesen Ruf nicht gerecht werden wollte, was blieb dann noch? Sicherheitshalber steckte ich sogar meine Hände in meine Hosentaschen, denn der Wunsch, sie in den Arm zu nehmen, wurde langsam unwiderstehlich. Sie musste mir nur ein Zeichen geben.
    »Tja, dann ...«, sagte ich vage.
    »Ich geh hoch in mein Zimmer«, sagte Moon. Das war nicht gerade die Einladung, die ich mir wünschte, denn schließlich war Krista dort. Sollte ich den Gemeinschaftsraum erwähnen? Wir könnten wieder auf den Balkon gehen. Doch sie gähnte und ich tat entspannt.
    »Ich auch.«
    Oben auf dem Flur zögerte sie. Sie musste es schon ansprechen, ich war derjenige, mit dem schlechten Ruf, aber wieder schwieg sie und ich ging bewusst langsam zu meinem Raum. Verrückt. Früher hätte ich mich nicht so lange mit diesen Dingen aufgehalten, aber jetzt war es mir wichtig, sie nicht zu überrumpeln.
    Mein Zimmer war noch verkramter als sonst, da ich schon zu packen begonnen hatte. Der letzte Abend. Das hatte ich mir anders vorgestellt.

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