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Lasse

Lasse

Titel: Lasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
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doch statt wieder zu gehen, setzte ich mich zu ihr. Ein Fehler, ich wusste das. Jedenfalls, wenn ich standhaft bleiben wollte. Warum eigentlich? Schließlich war ich kein Mönch, der ein Gelübde brach. Eigentlich nur meine eigenen Vorsätze.
    »Lasse?« Moon berührte mich leicht am Arm und ich war sofort elektrisiert. Das hätte sie nicht tun dürfen. Aber warum saß ich auch hier? Sie beugte sich leicht vor, ich kam ihr entgegen und küsste sie. Es war ein unschuldiger Kuss, zart und fragend. Aber er bedeutete mir mehr als alle Küsse vorher. Stark bleiben, Lasse! Obwohl mein Körper gar nicht einverstanden mit der Entscheidung war, zog ich mich zurück.
    »Moon ... ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist.«
    Sie sah mich fragend an. Mein Gott, warum war es so schwierig? Es sah so aus, als ob ich sie zurückwies, dabei war ganz das Gegenteil der Fall. Es war mir ernst. Verdammt ernst.
    Moon angelte nach ihrer Jeans und wollte sich wieder anziehen. Sie stand auf.
    »Heh, warte! Es tut mir leid. Es ist nicht so einfach. Ich will nicht, dass du Ärger bekommst, ich meine ... es war nicht sehr schlau, dir das Bett anzubieten.«
    »Nein, es war nett.« Es klang trotzig.
    Nett? Karl und Krista und ihr Vater würden das ganz anders sehen.
    »Karl ist nicht mein Lover. Und Krista ist nur sauer wegen ihrer Freundin.«
    Freundin? Es klopfte.
    »Lasse?«
    David ! Auch das noch. Aber klar, ich hatte nicht auf die SMS geantwortet. Ich machte einen Schritt zur Tür und öffnete sie einen Spalt. Wie vermutet wollte David die Abreise klären. Ich entschied mich für einen späten Zug, ich wollte den Morgen in Ruhe mit Moon verbringen, wenigstens das und schloss die Tür, aber David drückte sie leicht wieder auf.
    »Weißt du, wo Moon ist?«
    War eigentlich jeder Junge hier am Set hinter ihr her? Jetzt auch noch David. Also war es nur ein Vorwand gewesen, um zu sehen, ob Moon hier war?
    »Nein, weiß ich nicht.«
    Keine Ahnung, ob er mir glaubte, doch er ging. Ich atmete erleichtert auf. Aber er hatte mich auch daran erinnert, was gut für Moon und auch für mich war: Abstand zu halten, und mich in mein Bett zu legen, denn Schlafen war unmöglich. Als Stunden später die Sonne aufging, war ich immer noch wach. Wenn so Verzicht aussah, würde ich irgendwann an Schlafentzug sterben. Oder ich gewöhnte mich daran. Für Moon könnte ich das, für sie würde ich alles tun.
    Am nächsten Morgen war Moon entspannt und ausgeschlafen. Ich war wie in Trance vor Übermüdung.
    Sie ging zu den Mädchen rüber, um zu duschen. Ich packte und blieb dann auf dem Zimmer und spielte Solitaire auf dem Handy, damit wir nicht gleichzeitig im Frühstücksraum auftauchten.
    Ich wusste, welche Rolle ich vorher gespielt hatte, und sie war praktisch gewesen. Keine Verantwortung . Noch nicht einmal Spaß, dafür kurze Befriedigung und Rausch. Und wenn ich ehrlich war, dann wäre ich an diesem Morgen am liebsten zu Krista gegangen und hätte mir einen Joint geschnorrt. Es war einfacher, mit allem umzugehen, dem Abschied, dem Wechsel und der Unverbindlichkeit an einem Set, wenn man kiffte oder trank. Alles war einfacher. Erst mal. Es wäre auch leichter gewesen, wenn ich mit Gerion oder Ole darüber hätte reden können. Wie früher. Aber gerade schien Solitaire das absolut passende Spiel für mich zu sein.

20     Ole hatte vorgeschlagen, zum Hafen zu gehen. Früher hatten wir das öfter gemacht, am Hafen gesessen und den ein- und auslaufenden Schiffen zugesehen. Wir setzten uns auf die Lehne einer Bank an der Hafenpromenade und sahen auf die Elbe. Ich mochte die Vorstellung, dass die riesigen Schiffe von hier ins Meer geschleppt wurden und sie dann nur noch von Wasser und Himmel umgeben waren. Trotzdem hatte ich die Rollen, die man mir beim Traumschiff angeboten hatte, immer abgelehnt. Die Vorstellung von Schiffen auf hoher See vermittelte mir ein Gefühl von Freiheit, aber für Wochen auf einem Kreuzfahrtschiff festzusitzen für einen Dreh, fühlte sich mehr nach Gefangenschaft an.
    »Ich wollte mich bei dir bedanken«, sagte Ole.
    Ich grinste. »Womit?«
    »Nun, erst mal mit Worten, später mit einem Essen und Wasser, da du ja gerade keinen Alkohol trinkst.«
    Er blinzelte gegen die Sonne. »Ich meine, du hättest auch für Gerion aussagen können, ich habe schließlich angefangen.«
    Es sprach für Ole, dass er sich das selber und mir eingestand.
    »Ich weiß. Gerion hat es mir vorgeworfen.«
    Ole fuhr herum. »Echt jetzt? Wollte er mich in den

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