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Lasse

Lasse

Titel: Lasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
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schauspielerte sie auch. Sie tauchte in die Rolle ein und verließ sich auf ihren Instinkt. Gleichzeitig hatte ich sie noch nie so aufgeregt gesehen wie jetzt. Die Platte musste ihr wirklich viel bedeuten und es war schön, zu wissen, dass ich hatte, was sie suchte.
    »Äh, Moon?«
    Sie drehte sich zu mir.
    »Ja?«
    Ich hielt die Platte hoch.
    »Meinst du die hier?«
    Während wir in immer kleinere Nebenstraßen abbogen, erzählte sie mir von der Plattensammlung ihres Vaters.
    »Und was hat er so gehört?«
    »Hauptsächlich Rockmusik und Blues. Deep Purple, Stones, Led Zeppelin ...«
    Ich dachte an den Song, den wir in Noras Schlafzimmer gehört hatten. Ich hatte einen ganzen Tag lang in iTunes nach ihm gesucht. Doors . Jedes Mal, wenn ich ihn hörte, dachte ich an Moon und ich hatte ihn oft gehört. Sehr oft sogar.
    »Und warum Platte? Es gibt doch jetzt alles digital?«
    »Ja, aber du hörst viel mehr auf einer Platte.«
    »Die Kratzer?«
    Sie lachte. »Okay, es ist oft nicht perfekt, aber das ist das Tolle daran. Ich mag die Kratzer.«
    Ich grinste. »Und kann man das auf andere Lebensbereiche übertragen?«
    Sie blieb stehen und lächelte. »Ja, würde ich sagen.«
    Den ganzen Nachmittag mit Moon fühlte ich mich wie in einem sehr guten Traum. Sie gab mir das Gefühl, alle Möglichkeiten zu haben und ich begriff wieder, dass es genauso war. Die letzten Monate hatte ich mich eingesperrt gefühlt, aber mit ihr fühlte ich mich frei. Sie gab mir Raum und forderte nicht ständig etwas von mir, wie die meisten anderen Mädchen. Manchmal, zugegeben, sogar zu viel Raum, denn ich wollte mit ihr zusammen sein. Am liebsten die ganze Zeit.
    Schließlich gingen wir in eine kleine Pizzeria, wo mich garantiert niemand kannte oder auch nur ansatzweise von unserem Dreh gehört hatte. Im Fernsehen lief Fußball.
    In einer ruhigen Ecke unterhielten wir uns zum ersten Mal über den Dreh. Nach etwas Small Talk sprach ich die Szene an, die wir morgen zu drehen hatten.
    Es beschäftigte mich schon länger, denn ich wollte auf keinen Fall, dass Moon und ich uns am Set zum ersten Mal richtig küssten. Vorher war es immer andersherum gewesen. Ich hatte Krista und Agnes am Set geküsst, dann war mehr passiert. Mit Moon kam mir das falsch vor.
    »Morgen ist ja diese Szene im Feld ...«
    Sie nickte und starrte in die Speisekarte. »Ja? Ich dachte, die soll verschoben werden.«
    »Echt?« Ich holte mein iPhone raus und kontrollierte die Mails. Die Dispo war tatsächlich schon gekommen. Und es stimmte, die Szene war aus Wettergründen verschoben worden, morgen sollte es regnen. Ich überflog die Dispo und ich sah noch etwas anderes. Morgen war ein Pressetermin angesetzt und schon heute gab es einen Interviewtermin mit Uli. Auch das ging mir viel zu schnell, wenn die Presse kam, würde auch Paul Parker bald Bescheid wissen, dass ich mit seiner Tochter am Set war. Wenn er es nicht schon längst wusste. Und was würden sie daraus machen, dass ich und Moon unsere Freizeit miteinander verbrachten? Ich konnte nur hoffen, dass es niemand herausbekam. Ich scrollte zurück zu dem morgigen Tagesprogramm. Wir drehten innen, in einer Scheune ein Gespräch zwischen Moon und mir. Das war gut.
    Sie sah auf. »Du scheinst ja sehr erleichtert zu sein.«
    »Nein, ich ...« Ich wurde rot. Wann war mir das zum letzten Mal passiert? Und räusperte mich verlegen. »Ja, offen gesagt, finde ich diese Szenen immer schwierig.«
    Sie nickte.
    Ich wollte nicht, dass sie das falsch verstand, natürlich wollte ich Moon küssen und die Vorstellung, sie in einem Feld zu lieben, war auch großartig. Aber nicht vor laufender Kamera.
    »Meinst du, wir müssen nackt sein?«, fragte sie unsicher.
    Ich lehnte mich vor. »Du musst gar nichts, wenn du nicht willst.«
    »Ich dachte nur ...«
    Ich nahm Moons Hand. Was ich ihr sagen wollte, war mir wichtig. Sehr sogar. »Keiner kann dich zwingen, etwas zu tun, was dir unangenehm ist. Niemand und auch kein Film kann so wichtig sein.«
    Sie sah auf meine Hand, die ihre hielt.
    »Sagst du das mir oder dir?«, fragte sie leise.
    »Uns beiden.«
    Zurück am Hotel sah ich es sofort. Presseleute. Ich schleuste Moon durch den Hintereingang ins Hotel. Sie sah mich erstaunt an.
    »Presse«, erklärte ich knapp und wartete hinter einer Säule darauf, dass die Rezeption frei wurde und die Typen mit ihrer Kameraausrüstung verschwanden. Es war nicht so einfach zu erklären, dass es mit der Presse manchmal wie in einem Räuber-und-Gendarm-Spiel

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