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Lasse

Lasse

Titel: Lasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
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so fremd sind. Krista und Karl habe ich zusammen ins Kino geschickt, also wenn ihr etwas zusammen unternehmen wollt, einen Ausflug ins Schloss, essen gehen, was auf immer, dann geht das auf die Produktion.«
    »Ja, okay«, sagte ich und versuchte, mir meine Aufregung nicht anmerken zu lassen.
    Er lächelte erleichtert. »Schön. So, ich muss mir noch Muster ansehen. Wir sehen uns dann Morgen am Set!«
    Er ging weiter den Gang hinunter bis zu seinem Zimmer und ich lächelte.
    Ich nahm dem Verkäufer die Eistüte ab und reichte sie Moon. »Nuss und Vanille, jetzt weiß ich, was für ein Typ du bist«, sagte ich.
    »Vier Kugeln! Jetzt weiß ich, was für ein Typ du bist.«
    »Ich konnte mich nur nicht entscheiden. Du kannst mir helfen, die aufzuessen.«
    Sie blinzelte. »Kannst du dich oft nicht entscheiden?«
    »Doch, aber wenn es so viele Sorten gibt, probiere ich halt gerne.«
    Ein kleines Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Verstehe.«
    »Hej, das ist nicht auf andere Lebensbereiche zu übertragen.«
    Sie grinste jetzt offen. »Das ist ja unheimlich beruhigend.«
    »Kann ich ein Autogramm haben?«
    Der kleine Junge war vielleicht acht. Er hielt mir einen Stift und eine Schulheft hin. Moon lächelte und nahm mir die Eistüte ab und ich hockte mich vor den Jungen.
    »Für wen?«
    »Für mich.«
    »Und dein Name ist?«
    »Finn.«
    Moon beobachtete, wie ich Widmung und Autogramm in das Heft schrieb. Der Junge sah zu Moon. »Bis du auch eine Schauspielerin?«
    Sie schüttelte sofort den Kopf.
    »Ja, sogar eine richtig gute!«, sagte ich, stand auf, grinste und hielt meine Hände hin, um Moon das Eis abzunehmen. Sie verdrehte die Augen und schrieb ihren Namen neben meinen.
    »Danke!«
    Der Junge rannte zufrieden davon. Ein paar Mädchen in unserer Nähe wurden aufmerksam und holten ihre Handys heraus.
    Ich beugte mich zu Moon. »Lass uns weg aus der Fußgängerzone gehen, okay?«
    Wir bogen schnell in eine der Nebenstraßen und schlenderten dann weiter. Als wir an einem Secondhand-Plattenladen vorbeikamen, blieb Moon abrupt stehen.
    »Warte mal.«
    »Was suchst du?«
    »Janis Joplin in Concert 1972.«
    Sie versank praktisch in den Platten, die in eine Plastikkiste vor dem Laden standen und ich sah ihr fasziniert zu. Ich war auch ein Musikfan, aber Platten? Ich ging in den düsteren Laden, es lief laute Punkmusik. Ein Riese mit Bart und einer Kippe im Mund stand hinter einem Tresen und drehte die Musik runter, als er mich sah.
    »Kann ich helfen?«
    »Janis Joplin in Concert 1972.«
    Er nickte. »Hatte ich zwei. Eine habe ich letzte Woche aus dem Internet verkauft. Wart' mal.« Internet . So modern war er also schon. Er ging nach hinten und ich sah mich um. Der Gang zum Verkaufstresen war mit Plattenstapeln zugestellt, von der Decke hingen farbige Singles. Eine Reise in die Vergangenheit. Es war eine Sache, die mir gefiel, wenn ich mit Moon zusammen war. Mit ihr war ich in einer anderen Welt, an neuen Orten, sagte andere Sachen, dachte neue Dinge. Mit ihr wollte ich mehr sein, als ein Schauspieler und schon gar kein Star. Das alles war dann unwichtig. Ich musste auch keine Rolle spielen, weder den Helden, noch den Supermacho, noch den Verführer. Ich konnte einfach so sein, wie ich war. Ziemlich melancholisch, nicht sehr gut darin, mit Fans und Autogrammjägern umzugehen, wenn sie älter als acht waren, manchmal leider cholerisch und sehr empfindlich, wenn es um meine Gefühle und meinen Stolz ging. Und irgendwie auch romantisch, musste ich mir eingestehen, denn die Vorstellung, diese Platte heimlich für Moon zu kaufen, gefiel mir.
    Der Typ kam zurück. »Ist natürlich ne Rarität.«
    »Wie viel?«, fragte ich, obwohl ich sicher war, dass man die Platte günstig im Internet bekam.
    »Fünfzig.«
    Fünfzig? Ich hatte keine Lust, mich übers Ohr hauen zu lassen und machte ein desinteressiertes Gesicht. »Dreißig.«
    Er sah mich an, schielte dann nach draußen, wo Moon immer noch in der Plattenkiste suchte.
    »Ist für sie, oder?«
    »Vierzig!«, sagte ich entschieden, bevor er dahinter kam, dass ich für Moon alles, was ich bei mir hatte, geben würde.
    Er nickte und packte die Platte in eine gebrauchte Plastiktüte und ich bezahlte. Moon kam in den Laden und begann dort nach der Platte zu suchen. Sie war wie in Trance. Ich stellte mich in den Türrahmen und sah ihr noch einen Moment zu. Sie hatte diese Art, sich ganz in eine Sache zu vertiefen, die sie interessierte. Schon am Set war mir das aufgefallen, so

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