Lasse
mir und ich sah, dass er leicht betrunken war.
»Wie geht es?«, fragte ich möglichst neutral. Er schwieg. Okay, ich kannte die Stimmung. Ich wartete bis er antwortete.
»Gut, sieht man doch, oder?«
»Hör mal, es tut mir leid, mit Lea. Ich wusste nicht, dass ihr euch getrennt habt.«
Er blinzelte. »Konnte Ole nicht die Klappe halten?«
Er machte es mir nicht gerade leicht.
»Er hat es mir immerhin erzählt. Das hätte ich eigentlich von dir erwartet.«
Gerion zog die Augenbrauen hoch, sein überheblicher Blick.
»Warum, es ist Oles Story.«
»Es ist deine Freundin.«
Gerion drehte sich zurück zu seinem Drink.
»Nicht mehr.«
Ich lehnte mich neben ihn an die Theke. Wieso musste ich hier eigentlich um Vergebung betteln?
»Okay. Wir müssen morgen zusammen drehen. Und ich ...«
»Keine Sorge, du weißt, dass ich ein Profi bin.«
Über einem Auge erkannte ich eine schmale rötliche Narbe. Vielleicht war es noch zu früh. Die Sache war einfach noch nicht verheilt.
»Okay, dann bis morgen.«
Er hob die Hand zu einem vagen Gruß und ich ging mit einer Mischung aus Ärger und Enttäuschung nach oben.
Auf dem Gang steuerte ich auf meine Zimmertür zu, dann blieb ich doch vor Moons Tür stehen. Und klopfte. Es dauerte eine Weile, dann öffnete sie mit nassen Haaren in T-Shirt und Jogginghose. Ich reichte ihr die Smarties.
»Hier, deine Medizin!«
Sie grinste und schnappte sich die Rolle. Die letzten Tage waren wir ständig am Set zusammen gewesen oder waren zusammen schwimmen gegangen, aber ich hatte sie nie auf ihrem Zimmer besucht und Moon war auch nie bei mir gewesen. Zum einen, weil die Drehtage lang gewesen waren. Zum anderen aber, weil wir beide wussten, dass wir damit eine Schwelle überschreiten würden. Ein Hotelzimmer war nicht viel mehr als ein Schlafzimmer. Gleichzeitig war die jetzige Situation auch verrückt, ich küsste sie noch nicht einmal.
»Willst du reinkommen?«, fragte Moon.
Nichts lieber als das .
»Nein, ich muss mich noch auf morgen vorbereiten. Rasieren und so. Aber was machst du morgen Vormittag?«
»Schlafen?«
»Und danach? Ich werde erst um acht Uhr abends abgeholt.«
»Ja, ich sogar noch später.« Sie dachte kurz nach. »Ich würde gerne noch vor dem Dreh Schwimmen gehen. Wollen wir uns um eins im Schwimmbad treffen?«
»Okay.«
Zurück in meinem Zimmer, schloss ich ab und ließ mich zurück gegen die Tür fallen. Morgen im Schwimmbad . Als wir das letzte Mal im Hotel schwimmen waren, waren wir nicht allein gewesen. Ich hatte mich zurückgehalten. Wir hatten geredet. Aber je näher wir uns kamen, desto schwieriger wurde es. Und mit Moon im Wasser zu sein, hatte schon einmal alle meine Sicherungen durchbrennen lassen.
Am nächsten Morgen wachte ich spät auf, bestellte mir im Hotelrestaurant einen Kaffee, da die Frühstückszeit vorbei war und ging dann schon um zwölf Uhr ins Schwimmbad. Ich wollte meine Bahnen kraulen, bevor ich Moon traf und hoffte auch, so den Kopf freizubekommen vor dem Dreh am Abend.
Ich war gerne tagsüber in der Schwimmhalle, dann schien die Sonne durch die hohen Glasscheiben, die den Blick auf eine Grünanlage freigaben. Im Becken war nur ein Schwimmer, der langsame Bahnen kraulte. Gerion . Ich bewunderte nicht zum ersten Mal seinen sauberen Schwimmstil. Danach würde er garantiert ins Fitnessstudio des Hotels gehen und seine eh schon beachtlichen Armmuskeln aufbauen. Etwas, das ich nicht sehr konsequent auf dem Hotelzimmer mit den Hanteln von Herbert gemacht hatte. Ich setzte mich auf einen Liegestuhl an die Seite des Beckens und sah Gerion zu, wie er Bahn für Bahn durch das Becken zog. Wir waren ein starkes Team, wenn wir uns gut verstanden, aber unser Verhältnis hatte sich nicht erst seit der Schlägerei mit Ole verschlechtert. Eigentlich war es schon losgegangen, als Gerion sich mit Lea in eine gemeinsame Wohnung zurückgezogen hatte.
»Nest bauen ...«, hatte Ole gelästert, aber mir gefiel, dass Gerion das schon einmal für uns alle ausprobierte. Feste Beziehung , davor hatte ich einen mächtigen Respekt. Gerion schwärmte von Lea und dem neuen Leben. Viel ins Kino, in Ausstellungen und Essen gehen, statt in Kneipen abzuhängen. Er war glücklich gewesen.
Ich beobachtete, wie er aus dem Wasser stieg. Wow , er hatte wirklich an seinem Body gearbeitet. Und mit einem Mal wurde mir auch klar, warum. Er war wieder unterwegs, andere Frauen waren nicht mehr tabu. Moon . Schon beim ersten Gespräch auf den Regiestühlen am Set hatte
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