Lasse
war. Sie wollten uns kriegen, bei etwas erwischen, ihre Fotos schießen. Und wir liefen davon, versteckten uns oder warfen ihnen Informationsbrocken hin, damit sie uns in Ruhe ließen. Die Party bei Nora war nur der harmlose Anfang gewesen. Oles Prozess hatte aus einer kleinen bis kaum vorhandenen Aufmerksamkeit ein ungutes Interesse gemacht. Und ich war anders als Ole, ich konnte das alles nicht so leicht abschütteln. Verrückterweise bekam ich seit Oles Prozess wieder neue Filmangebote und immer waren es Rollen, in denen ich irgendeinen unsympathischen Typen spielen sollte, weil das offenbar gerade zu dem Image passte, welches die Presse zurzeit von Ole und mir verbreitete.
Endlich verschwanden die Typen und wir holten unsere Zimmerschlüssel.
24 »Das hat ja gut geklappt, die letzten Tage«, sagte Uli zu Moon und mir, als wir im Produktionsbus zusammen nach Hause fuhren. Mit dem Regisseur vom Set zu fahren bedeutete meist, dass der Drehtag sehr lang gewesen war und ja, alle letzten Tage waren lang und anstrengend gewesen. Doch es war auch schön gewesen, jeden Tag mit Moon zusammen zu drehen. Sie wurde immer lockerer im Spiel und wir spielten immer besser zusammen. In den Drehpausen hatten wir zusammen gesessen und sie hatte von ihrem Job als Komparsin erzählt und ich von meinen anderen Drehs. Nur private Themen schnitten wir nicht an, da immer irgendjemand vom Team in unserer Nähe war.
Peer hielt vor dem Hotel und wir stiegen aus. In der Hotellobby erstarrte ich. Moon musterte mich überrascht. »Lasse? Was ist?«
Gerion stand mit dem Rücken zu uns an der Rezeption und checkte ein. Er war mein bester Freund. Jedenfalls war er das irgendwann einmal gewesen, denn jetzt schien er mich nur noch zu hassen. Und morgen mussten wir miteinander drehen, was sehr viel leichter für mich gewesen wäre, wenn Moon nichts damit zu tun gehabt hätte. Er spielte morgen den Bauern, der Ida angriff und zu vergewaltigen versuchte. Ich wusste, wie Gerion eine Szene anging. Er war ein genialer Schauspieler, ich hatte mir viel von ihm abgeguckt. Gerade in körperlichen Szenen liebte er Überraschungsmomente, die für einen unerfahrenen Schauspieler schwierig zu beherrschen waren. Damit hatte ich Karl in unserer ersten gemeinsamen Szene konfrontiert, aber jetzt, wo ich Karl besser kannte, würde ich das nicht mehr machen. Gerion und ich spielten immer so zusammen, aber wir kannten uns gut. Und was war mit Moon? Wenn Gerion wollte, konnte er es ihr morgen am Set richtig schwer machen. Wollte er das? Sie treffen, um mich zu treffen? Es war jedenfalls besser, wenn er uns nicht gleich zusammen sah.
»Ähm, Moon, ich muss noch mal in die Stadt, Rasierzeug besorgen.«
Sie nickte irritiert und ich drehte mich um und verließ schnell das Hotel.
Im nächsten Drogeriemarkt stand ich dann nur herum und überlegte, ob ich mir tatsächlich Rasierzeug kaufen sollte, nur um nicht gelogen zu haben. Ich hatte der Maskenbildnerin versprochen, meinen Oberkörper sehr glatt zu rasieren, mir würde das Zeit in der Maske sparen, aber genug Klingen und Rasierschaum hatte sie mir schon dafür mitgegeben. Es war noch nicht klar, ob sie das Tattoo überschminken musste, oder ob es für Uli okay war, wenn man es sah. Ich war mir nicht sicher, ob ich es zeigen wollte. Immerhin war es ein sehr privates Detail meines Körpers, was mich sogar mehr definierte, als nackt zu sein. Und nackt war ich schon in einem Film gewesen. Allerdings zu einem Zeitpunkt, als mir noch nicht klar war, dass diese Bilder niemals aus dem Universum verschwinden würden.
Ich strolchte durch den Laden und wurde dabei von einem der Verkäufer argwöhnisch beobachtet. Immerhin erkannte mich niemand. Ich ging an einer Wand mit Kondomen vorbei und zögerte. Ich hatte nichts dabei. Was war, wenn Moon und ich ... Aber hatte ich meinen Vorrat an Verhütungsmitteln nicht genau aus diesem Grund zu Hause gelassen? Weil ich Sex und Dreharbeiten nicht mehr vermischen wollte?
Schließlich verließ ich den Laden mit einer Dose Rasierschaum und einer Rolle Smarties, denn Moon hatte mir erzählt, dass sie die liebte.
Zurück im Hotel ließ ich mir meinen Zimmerschlüssel geben, warf aber noch einen Blick in die Hotelbar und sah Gerion wie erwartet dort sitzen. Jetzt waren wir beide allein, es war ein guter Zeitpunkt für ein Gespräch. Ich wollte ihm ein Friedensangebot machen. Immerhin wusste ich jetzt, was ihn vermutlich so wütend gemacht hatte.
»Hej, hej!«
Er drehte sich zu
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