Lassiter und die Arapaho-Amazone
Stufen vor, die hinab auf den Vorplatz führten, und verhakte die Daumen beider Hände hinter seinen Hosenträgern. Hinter ihm tauchte einer seiner beiden Adjutanten und der Schreiber auf.
Die Reiter passierten die kleine Hütte, die einen Gebetsraum und die Bibliothek enthielten, und ritten zwischen den Mannschafts- und den Offiziersquartieren hindurch auf die Kommandantur zu. Aus den Häusern der Offiziersquartiere traten Männer und starrten den Reitern entgegen. Lieutenant Jeremy Doyle, der zweite Adjutant des Colonels, stürzte aus seinem Quartier und lief mit auf die Reiter gerichtetem Blick zur Kommandanturbaracke herüber und knöpfte im Laufen seinen Uniformrock zu.
Auch aus den Mannschaftsquartieren traten Soldaten. Als die Reiter an ihnen vorbeigeritten waren, folgten ihnen sowohl die Offiziere als auch die Unteroffiziere und die einfachen Soldaten.
White Feather blickte zwischen dem Guardhouse und dem Quartier der Adjutanten hindurch zu Washakies Hütte. Der Häuptling hatte den Schuss wie alle anderen gehört und war aus seiner Hütte getreten. Als er die Reiter sah, setzte er sich in Bewegung, um zur Kommandantur zu gehen. Sein langes graues Haar wehte ihm um die Ohren. Über dem karierten Hemd trug er seinen Medizinbeutel, von dem er sich selbst im Schlaf nicht trennte. Gemessenen Schrittes passierte er das Guardhouse und erreichte noch vor den Reitern zusammen mit Lieutenant Boyle die Kommandantur.
Mit einer Handbewegung bedeutete Colonel Keaton dem Häuptling und Jeremy Boyle, neben ihn auf die Veranda zu kommen. Dann warteten sie gemeinsam auf die kleine Reitergruppe, die von Lee Dillon, dem Vormann der Fremont Ranch, angeführt wurde.
Nur ein kurzer Blick Washakies traf White Feather. Er sagte ihr, dass sie sich nicht verraten sollte.
Dann hielt Lee Dillon mit zwei seiner Reiter etwa fünf Schritte vor der Kommandanturveranda an. Der vierte Reiter ritt vor ihnen vorbei und zog das Tier mit der Schlepptrage hinter sich her, bis es sich vor dem Colonel und den anderen Männern auf der Veranda befand. Dann ließ er die Leine zu Boden fallen und ritt einen Bogen, bis er neben den drei anderen Reitern sein Tier zügelte.
Colonel Angus Walker Keaton hatte die Lippen zu einem schmalen Strich zusammengepresst, als er den Pfeil aus der Brust des leblosen Mannes auf der Schlepptrage ragen sah.
Lee Dillon stieß seinem Rappen die Hacken leicht in die Weichen und ließ den Hengst zwei Yards vorgehen, sodass er fast mit der Nase gegen die Hinterhand des Pferdes stieß, an dessen Sattel die Stangen der Schlepptrage befestigt waren.
»Der zweite Tote innerhalb einer Woche, Colonel«, sagte der Vormann mir scharfer Stimme. »Es wird Zeit, dass Sie den Arapahos Ihre schützende Hand entziehen und den Mörder ausfindig machen. Oder wollen Sie tatenlos zusehen, wie die Arapahos meine Männer einen nach dem anderen abschlachten?«
Die Augen des Colonels verengten sich. Er nickte zu dem Toten hinab.
»Das ist einer Ihrer Männer? Ich habe ihn noch nie gesehen …«
Dillon wollte etwas erwidern, doch in diesem Augenblick sagte eine harte Stimme hinter ihm: »Sein Name ist Kyle Murphy. Er war ein Kopfgeldjäger und professioneller Schießer, der für viel Geld auch Mordaufträge übernahm. Mrs. Fremont hat ihn angeheuert, damit er herausfindet, wer ihren Cowboy getötet hat.«
Dillons Kopf ruckte herum. Sein Gesicht war vor Zorn hochrot angelaufen. Seine Rechte hing über dem abgewetzten Griff seines rechten Revolvers, doch er hob sie wieder, weil er wusste, dass er in dieser Haltung im Sattel keine Chance hatte. Er starrte den großen Mann im Sattel des Apfelschimmels wütend an. Sergeant Major McCluskey, der neben Lassiter sein Pferd gezügelt hatte und schmal grinste, beachtete er nicht.
Niemand der Anwesenden hatte bemerkt, dass sich die beiden Reiter der Versammlung vor der Kommandantur genähert hatten.
White Feather starrte den großen Mann auf dem Apfelschimmel an und spürte plötzlich Mollys Hand in der ihren. Dann fiel ihr Blick auf den toten Revolvermann, in dessen weißem Haar rote Streifen in der Nachmittagssonne schimmerten, und sie erschauerte …
***
Schaum flog von den Lefzen ihrer Tiere, als Lassiter und Sergeant Major McCluskey zum Hügelkamm hinaufjagten, hinter dem Fort Washakie lag. Durch den dumpfen trommelnden Hufschlag hörten sie einen Schuss, und als sie den Kamm endlich erreichten, sahen sie gerade noch, wie die vier Reiter mit dem fünften Pferd, an dessen Sattel eine
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