Lassiter und die Arapaho-Amazone
Schlepptrage befestigt war, am Hospital vorbei auf den großen Paradegrund des Forts ritten. Nur ein paar Lidschläge lang zügelten sie ihre Pferde, dann jagten sie den Hügel hinab.
Der große Mann sah, wie es im Fort lebendig wurde. Überall tauchten Männer in ihren blauen Uniformen auf, die den Reitern auf ihrem Weg zur Kommandantur folgten. Dann nahmen ihnen die Gebäude der Offiziersquartiere die Sicht. Pat McCluskey war etwas abgeschwenkt und hielt auf die Lücke zwischen den Häusern der Offiziere und dem Blockhaus der Reservats-Agentur zu. Lassiter blieb neben ihm. Dann hatten sie den Paradegrund erreicht und sahen die große Ansammlung vor der Kommandantur, auf dessen Veranda der Lieutenant Colonel mit seinen beiden Adjutanten und dem Shoshonen-Häuptling Washakie stand. Er sah auch Molly und neben ihr eine junge Indianerin in einem bestickten Lederhemd, die in ihrem langen schwarzen Haar eine Feder trug.
Sie nahmen ihre schwer atmenden Tiere zurück und ritten im Schritt auf die Kommandantur zu. Niemand schien sie zu bemerken. Alle konzentrierten ihre Blicke auf das Pferd mit der Schlepptrage, auf der ein Toter lag, aus dessen Brust ein Arapaho-Pfeil ragte.
Die Soldaten, die einen Halbkreis hinter den Reitern gebildet hatten, wurden als Erste auf sie aufmerksam. Sie erkannten Sergeant Major Pat McCluskey und bildeten eine Gasse, durch die der Sergeant und Lassiter reiten konnten, bis sie drei Yards hinter den Reitern ihre Pferde zügelten.
Lassiter sah, wie sich die Augen des Colonels verengten. Er machte eine nickende Kopfbewegung zu dem Toten hinab und sagte: »Das ist einer Ihrer Männer? Ich habe ihn noch nie gesehen …«
Ehe Lee Dillon antworten konnte, sagte Lassiter laut: »Sein Name ist Kyle Murphy. Er war ein Kopfgeldjäger und professioneller Schießer, der für viel Geld auch Mordaufträge übernahm. Mrs. Fremont hat ihn angeheuert, damit er herausfindet, wer ihren Cowboy getötet hat.«
Die Worte schlugen ein wie eine Bombe. Lee Dillons Kopf ruckte zu ihm herum. Sein Gesicht lief vor Zorn rot an. Dem großen Mann entging nicht die Bewegung seiner Rechten, die sich auf den Revolvergriff senkte. Doch dann hatte sich der Vormann wieder in der Gewalt.
Lassiter stieg aus dem Sattel. Einer der neben ihm stehenden Soldaten nahm ihm die Zügel des Apfelschimmels ab. Er sah aus den Augenwinkeln, dass auch McCluskey aus dem Sattel rutschte, als er schon an den Reitern vorbei auf die Schlepptrage zuging und neben ihr stehen blieb. Er blickte auf den Toten hinab.
Ja, es war Kyle Murphy. Der Albino war unverkennbar. Lassiter wusste nicht mehr, wann und wo es gewesen war, als er das Foto des Kopfgeldjägers in einer Zeitung gesehen hatte. Der Pfeil, der ihn getötet hatte, steckte noch in seiner Brust. Er musste sein Herz durchbohrt und ihn auf der Stelle getötet haben.
Lassiter kniff die Augen ein wenig zusammen, als er die roten Streifen im weißen Haar des Albinos sah, und plötzlich hatte er den großen Weißkopfseeadler vor seinen Augen. Er war sich plötzlich sicher, dass die Blutstreifen von den mächtigen Krallen des Adlers stammten. Was hatte das zu bedeuten? Instinktiv griff er nach seiner Westentasche, in der die Patronenhülse steckte, die der Adler fallen gelassen hatte.
Sein Blick fiel auf den Revolvergurt des Toten. Die Waffe steckte noch im Holster. Er wollte sich schon bücken und den Revolver aus dem Holster ziehen, als die Stimme des Colonels ihn davon abhielt.
»Wo kommen Sie her, Mister Lassiter?«, schnarrte er.
»Sergeant McCluskey sagte mir, er hätte Lieutenant Boyle über unsere Absichten informiert.«
Der Blick des Colonels streifte nur kurz den blonden Lieutenant, dann fragte er unwillig: »Woher wissen Sie, wer der Tote ist?«
»Er ist ein bekannter Revolvermann, Sir«, erwiderte Lassiter. »Außerdem sagte mir Mrs. Fremont, dass sie Kyle Murphy damit beauftragt hätte, nach dem Mann zu suchen, der ihren Cowboy auf dem Gewissen hat.«
»Sie waren bei Mrs. Fremont?«
Lassiter nickte nur. Dann sagte er: »Ich würde mir gern mal den Revolver des Toten ansehen, Sir. Könnten Sie Lieutenant Evans bitten, für mich den Revolver aus dem Holster zu holen?« Evans war der zweite Adjutant, der neben dem Colonel auf der Veranda stand.
»Warum nehmen Sie ihn nicht selbst?«
»Ich möchte nicht, dass man mir irgendwelche Manipulationen vorwirft, Sir.«
Der Colonel zog die Augenbrauen zusammen, nickte dann dem Lieutenant zu, der sich sofort in Bewegung setzte, die
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