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Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)

Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)

Titel: Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niccolò Ammaniti
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Auch hinsichtlich der indischen Tigerjagd hatte Sullivan keine Schwierigkeiten. Von einem Zirkus in Krakau hatte der Immobilienhai vier Elefanten mit einer fleckigen Hautkrankheit erworben. Probleme bereitete allein die Löwenjagd. Notgedrungen heuerte man als Treiber etwa dreißig Mann aus der afrikanischen Community vor dem Bahnhof Termini an, eine Hälfte aus Burkina Faso, die andere aus dem Senegal. Auch wenn ihre Erinnerung an die Kunst der Löwenjagd schon leicht verblasst war, beteuerten sie doch hoch und heilig, dass sie in der Lage seien, die Arbeit fachgerecht auszuführen und in jedem Fall zu überleben. Und wo er schon einmal am Bahnhof war, nutzte Sasà die Gelegenheit, gleich noch ein paar Filipinos als Elefantenführer zu engagieren.
    Doch sein größter unternehmerischer Geniestreich war, sich die Safaris von dem Modedesigner Ralph Lauren sponsern zu lassen, der Kaki und Fuchsia als Farben für die Jagdkleidung auswählte.
    Auch das Catering sollte bis ins kleinste Detail geplant werden. Die meisten Partys scheiterten am Essen, und dann konnte man alles andere auch vergessen. Deshalb scheute Chiatti keine Kosten und engagierte Zóltan Patrovič, den unberechenbaren bulgarischen Chefkoch und Besitzer des mehrfach ausgezeichneten Restaurants Le regioni . Jede Safari bekam ein eigenes Biwak, wo die Gäste sich mit speziell auf den jeweiligen Jagdtypus abgestimmten Speisen stärken konnten. Für die Teilnehmer der Fuchsjagd war ein Lagerplatz mit großen karierten Kaschmirplaids auf der Heide geplant. Dort sollte Lachs, Wild, Pudding serviert werden, alles natürlich neu interpretiert nach Art von Zóltan Patrovič . Die Gäste der Tigerjagd würde man in drei schwimmenden Häusern auf dem künstlichen See bewirten. Diese Häuser hatte Chiatti eigens vom Dal-See in Kaschmir kommen lassen. Dort standen Basmatireis, Hähnchencurry und andere hindustanische Leckereien auf dem Speiseplan, serviert von Sherpas. Bei der afrikanischen Safari hatte Corman Sullivan auf fünf Zelten bestanden, mit stilechten Lagerfeuern, an denen Lamm- und Straußenfleisch gegrillt würde.
    Das Fest sollte um die Mittagszeit beginnen und bei Sonnenaufgang des folgenden Tages enden. Deshalb hatte man, über den ganzen Park verteilt, Ruhezelte, Informationspunkte und Getränkestände vorgesehen.
    Hier das Programm, das Salvatore Chiatti gemeinsam mit Ingrid Bocutte, der bekannten Wiener Eventmanagerin, und Corman Sullivan nach sechstägiger Planung entwickelt hatte.

Programm
12.30 Uhr Willkommensbuffet
14.30 Uhr Begrüßung der Gäste durch Salvatore Chiatti
15.00 Uhr Zusammenstellung der Jagdgesellschaften, Einkleidung und Waffenausgabe
15.40 Uhr Beginn der Safaris
16.00 bis 20.00 Uhr Jagd
20.30 Uhr Ankunft im Biwak und Abendessen
23.00 Uhr Rückkehr zur Königlichen Villa
24.00 Uhr Mitternachtspasta
  2.00 Uhr Livekonzert mit Larita
  4.00 Uhr Pyrotechnisches Spektakel mit Musik von Xi-Jiao Wing und dem Magic Flying Chinese Orchestra
  4.30 Uhr Disco (new and revival) mit DJ Sandro
  6.00 Uhr Halali
  7.00 Uhr Ende

24 Beim Aufwachen fühlte sich Fabrizio Ciba, als käme er geradewegs aus einem Sarg. Als er das rechte Lid hob, schnitt ihm die Sonne in die Pupille wie eine scharfe Messerklinge. Mit geschlossenen Augen bewegte er vorsichtig die Zunge, die so geschwollen war wie bei einem Kalb, und fuhr damit über die ausgetrockneten Lippen. Dann drehte er ein wenig den Kopf. Der Schmerz war so heftig, dass ihm die Luft wegblieb, selbst ein Stöhnen brachte er nicht zustande. Es war, als würden Stromschläge von den Schulterblättern durch die Halswirbel nach oben schießen, die graue Materie durchqueren, von den Schläfen in die Augenbrauenbögen überspringen und von dort in die Augäpfel. Sogar die Haare taten weh, als er sie anfasste. Er drehte sich auf die Seite, um sich vor der Sonne zu schützen. Der Magen krampfte sich zusammen und dehnte sich wieder aus, wobei ein saurer Brei nach oben schoss, fast hätte der Schriftsteller gekotzt. »Okay … okay … mir fehlt nichts …«, versuchte er sich verzweifelt einzureden. So lag er da, oben tobten die Stromschläge, unten die Magensäfte.
    Was hab ich gestern Abend bloß gemacht?
    Er konnte sich nicht erinnern, wie er nach Hause gekommen war. Er wusste nur noch, dass er sturzbetrunken zu Fuß an den Kaiserforen vorbeigegangen war und dass es geregnet hatte. Und dass seine Beine plötzlich den Dienst versagt hatten. Und dann nur noch ein schwarzes Loch.
    Bin ich

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