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Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)

Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)

Titel: Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niccolò Ammaniti
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denn daran so schwer sein? Du gehst hin und sagst: ›Hör mal, tut uns leid, Silvietta und ich haben beschlossen zu heiraten, und deshalb können wir uns nicht umbringen.‹ Ende. Ist das denn so schwer?«
    Zombie fiel die Geflügelschere aus der Hand.
    In der ehemaligen Königsresidenz ging Mantos, mit einer Weinkiste auf dem Arm, durch den Dienstboteneingang und stand plötzlich im Salon. Mit offenem Mund blieb er stehen. Das war was anderes als der Mist aus dem Möbelhaus der Tiroler Schreinermeister. Die Mischung von Alt und Neu war von erlesenem Geschmack. Das war es, was er meinte, wenn er beim Brainstorming versuchte, den alten Mastrodomenico von seinen überholten Ideen abzubringen und an die Welt der Inneneinrichtung heranzuführen. Er ging durch eine Tür und kam in ein Arbeitszimmer mit sehr hohen Bücherwänden. Alle Bücher waren in Packpapier eingeschlagen, und darauf stand in schöner Handschrift der Titel. Dadurch wirkte das ganze Zimmer hellbraun. In der Mitte stand ein Holzblock, so groß, dass er aus Affenbrotbaum oder Eiche sein musste. Und darauf ein schwarzes Telefon.
    Mantos sah das Telefon an.
    Tu’s nicht.
    Er stellte die Kiste ab und hob den Hörer hoch.
    Ich bin dabei, einen großen Fehler zu machen.
    Egal, bevor er sich in diese Selbstmordaktion stürzte, wollte er noch einmal die Stimme seiner Frau hören.
    Er hielt den Atem an und wählte Serenas Handynummer.
    »Schatz … Ich bin’s … «
    Die Antwort war ein: »Wo zum Teufel steckst du?«
    »Warte, Schatz … Lass dir erklären …«
    »Was denn? Dass du ein armer Irrer bist?«, attackierte ihn Serena.
    Saverio setzte sich auf einen Sessel und stützte die Ellbogen auf den Tisch.
    Sie hatte alles vergessen. Als hätte es die letzte Nacht nie gegeben. Sie war wieder die alte grausame Serena.
    Was hab ich denn erwartet? Dass sie sich ändern würde?
    Niemand ändert sich. Serena war dieselbe geblieben, als die sie auf die Welt gekommen war. Die Wunschvorstellung, mit der Zeit würde sie sanfter werden, hatte ihn dazu verleitet, sich auf eine Hochzeit mit dieser Hexe einzulassen. Dieser perverse Mechanismus hatte sie zusammengehalten. Und sie, sie hatte das ausgenutzt und ihm das Gefühl gegeben, er sei ein Schlappschwanz.
    Mit einem Kloß im Hals hielt er den Hörer vom Ohr weg, aber auch so hörte er sie keifen: »Hast du denn völlig den Verstand verloren? Seit Stunden versuche ich, dich auf dem Handy zu erreichen, aber es ist immer aus. Papa ist außer sich und will dich entlassen. Heute fängt die Woche der Kinderzimmer an. Hier sind zweitausend brüllende Kinder. Und du, wo bist du? Mit diesen vier Schwachköpfen unterwegs. Glaub mir, dafür wirst du weiß Gott teuer bezahlen …«
    Saverio sah aus dem Fenster. Auf einem Kirschbaum saß ein Rotkehlchen und putzte sich. Das Bild verschwamm in einem Schleier aus Tränen.
    Damit diese Frau ihn respektierte, hätte er sie jede Nacht vergewaltigen müssen. Hätte sie mit Fußtritten traktieren müssen wie eine Hündin, aber das war nicht seine Vorstellung von Liebe.
    Jedenfalls weiß ich jetzt, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe.
    Eine seltsame Ruhe ergriff Saverio. Er war vollkommen ruhig. Hatte keinerlei Zweifel mehr.
    Er hielt den Hörer an den Mund. »Serena, hör mir gut zu. Ich hab dich immer geliebt. Ich hab alles versucht, um dich glücklich zu machen, aber du bist ein schlechter Mensch, und du machst jeden schlecht, der in deine Nähe kommt.«
    Serena kreischte mit schriller Stimme wie eine Besessene. »So eine Unverschämtheit! Sag mir, wo du bist, und ich komme und schlag dir den Schädel ein, Saverio, ich schwör’s beim Leben meines Vaters.«
    Der Führer der Bestien des Abaddon blähte den Brustkorb auf und sagte mit fester Stimme: »Ich bin nicht Saverio, ich bin Mantos.« Und er legte auf.
    »Was zum Teufel machst du da? Wer hat dir gesagt, du sollst die Geflügelschere holen?«
    Zombie blieb keine Zeit, sich umzudrehen, denn ehe er sich versah, wurde er am Ohr gepackt und mitten auf den Platz gezerrt. Er schrie laut auf und versuchte, sich aus dem Zangengriff zu befreien. Aus dem Augenwinkel sah er, dass es Antonio war, der ihm die Hörmuschel zerquetschte.
    Spuckend, mit geschwollener Halsader und blutunterlaufenen Augen brüllte der Oberkellner Murder und Silvietta an: »He, ihr da! Ihr zwei, wieso tragt ihr die Kellneruniform?«
    Zombie schaffte es, ihn abzuschütteln, und rieb sich das glühend heiße Ohrläppchen.
    »Ihr seid wohl

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