Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)
bitte?«
»Der denkt nicht, der scheißt. Siehst du nicht die Vuitton-Tasche neben ihm? Das ist ein Stomabeutel für Exkremente.«
Fabrizio ärgerte sich. »Der Ärmste. Er ist schon ein komischer Kauz. Wenn man bedenkt, dass noch keiner auch nur eine Zeile von seinem neuen Roman zu Gesicht bekommen hat. Nicht mal seine Verleger.«
Bocchi hielt sich die Hand vor den Mund, um ein Rülpsen zu unterdrücken. »Wenn er tot ist, wird sich herausstellen, dass er kein einziges Wort geschrieben hat, da geh ich jede Wette ein.«
»Der hat was geschrieben … auf jeden Fall … Lass ihn gefälligst in Ruhe. Alles, was er schreibt, speichert er auf einen USB-Stick und löscht es dann wieder von der Festplatte. Er ist paranoid, hat Angst, es zu verlieren. Siehst du das goldene Medaillon, das er um den Hals trägt? Das ist ein USB-Stick mit vierzig GB von Bulgari, den legt er nie ab.«
Inzwischen hatte sich Simona einen Teller mit einer einsamen Minimozzarella besorgt. »Wenn ihr wüsstet, was es da alles Köstliches zu essen gibt. An einem Wagen frittieren sie Artischocken, Zucchiniblüten und Minimozzarella. Ich bin ganz verrückt nach frittierten Häppchen. Am liebsten würde ich sie alle probieren. Aber leider darf ich ja nicht …«
Bocchi klaubte einen Eiswürfel aus seinem Drink und rieb sich damit den Hals ab, so als wäre es August. »Warum denn nicht?«
»Warum denn nicht! Frag nicht so blöd. Ich hab dreihundert Gramm zugenommen. Guck dir an, wie dick ich bin.« Die Schauspielerin zeigte den flachen Bauch ohne eine Spur von Fett. »Machst du mir einen Termin zum Absaugen?«
»Was soll denn das, Simona? Wenn du mich fragst, dann sitzen die einzigen Fettzellen, die du noch im Körper hast, hier oben.« Er deutete auf den Schädel. Und dann ernst: »Ich kann dir einen Termin zum Fettabsaugen im Gehirn geben.«
Die Schauspielerin kicherte lustlos. »Du bist unmöglich, wie immer.«
Der Chirurg stand auf und reckte sich. »Okay, ich dreh eine Runde, wir sehen uns später.«
Fabrizio legte Simona den Arm um die Wespentaille. »Na, wollen wir auch eine Runde drehen? Was meinst du?«
Sie legte den Kopf auf seine Schulter. »In Ordnung.«
Sie gingen los und folgten dem Strom der Gäste. Fabrizio stieg der Duft von Simonas Shampoo in die Nase, der Alkohol machte seine Gedanken leicht und versetzte ihn in gute Laune. Dauernd wurden sie von Leuten angehalten, die sie begrüßten und ihnen jede Menge Komplimente machten. Keiner konnte sich die Bemerkung verkneifen, dass sie ein echtes Traumpaar seien.
Vielleicht haben sie recht, ich könnte mich mit Simona liieren.
Tatsächlich sprach einiges für die Schauspielerin aus Subiaco. Zum einen war sie total blöd, und Fabrizio liebte blöde Frauen, weil sie so gierig von seiner Persönlichkeit schlürften wie friesische Pferde an der Tränke. Das Geheimnis war, nicht zuzuhören, wenn sie von höheren Werten anfingen. Einer der Hauptfehler blöder Frauen ist ihr angeborener Hang zur Abstraktion, zum Erörtern von Gefühlen, Charakter, Sinn des Lebens, Horoskopen. Aber im Allgemeinen fehlt ihnen jeder Sinn fürs Praktische und für Ironie. Folglich halten sie sich nicht damit auf, jeden Quatsch zu kritisieren, den man macht. Im alltäglichen Leben sind sie pflegeleicht. Mariano Santilli, ein Filmproduzent, der ein Jahr lang mit Simona zusammen gewesen war, hatte Ciba erzählt, dass sie im häuslichen Umfeld eine perfekte Ergänzung der Einrichtung lieferte. Sie störte nicht im Geringsten. Sobald sie die Wohnungsschwelle überschritt, schaltete sie auf Stand-by um. Man brauchte ihr nur eine Fernbedienung und ein Laufband zu geben, dann lief sie stundenlang. Sie aß nichts, arbeitete wie ein Tier, und wenn sie nicht arbeitete, ging sie ins Fitnessstudio. Und nicht zuletzt war sie die attraktivste Frau Italiens. Der Kalender mit ihren Fotos hing überall. Millionen Männer wichsten sich davor die Seele aus dem Leib und würden vor Neid erblassen, wenn sie wüssten, dass er der Glückliche war, der mit ihr bumste.
Und das ist doch was .
Im Grunde war es doch wie bei Arthur Miller und Marilyn Monroe.
»Hör mal, Simona. Und wenn wir uns wirklich zusammentun? Meines Erachtens wären wir DAS TRAUMPAAR.«
»Meinst du?« Die Schauspielerin zeigte sich geschmeichelt und gleichzeitig verwirrt. »Wirklich? Du bist so süß. Allerdings weiß ich nicht, ob es mit uns klappen würde … Unsere Sternzeichen passen nicht zusammen … Und du bist ein Genie, du schreibst Bücher,
Weitere Kostenlose Bücher