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Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)

Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)

Titel: Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niccolò Ammaniti
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verrückt geworden. Glaubt ihr etwa, ihr wärt hier auf dem Fischfest in Capodimonte? Aber euch werde ich’s zeigen.« Antonio versetzte Murder einen Stoß. »Und jetzt sagt mir sofort, warum ihr die Kellneruniform anhabt!«
    »Wir wollten uns nützlich machen. Hier ist nicht sehr viel zu tun …«, versuchte Murder eher lahm einzuwenden.
    Antonio ging auf ihn los und stoppte eine Handbreit vor seiner Nase. Sein Atem roch nach Menthol. »Nützlich machen? So, so. Ihr meint wohl, das hier sei ein Spiel? Und welches? Ochs am Berg vielleicht? Und da habt ihr mal eben beschlossen, die Kellner zu spielen? Ihr baut hier Scheiße, und ich verliere meinen Job? Habt ihr immer noch nicht kapiert, wo wir hier sind? Da drüben, das sind Kellner aus Harry’s Bar, aus dem Hotel de Russie, ausgebildete Leute, die die Hotelfachschule absolviert haben, das Personal aus dem Caffè Greco habe ich abgelehnt.« Antonio war blau angelaufen, er rang nach Luft. »Und nun seid ihr schön brav, zieht euch um und macht, dass ihr wegkommt. Ich geb euch keinen müden Euro, und dieses Arschgesicht von Saverio verschwindet mit euch! Das kommt davon, wenn man sich auf Verwandte verlässt … Apropos, wo steckt der eigentlich …?« Antonio fasste sich an den Hals, als hätte ihn eine Bremse gestochen. Über dem Hemdkragen riss er etwas ab und öffnete die Hand.
    In seiner Handfläche lag ein Papierröllchen mit einer Stecknadel an der Spitze.
    »Was ist …?«, mehr brachte er nicht heraus, dann verdrehte er die Augen, sodass nur noch das Weiße der Augäpfel zu sehen war, und sein Mund erstarrte zu einer Grimasse. Er taumelte einen Schritt rückwärts und stürzte dann, starr wie eine Statue, zu Boden.
    Verblüfft sahen die Bestien ihn an, dann tauchte Mantos mit seinem Blasrohr aus einem Gebüsch auf. »Der geht einem vielleicht auf den Sack, was? Wenn ihr wüsstet, wie sehr der schon in der Schule genervt hat …«
    Murder klatschte seinen Chef ab. »Dem hast du’s aber gegeben. Dieses Sedaron ist wirklich eine Wucht.«
    »Hab ich doch gesagt. Spitze, Zombie, du hast ja die Geflügelschere gefunden.«
    »Und mit dem hier?« Silvietta beugte sich über Antonios Körper. »Was machen wir mit dem?«
    »Der wird gefesselt und geknebelt, und dann verstecken wir ihn irgendwo.«

32 Während er hinter dem Kellner auf die Villa zuging, fluchte Fabrizio Ciba vor sich hin. Eigentlich musste er sich beeilen, wenn er noch ein Flugzeug erwischen wollte, und allein die Vorstellung, mit Sasà Chiatti reden zu müssen, machte ihn nervös. Es war absurd, bei Sarwar Sawhney, einem Nobelpreisträger, war er kein bisschen aufgeregt gewesen, und jetzt, wo er einen völlig nichtssagenden Typen wie Chiatti treffen sollte, bekam er Herzklopfen? Die Wahrheit war, dass reiche, mächtige Männer ihn verunsicherten.
    Beim Betreten der Villa war er ziemlich überrascht. Mit allem Möglichen hätte er gerechnet, aber nicht mit einer derart minimalistischen Einrichtung. Der große Salon hatte einen einfachen Betonboden. In einem Natursteinkamin brannte ein dickes Holzscheit. Davor standen vier Siebzigerjahre-Sessel. Außerdem gab es einen zehn Meter langen Stahltisch, über dem ein antiker Kronleuchter hing, und zwei schmächtige Skulpturen von Giacometti. In einer anderen Ecke, als hätte man sie dort vergessen, vier Eier von Fontana und an den weiß verputzten Wänden ein paar Werke von Burri.
    »Hier entlang …« Der Diener zeigte auf einen langen Flur und führte ihn in eine mit marokkanischen Kacheln ausgekleidete Küche. Aus einer Bang & Olufsen-Anlage erklang ein romantisches Klavierkonzert von Michael Nyman.
    Eine große untersetzte Frau mit einem rotbraunen Pagenschnitt machte sich am Herd zu schaffen. Um einen rustikalen Holztisch in der Mitte saßen Salvatore Chiatti, eine albinohafte Sylphide, ein Tattergreis in abgerissenen Kolonialklamotten, ein Mönch und die Sängerin Larita.
    Alle aßen ein Gericht, das ganz so aussah wie Rigatoni all’amatriciana mit jede Menge geriebenem Pecorino.
    Geistesgegenwärtig sagte Fabrizio: »Hallo zusammen.«
    Chiatti trug eine beigefarbene Cordjacke mit aufgesetzten Flicken am Ellbogen, ein schottisches Flanellhemd und ein rotes Tüchlein um das bisschen Hals, das ihm die Natur gegeben hatte. Er wischte sich den Mund ab und breitete erfreut die Arme aus, als würden sie sich seit hundert Jahren kennen. »Da ist er ja, der große Schriftsteller! Welche Freude, Sie zu sehen. Setzen Sie sich zu uns. Wir essen gerade, wie

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