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Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)

Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)

Titel: Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niccolò Ammaniti
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bitte …? Ich dachte, dein Sohn, wie heißt er noch gleich … Ist er nicht in einem Internat in der Schweiz?«
    »Normalerweise schon. Aber an diesem Wochenende war er in Rom. Mir hat er gesagt, er wäre bei einem Freund am Meer. Dann ist er wohl früher zurückgekommen und …«
    »Aber das Video, hast du das gesehen?«
    »Das hat er mir per Mail geschickt.«
    »Und was sieht man darauf?«
    »Dich und mich. Alles gut zu sehen. Wie in einem Pornofilm. Am schlimmsten ist der Schluss, du vögelst mich von hinten, während ich die Pennette ai quattro formaggi umrühre.«
    »Das hat er also auch gefilmt?«
    »Ja.«
    Fabrizio merkte, dass seine Achseln feucht und kalt waren, und es kam ihm so vor, als wäre keine Luft im Raum. Er riss das Fenster auf, atmete tief durch und versuchte sich zu beruhigen. »Wie peinlich!« Bloß keine Panik. »Ach was, der ist doch ein lieber Junge, das würde er nicht tun.«
    »Doch, da kannst du Gift drauf nehmen.« Cristina zweifelte keine Sekunde.
    »Ich glaube, der ist nur sauer, weil du ihn vernachlässigst. Die klassische Reaktion eines Halbwüchsigen, der um mütterliche Aufmerksamkeit buhlt.«
    Cristina schüttelte den Kopf.
    »Wie viel will er denn?«
    »Hundertausend Euro.«
    Ciba riss die Augen auf. »Wie bitte, ich hab wohl nicht richtig gehört! Hunderttausend Euro? Spinnt der?«
    »Fünfzig von dir und fünfzig von mir. Wir sollen es auf sein Bankkonto in der Schweiz überweisen. Er hat mir die IBAN gegeben.«
    »Von mir? Wieso von mir?«
    »Damit du lernst, was es bedeutet, seine Mutter zu vögeln. Das hat er gesagt. Außerdem sei das ein echter Freundschaftspreis. Wenn er das Video an die Presse verkaufen würde, bekäme er dafür noch viel mehr. Du würdest nämlich der erste Literaturstar in einem Pornofilm. Samuel meint, du könntest es getrost mit Paris Hilton und Pamela Anderson aufnehmen.«
    »Das heißt, er ist ein echtes Arschloch?«
    Cristina zuckte die Schultern. »Genau.«
    »Können wir nicht handeln? Den Preis ein bisschen drücken? Fünfzig für beide. Was meinst du?«
    »Keine Chance. Er ist beinhart, darin kommt er ganz nach seinem Vater. Weißt du, Samuel will später nämlich mal Regisseur werden … Das Video hat sogar einen Vorspann mit unseren Namen und ist mit der Filmmusik aus Gladiator unterlegt.«
    Fabrizio begann, im Kreis herumzutigern. »Das ist ja schrecklich. Dein Sohn ist echt ein Scheißkerl. Und wer garantiert uns, dass er keine Kopie macht und uns immer weiter erpresst?«
    »Nein, so was würde er nie tun. Samuel ist ein anständiger Junge, auf sein Wort kann man sich verlassen.«
    »Anständig? Er ist ein Hai als Junge verkleidet … Wenn er das Ding ins Netz stellt, kann ich einpacken. Dann bin ich ruiniert, für immer. Und wenn wir ihm ein bisschen Prügel verpassen lassen?«
    »Daran hab ich auch schon gedacht. Das wäre ein Job für den Schwager meines Mechanikers, für ein paar Scheinchen würde der ihm schon ordentlich einheizen. Das Problem ist nur, dass er dann, da bin ich sicher, erst recht sauer wird. Du willst doch wohl nicht etwa behaupten, dass es dir ums Geld geht. Das passt gar nicht zu dir. Das ist doch geschmacklos.«
    Ciba hasste es, als Pfennigfuchser zu gelten. »Nein, nein. Aber das Geld so zum Fenster rauszuwerfen … Aber sag mal, wie mache ich mich denn?«
    Cristina sah ihn verständnislos an. »Wie meinst du das?«
    »Ich meine … na ja …« Er fand nicht die richtigen Worte. »Mache ich wenigstens eine gute Figur? Sieht man meinen Bauch? Bringe ich eine gute Performance?«
    »Nicht schlecht …«
    »Wenigstens etwas.« Fabrizio griff nach der Türklinke. »Schick mir die Kontonummer für die Überweisung, und hoffen wir das Beste. Was soll ich sagen?«
    »Und wir beide?«
    »Wir beide lassen es, glaube ich, damit lieber gut sein.« Er ging hinaus und machte die Tür hinter sich zu.

37 Wie ein perfekter Kellner balancierte Mantos ein Tablett mit Champagnergläsern zwischen den Festgästen durch und hielt dabei nach Larita Ausschau. Man kam sich vor wie bei der Verleihung der Telegatti-Fernsehpreise. Das halbe Fernsehen war da, die halbe Serie A. Vor allem jedoch gab es eine derart hohe Dichte an scharfen Bräuten pro Quadratmeter, dass einem fast schlecht wurde.
    Als Kind mochte Mantos keine süßen Sachen. Eis, Halbgefrorenes, Eiskaffee waren nicht sein Ding. Auch zum Frühstück aß er lieber Salziges, mit Vorliebe jedoch Tramezzini, sein kulinarischer Spitzenreiter, meilenweit vor Minipizza,

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