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Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)

Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)

Titel: Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niccolò Ammaniti
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Brötchen oder Toast. Eigentlich mochte er Tramezzini in jeglicher Form, am liebsten jedoch mit Huhn oder mit Krabben und Rucola. Zu seinem Leidwesen führte die Bar Internazionale in Fiano Romano nur ein relativ begrenztes Sortiment an Tramezzini, die zudem meist ziemlich trocken waren. Außerdem machten sie dort den schwerwiegenden Fehler, die Tramezzini im Elektroherd anstatt im Kontaktgrill warm zu machen. Und das, wo ein Tramezzino eigentlich ja nur auf die glühend heiße Grillplatte gehört, wenn er, mit Schinken oder Molkereiprodukten wie Mozzarella oder mildem Käse belegt ist.
    Aber die Tramezzini in Rom, das erzählten alle, seien etwas vollkommen anderes. Sie zergingen auf der Zunge und waren immer frisch, denn dort wickelte man sie in feuchte Tücher, die für den richtigen Feuchtigkeitsgrad sorgten. Deshalb stellte Saverio sich vor, die Häuser in der Hauptstadt seien dreieckig und auf den Straßen gebe es überall lange Vitrinen mit Tramezzini.
    Zum Geburtstag hatte er sich von seinem Vater gewünscht, dass er mit ihm nach Rom fahre, damit er diese Köstlichkeiten einmal probieren könne. Und einmal hatte sein Vater ihm diesen Wunsch tatsächlich erfüllt, eigentlich sogar übererfüllt. Denn auf Empfehlung seines Onkels Aldo, der im Bildungsministerium arbeitete, hatte der Vater ihn in die Casa del Tramezzino geführt, auf der Viale Trastevere Ecke Piazza Mastai.
    Als der kleine Saverio Moneta diesen kulinarischen Tempel betrat, war er gerührt. Denn vor ihm ragten, hinter Glasscheiben geschützt, wahre Festungen aus Tramezzini empor. Das reichte vom einfachen mit Schinken und Mozzarella bis zu Bratwurst, Mayonnaise und Chicorée. Zander, Rucola und Stracchino. Lammcarpaccio, rosa Sauce und Jakobsmuscheln. Mit einer, zwei oder gar drei Schichten. Bis zum Club Sandwich Ambassador Gran Royal. Ein Monstrum aus zwölf Schichten mit fünfundsechzig Zutaten.
    »Ich gebe dir dreitausend Lire. Die kannst du ausgeben. Aber überleg dir genau, was du willst, und nichts verschwenden«, hatte sein Vater zu ihm gesagt.
    Rastlos rannte der Junge von einem Ende des Lokals zum anderen, ohne sich entscheiden zu können. Seine Hände schwitzten, und er verlor jeden Appetit. Am Ende kaufte er nichts und kam mit sämtlichen Geldscheinen wieder heraus.
    Und genau so erging es ihm jetzt wieder. Angesichts dieses Überangebots an schwindelerregenden Schenkeln und Kurven, an aufgeworfenen Lippen so prall wie geschmorte Tintenfische und an Brüsten so rund wie die Kuppeln des Brunelleschi wandte sich Mantos angewidert ab und entdeckte eine kleine Brünette, die zwischen all diesen Superheldinnen ein wenig verloren wirkte.
    Larita …
    Mit Schottenrock, schwarzer Jacke und weißer Bluse sah sie aus wie eine Studentin. Mantos startete ein Annäherungsmanöver, während Sasà Chiatti auf der Bühne weiterredete. ». keine Mühe gescheut, damit Sie sich gut amüsieren … Drei unterschiedliche Jagden. Auf Fuchs, Tiger und Löwe. Die Fuchsjagd ist allerdings für diejenigen reserviert, die gut reiten können. Es gelten die traditionellen Regeln des Herzogs von Beaufort. Im Hundezwinger wartet eine Meute mit dreißig Beagles. Für diese Jagd ist eine bestimmte Kleidung vorgeschrieben: schwarz-rote Jacke in Tweed oder Hahnentritt, weiße Krawatte, weiße Handschuhe, helle Hose und natürlich Reitstiefel und -kappe.«
    Durch das Publikum ging ein Raunen. Kopfschüttelnd sahen sich die Gäste gegenseitig an. »Wie soll das gehen?« – »Das ist doch verrückt!« – »Dafür sind wir doch gar nicht richtig angezogen.«
    Chiatti beruhigte sie. »Immer mit der Ruhe, Leute! Es ist für alles gesorgt, kein Grund zur Aufregung. Der Modeschöpfer Ralph Lauren hat die Jagdkleidung großzügigerweise zur Verfügung gestellt. Hinter der Villa befindet sich ein Lager, wo die Damen und Herren alles Notwendige finden. Die roten Zelte sind für die Fuchsjagd, die orangefarbenen für die Tigerjagd und die beigefarbenen für die Löwenjagd. Wenn Sie möchten, können Sie die Kleidung hinterher mit nach Hause nehmen.«
    »Chiatti, du bist ein echter Herr!«, brüllte einer. »Ralph, du bist großartig!«, ein anderer.
    Inzwischen war Mantos bis auf wenige Meter an die Sängerin herangekommen. Mit verschränkten Armen stand Larita da und sah ein bisschen gelangweilt zur Bühne. Sie war klein, aber wohlproportioniert. Und machte den Eindruck, als habe sie mit alldem nichts am Hut.
    Ein schlaksiger Typ mit Bart und Sonnenbrille, abgeschabter

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