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Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)

Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)

Titel: Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niccolò Ammaniti
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nicht im Stich lassen. Er hat unserem Leben einen Sinn gegeben, hat uns gezeigt, wie scheinheilig diese Scheißgesellschaft ist. Er hat uns den Weg des Bösen gezeigt. Er hat unserem Hass ein Ziel gegeben. Mantos hat sich von allem losgesagt, hat Frau, Kinder und Möbelhaus aufgegeben und beschlossen, sich aufzuopfern, damit wir zur Sekte Nummer eins in Italien werden. Und ihr, ihr wollt ihn auf so schäbige Art verraten?« Er stand auf und trank den Prosecco in einem Zug aus. »Mach doch, was du willst, aber du sollst wissen, dass mein letzter Gedanke, bevor ich sterbe, euch beiden gelten wird. Den fiesesten Typen, die ich je im Leben getroffen habe.« Und dann ging er.
    Silvietta sank zu Boden und brach in Tränen aus.

36 »Willst du mir jetzt endlich sagen, was los ist?« Fabrizio folgte Cristina Lotto durch die Menge und sah sich dabei nach Larita um, aber in diesem Chaos war es unmöglich, sie ausfindig zu machen.
    »Hör auf, mit mir zu reden. Komm einfach mit, und basta. Mein Mann könnte uns sehen«, sagte die Frau und senkte dabei den Kopf, als würde sie verfolgt. »Lass uns ins Haus gehen.«
    Sie zwängten sich zwischen den Buffetwagen durch und betraten die Villa.
    Cristina sah sich um. Auch die Salons waren voller Gäste. »Wo sind wohl die Toiletten?«
    Einen Augenblick lang dachte Ciba, das alles sei vielleicht nur ein Vorwand für eine schnelle Nummer auf dem Klo. Aber sie war viel zu aufgeregt. Außerdem hatte Cristina, allen nymphomanischen Gelüsten zum Trotz, immer sehr darauf geachtet, ihre gemeinsamen Schäferstündchen sorgfältig zu planen. Gerade deshalb hatte Fabrizio sich auch weiterhin mit ihr getroffen. Sie wollte jeden Skandal vermeiden, denn sie hing an ihrer Familie und hatte folglich wesentlich mehr zu verlieren als er.
    »Sag mal, können wir nicht morgen darüber reden? Eigentlich habe ich jetzt was anderes vor.«
    »Nein.« Cristina öffnete eine Tür. »Hier ist es.«
    Die Toiletten befanden sich in einem Saal von etwa siebzig Quadratmetern mit Holzbalken und Eichentäfelung wie in einem Chalet in Cortina. Auch hier war alles voller Gäste mit roten Gesichtern und Festkrawatten, die laut lachten und sich angeregt unterhielten. Die Frauen standen vor den Spiegeln und erneuerten ihr Make-up. Zwischen den Säulen wand sich eine lange Schlange bis zu den Toilettenkabinen, in denen mit Sicherheit alles Mögliche geschnupft wurde. Für römische Verhältnisse herrschte eine ungewöhnlich aufgekratzte Stimmung.
    Zwei Typen im Smoking unterhielten sich sehr laut.
    »Ich hab ein Trullo im Piemont gekauft.«
    »Ich wusste gar nicht, dass es im Piemont Trulli gibt.«
    »Doch. Echte Originale. Die werden in Apulien Stein für Stein abgetragen und dann bei Alessandria wieder aufgebaut. Es gibt dort einen regelrechten Wohnpark aus Trulli.«
    »Und, sind die teuer?«
    »Nein. Absolut nicht.«
    Cristina wisperte Fabrizio ins Ohr. »Hier geht es nicht. Folge mir.«
    Schließlich fanden sie ein kleines, einfach eingerichtetes Zimmer. Vielleicht eine Dienstbotenkammer. Cristina schloss ab und setzte sich aufs Bett.
    Fabrizio zündete sich eine Zigarette an. »Sagst du mir jetzt bitte, was passiert ist?«
    Sie nahm den Hut ab. »Samuel hat uns erwischt.«
    »Wer zum Teufel ist Samuel?«
    »Mein Sohn. Er hat uns erwischt.«
    Fabrizio begriff nicht. »In welcher Hinsicht?«
    »Er hat uns…«, Cristina schnappte nach Luft, als falle ihr das Reden schwer, »… beim Vögeln in der Küche erwischt.«
    »Scheiße!« Jetzt setzte sich auch Fabrizio aufs Bett.
    Und wenn der Kleine das nun brühwarm seinem Vater erzählte? Natürlich würde dieser Penner, dafür legte er seine Hand ins Feuer, alles totschweigen, nur um nicht als der Gehörnte dazustehen. Unter Umständen war es vielleicht sogar besser so. Diese Geschichte musste ohnehin ein Ende nehmen. So brauchte er wenigstens keine Ausrede, um Schluss zu machen. Denn inzwischen funktionierte sein Kopf wie eine ferngesteuerte Rakete, die nur ein Ziel hatte: Larita und ihr gemeinsamer Umzug nach Mallorca.
    Fabrizio raufte sich die Haare und spielte den Konsternierten. »O je … das tut mir echt leid … der Ärmste, das hat ihn bestimmt traumatisiert.«
    Cristina kniff die Lippen zusammen und lächelte gequält. »Traumatisiert? Den doch nicht. Er verlangt einen Haufen Geld, und wenn wir nicht zahlen, dann landen wir im Internet.«
    Vielleicht hatte Fabrizio nicht richtig verstanden. »Was hast du gesagt?«
    »Er hat uns mit dem Handy gefilmt.«
    »Wie

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