Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)
einfach nur: »Ja.«
Das war sein erstes Ja gewesen. Das erste in einer endlosen Reihe.
Mit diesem Tag begann die wundersame Verwandlung des Saverio Moneta vom unbekannten Buchhalter zum Sherpa, der Serena auf ihren Razzien in die Einkaufszentren begleitete, zum Chauffeur ihres SUV, zum Laufburschen, Gepäckträger, Pony Express, Klempner, Reparateur von Satellitenschüsseln, Ehemann und Vater ihrer Kinder.
Und außerdem war es das erste und letzte Mal in ihrer zehnjähren Beziehung, dass Serena ihm einen blies.
Mantos beobachtete Murder und Silvietta.
Er groß und dick, sie winzig. Sie tat so, als würde sie ihn mit Fußtritten antreiben. Er lachte und blieb absichtlich stehen.
Saverio suchte in seinem Gedächtnis nach einem Spaziergang mit Serena. Vergeblich. Bei Ikea vielleicht. Er schob den Wagen, und sie ging telefonierend vornweg.
Aber diese beiden brauchte man nur anzusehen, und schon wusste man, dass sie alles gemeinsam machten. Seit sie sich im Zug kennengelernt und über ihre Leidenschaft für Heavy Metal und Lazio Rom unterhalten hatten, waren sie nie mehr getrennte Wege gegangen. Wenn einer ein Buch las, dann musste es auch der andere lesen. Allein die Art, wie sie sich anfassten, sich gegenseitig berührten. Die beiden wussten, dass sie sich aufeinander verlassen konnten.
Als hätte man ihm eine Augenbinde abgenommen, erkannte Mantos die grauenhafte Wahrheit. Er hatte diese beiden, die sich liebten, dazu überredet, Selbstmord zu begehen, und alles nur, weil er ein Problem hatte.
Du glaubst nicht an die Liebe, die beiden aber schon. Du bist voller Hass, sie nicht.
Eine Kralle bohrte sich ihm in die Kehle und sank bis ins Herz. Er ging langsamer und nahm den Rucksack ab, der so schwer war, als wäre er voller Steine.
»Hast du die beiden gesehen?« Zombie ging neben ihm.
Mantos brachte kein Wort heraus. Er hatte einen Kloß im Hals. Er riss den Mund auf und sah seinen Jünger verwirrt an.
»Lass sie gehen. Sie sind anders als wir. Sie leben im Licht, wir in der Finsternis.«
Mantos schluckte, aber der Kloß ging nicht weg. Ratlos sah er sich um. Ihm blieb die Luft weg. Jetzt zerfetzte ihm die Kralle die Lungen.
»Lass sie gehen. Noch ist es nicht zu spät.«
Saverio stützte sich auf Zombies Arm, so als könne er nicht alleine stehen. Er kniff die feuchten Augen zusammen und sah ihn an. »Danke.«
Mit letzter Kraft rief er sie: »Ihr zwei, kommt mal her!«
Murder und Silvietta kamen näher. »Was ist los? Geht’s dir nicht gut?«
Saverio steckte die Hände in die Taschen und versuchte, einen plausiblen Vorwand zu finden, aber er war zu erregt, er holte Luft und brachte nur heraus: »Geht nach Hause, schnell.«
Murder reckte den Hals, als hätte er nichts verstanden. »Wie bitte?«
»Geht einfach nach Hause. Ohne großes Aufheben.«
»Warum?«
Böse, du bist ein Sohn Satans. »Ihr seid nicht würdig, Bestien des Abaddon zu sein.«
Murder wurde blass. »Was habe wir denn falsch gemacht?«
Der Chef der Bestien ballte die Fäuste in den Taschen. »Ihr seid widerlich. Ihr liebt euch. Ihr habt euch gern. Es ist der Hass, der euch ernähren soll, aber ihr seid voller Liebe. Ihr seid zum Kotzen.«
Silvietta schüttelte den Kopf und sah Zombie an. »Du hast ihm von der Hochzeit erzählt … Warum nur? Ich hab dich doch gebeten, ihm nichts zu sagen.«
Mantos sah Zombie verständnislos an. Wovon redete sie? Als er gerade nachfragen wollte, beeilte sich sein Jünger zu sagen: »Ja, ich hab ihm gesagt, dass ihr heiraten wollt. Ich konnte es ihm nicht verschweigen.«
O Gott, sie wollten heiraten. Warum haben sie mir nichts gesagt?
Murder sah ihn schuldbewusst an. »Ich hab versucht, es dir zu sagen …«
Sie haben sich nicht getraut .
»Aber … wir haben es uns anders überlegt, das schwöre ich. Wir wollen nicht mehr heiraten. Das war Quatsch, ein blöder Einfall. Wir wollen bei euch bleiben, bis zum Schluss.«
Am liebsten hätte Mantos sie umarmt. »Ihr habt den satanischen Pakt gebrochen. Deshalb stoße ich, der Führer der Bestien des Abaddon, euch aus der Sekte aus.« Er sagte es mit aller Gemeinheit, die in ihm steckte, aber dabei riss er sich selbst ein Stück Herz aus der Brust.
»Das kannst du nicht machen. Das ist ungerecht.« Silvietta schluchzte und versuchte, seine Hand zu ergreifen.
Mantos wich drei Schritte zurück, und die Frau fiel auf die Knie. »Was gerecht ist, entscheide ich. Ich befehle euch zu gehen.« Dann wandte er sich an Zombie. »Los, weiter.«
Murder
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