Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)
umarmte Silvietta. »Nicht weinen, mein Herz.«
Was von den Bestien des Abaddon noch übrig war, marschierte in Richtung Wald, ohne sich noch einmal umzudrehen.
46 »So schleichen sie nicht mal auf dem Newski-Prospekt um acht Uhr abends«, sagte Milo Serinov zu Paco Jiménez.
»Tienes ragione hombre. Ora te mostro.« Der Mittelstürmer beugte sich über den Korb zum Fahrer hinunter. »Hey … niño …
Der Filipino drehte sich um und sah nach oben. »Was?«
»¡Descánsate!« Der Mittelstürmer versetzte dem Ärmsten einen Stoß, sodass er das Gleichgewicht verlor und lautlos in einem Brombeergebüsch verschwand. Mit seiner sprichwörtlichen Geschmeidigkeit sprang Paco auf den Hals des Elefanten und begann, den Kopf des Dickhäuters mit Faustschlägen zu traktieren. Das Tier rollte die Augen und musterte den Fußballer, der jedoch nicht aufhörte. Dann hob es den Rüssel, trompetete laut und galoppierte los.
Paco, Milo und die Frauen kreischten aufgeregt.
Ciba sah, dass der Elefant von hinten auf sie zugerast kam wie eine Lokomotive ohne Bremsen, und dann stießen die beiden Tiere zusammen. Die Körbe schwankten furchterregend.
»Was zum Teufel macht ihr da?«, brüllte der Schriftsteller, der beinah abgestürzt wäre.
»Aus dem Weg, ihr Schnecken!« Milo Serinov amüsierte sich köstlich. »Lasst uns vorbei!«, kreischte Taja Testari, doch dann schlug ihr der Ast einer jahrhundertealten Eiche auf die Nase, und das herausspritzende Blut färbte das Kleid von Mariapia Morozzi dunkelrot. »Scheiße, tut das weh!«, brüllte das Model und versank in dem Korb.
»Einer weniger«, brüllte Ciba, der seinen intellektuellen Aplomb verloren hatte und plötzlich mitfieberte.
Auch Paco schien wie im Rausch. Nichts konnte ihn stoppen. »¡Ándale! ¡Ándale con juicio!« Aber als ihr Tier gerade zum Überholen ansetzte, zischte plötzlich, keine zehn Meter vor ihnen, ein roter Pfeil quer über den Weg: der Fuchs, der es irgendwie geschafft hatte, seinen Verfolgern zu entkommen.
Bei seinem Anblick kreischten alle aufgeregt: »Der Fuchs! Der Fuchs!«
»Aber das hier ist doch die Tigerjagd. Was macht denn der Fuchs hier?«, fragte Larita erstaunt.
In diesem Augenblick erwachte der alte Cinelli aus seinem Koma, schnappte sich das Gewehr und brüllte ebenfalls: »Der Fuchs! Der Fuchs!« Und dann ballerte er aufs Geratewohl ins Dickicht.
Die Kugeln pfiffen in alle Richtungen.
Die Sängerin hielt sich die Ohren zu, während Ciba versuchte, dem alten Spinner, der unentwegt abdrückte, das Gewehr zu entreißen. Eine Kugel traf die Metallschnalle am Sattelgurt des letzten Elefanten. Der Gurt ging auf, der Korb überschlug sich, und die Heavy-Metal-Gruppe aus Ancona landete in den Brennnesseln.
Als ihm endlich die Munition ausging, sah der Alte sich fragend um. »Hab ich ihn erwischt?«
Unterdessen stürmten die Elefanten weiter und trampelten alles nieder. Zweige, Baumstümpfe, Büsche.
Aus dem Wald links von ihnen erhob sich ein markerschütterndes Geschrei. Auf einem Hengst galoppierte, den Säbel schwingend wie ein Husar in der Schlacht von Marengo, Paolo Bocchi vorbei. Als er an den Elefanten vorbeikam, hörte man den Schlachtruf: »Savoyen oder Tod!« Er trug nur eine Reithose, der nackte Oberkörper war von Zweigen und Dornen zerkratzt. Über den Anblick des Schlachtrosses erschraken die beiden Elefanten so sehr, dass sie das Tempo noch verschärften. Schnell wie der Wind flog der Chirurg dahin, setzte über eine Hecke und verschwand im Wald. Eine Sekunde später preschte die Hundemeute, die Bocchi und den Fuchs verfolgte, laut kläffend zwischen die Füße der Dickhäuter. Vor Schreck blieb Pacos Elefant wie angewurzelt stehen, sodass Mittelstürmer und Korb wie Kugeln durch die Luft pfiffen und im Unterholz verschwanden.
Im finsteren Wald ertönte ein Jagdhorn, und das Hufgetrappel kam immer näher. Dann tauchten achtunddreißig rotbefrackte Reiter auf, die in einem Affenzahn genau auf sie zuhielten und zu spät sahen, dass die Elefanten ihnen den Weg versperrten. Die meisten Reiter stürzten, manche wurden kilometerweit mitgeschleppt, weil sie mit dem Fuß im Steigbügel hängen blieben. Kaum jemand blieb unverletzt.
Der Elefant mit der Filmagentin Elena Paleologo Rossi Strozzi, dem maghrebinischen Modeschöpfer und dem Spielfilmdirektor der RAI überschlug sich wie ein Abarth A112 in der Kurve am Monte Mario.
Als Fabrizio Ciba irgendwann bemerkte, dass ihr philippinischer Führer verschwunden war,
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