Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)
versuchte er, das Tier durch Schläge mit dem Gewehrkolben zu stoppen. Aber der Elefant dreht sich abrupt zur Seite und schlug sich ins Unterholz. Durch den Ruck wurde der alte Cinelli herumgerissen und nach hinten geschleudert, er prallte auf den Hintern des Elefanten und blieb dann am Schwanz hängen. Um ihm zu helfen, unternahm der Enkel einen ebenso heroischen wie verzweifelten Versuch. Er kletterte aus dem Korb, hielt sich mit einer Hand daran fest und versuchte mit der anderen, den Großvater zu packen. Der Alte ergriff die Hand des Enkels. »Zieh! Zieh schon!«
Dann purzelten beide zu Boden und landeten im Stechginster.
Ciba und Larita blieben allein auf dem wild gewordenen Tier zurück.
47 Schmerz und Erleichterung mischten sich in seiner gequälten Seele, während Mantos sich am Sumpf entlang durch das Röhricht kämpfte. Zombie folgte ihm schweigend.
Seit der Trennung von Murder und Silvietta hatten beide kein Wort mehr gesagt.
Noch immer sah der Anführer der Bestien die beiden vor sich, wie sie Arm in Arm dagestanden und ihnen bei ihrem Abmarsch hinterhergeschaut hatten.
Dann musste er wieder an die Worte von Kurtz Minetti denken. »Für die satanische Szene sind die Bestien des Abaddon belanglos. Ihr seid am Ende.« Wie recht er doch hatte, die Lage war hoffnungslos. Im Team fehlten zwei unverzichtbare Mitglieder, und der Plan, Larita zu ermorden, funktionierte vorne und hinten nicht. Und dann war da noch etwas, das ihm nicht im Geringsten einleuchtete. Warum wollte Zombie sich unbedingt umbringen? Wieso war er nicht mit seinen Freunden abgehauen? Hatten die drei nicht immer zusammengesteckt? Wie eine Schlange war er herangekrochen und hatte ihn, Mantos, wispernd aufgefordert, er solle die beiden gehen lassen.
Konnte es sein, dass der sympathische Zombie womöglich klammheimlich zu Kurtz Minetti übergelaufen war ?
Vielleicht hatte Kurtz ihn ja bestochen und damit beauftragt, den Mord an Larita zu sabotieren, um ihn, Mantos, vor der ganzen satanischen Gemeinde zu blamieren. Und sich für seine Absage zu rächen. Auch Zombies Auftritt vorhin an der Villa war irgendwie seltsam gewesen.
Mantos blieb stehen und tat so, als müsste er Luft schöpfen. »Alles klar?«
Vor Erschöpfung keuchend, stemmte Zombie die Hände in die Seiten und nickte. Sein Gesicht war noch dunkler als sonst.
Der Chef der Bestien sah ihn eindringlich an. »Hör mal, sollen wir die Sache vielleicht abblasen?« Das war eine Fangfrage, um herauszufinden, ob sein Jünger vielleicht ein gemeiner Verräter war. »Vielleicht sollten wir auch aufgeben … Das ist doch alles Blödsinn. Zu zweit schaffen wir das nie. Und was ist, wenn uns zu guter Letzt womöglich der Mut zum Selbstmord fehlt? Dann landen wir bloß im Knast. Wenn wir jetzt einfach nach Hause gehen, kann uns nichts passieren.«
Zombie ging mit gesenktem Kopf weiter. »Ich geb nicht auf. Du kannst ja abhauen, wenn du willst.«
»Warum eigentlich? Ich verstehe nicht, warum du plötzlich so erpicht darauf bist. Sonst hast du doch immer was zu meckern. Kannst du mir mal erklären, warum du dich jetzt unbedingt umbringen willst?«
»Darüber möchte ich nicht reden.«
Mantos ergriff seinen Arm und sah ihn drohend an. »Kommt nicht infrage, du sagst es mir jetzt.«
»Lass mich.« Zombie versuchte sich loszumachen.
»Raus mit der Sprache. Ich bin dein Anführer. Ich befehle es dir.«
Zombie schluckte und sprach dann mit tonloser Stimme weiter. »Vor ein paar Tagen bin ich nachts plötzlich hochgeschreckt, als hätte mich jemand am Arm gerüttelt. Zuerst dachte ich, es wäre mein Vater, der mir sagen wollte, dass es meiner Mutter schlecht ging. Aber alle schliefen. Wie immer war ich bei laufendem Fernseher eingeschlafen. Es lief ein Theaterstück, in Schwarz-Weiß. Uralt. Die Sorte Zeug, die sie auf Rai Tre morgens um vier zeigen. Ich hatte schon die Fernbedienung in der Hand und wollte gerade ausschalten, als der Schauspieler, ein Alter mit schielenden Augen und langem Pony, etwas gesagt hat. So etwas habe ich im ganzen Leben noch nie gehört, und seit dieser Nacht hat sich alles verändert, seither hat alles keinen Sinn mehr.«
Mantos war durcheinander. »Und was hat er gesagt?«
Zombie schien unschlüssig, ob er antworten sollte, aber dann: »Willst du es hören?«
»Ja, sicher.«
»Ich hab’s auswendig gelernt. Ich hab mir das Buch gekauft. Aber ich habe es noch nie jemandem vorgetragen.«
»Lass hören.«
»Okay.« Zombie stellte sich breitbeinig hin, als
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