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- Lasst die Toten ruhen

- Lasst die Toten ruhen

Titel: - Lasst die Toten ruhen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Kotowski
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ja jetzt gleichgültig … Du, du, küss mich hier … sie knöpfte hastig ihre Taille auf … Das hast du einmal vor zehn Jahren getan. Das gießt sich wie flüssiges Feuer über den ganzen Körper. Die Schauer kriechen wie lange, kalte Schlangen über den Leib …
    Sie verstummte und zitterte heftig. Er küsste sie mit kranker Leidenschaft auf ihre Brust.
    – Noch mehr! Sie war ganz von Sinnen.
    Er zerriss ihr Hemd und sog an ihrer Brust.
    Sie zuckten. Eine zerstörende Wolllustekstase riss ihnen die Nerven entzwei.
    Sie schrie plötzlich leise auf.
    – Lass’, lass’, keuchte sie heiser. Mein Kopf birst …
    Sie warf sich von ihm weg, aber im nächsten Moment setzte sie sich wieder dicht an ihn heran.
    Sie nahm seinen Kopf in beide Hände, drückte ihn fest an ihre Brust und flüsterte ihm leise in’s Ohr:
    – Wenn wir jetzt stürben …
    Aber im selben Nu rückte sie wieder von ihm weg und lachte.
    – Oh du! Du! Warum sagst du mir jetzt nicht, dass ich sentimental bin? Du hattest jetzt eine so prachtvolle Gelegenheit, dich an mir zu rächen. Oh ja, du verschmähst es – deine Seele ist groß und schön. Ich liebe deine Seele, ich liebe die tiefe Schwermut deiner Seele, ich liebe die Tiefe und den Abgrund in dir. Alles wächst zu einem endlosen Abgrund in dir, alles in dir wird so furchtbar tief und schmerzhaft. Du bist mir so heilig mit deinen Visionen. Sag’, sag’, hast du oft Visionen? Du, du bist der Einzige, der Qual und Schmerz in sich hat! Und du wehrst dich nicht dagegen, du wehrst dich nicht gegen den Schmerz, du liebst ihn auch, wie ich … Oh, lass’, lass’ mich alles sagen. Ich habe so gedürstet, ich habe so gelechzt, dir dies alles zu sagen … Ich liebe dich, weil es dich ekelt vor Glück … Ich liebe dich, weil du die Vernunft hassest und dich tausendmal lieber in den Abgrund stürzest …
    Sie hing sich ihm um den Hals und rieb langsam ihr Gesicht an dem seinen.
    – Und du liebst mich jetzt. Ich fühle, wie grenzenlos du mich liebst. Deine Seele klopft mir entgegen, dein Blut fließt in meine Adern über, und dein Geist strömt in mich über, dein Geist mit der ganzen Hölle von Schmerz, mit der abgründigen Tiefe von Qual. Hörst du mich sprechen? Hörst du dich in mir sprechen? Du hast mich sprechen gelehrt, du hast deine Worte in meine Seele gepflanzt …
    Sie wiegte sich leise an seinem Körper.
    – Und ich hasse die Vernunft. Ich habe keine Vernunft. Ich habe Ekel vor der niedrigen bürgerlichen Vernunft, die den Schmerz wie die Pest fürchtet … Kleine, besorgte Bürgerfrauen, kleine Bürgerfräulein haben Vernunft … Oh, wie sie vernünftig sind! …
    Sie kicherte leise.
    – Nicht wahr? Kleine Bürgerfräulein, die in kleiner, enger, vernünftiger Atmosphäre aufgewachsen sind, die müssen wohl vernünftig sein … Ha, ha, ha … Aber ich bin das Kind deines Geistes …
    Sie waren beide wie verzückt. Sie kamen in einen Zustand von einer visionären, somnambulen Ekstase, ihre Seelen wogten ineinander über.
    Sie schwiegen, eng aneinandergepresst.
    – Oh, ich hätte es nie gedacht, dass es so unendlich gut ist in deinen Armen …
    Wieder Schweigen.
    Plötzlich rückte sie von ihm weg.
    – Du – du … warst du wirklich bei dem Mädchen?
    – Wie?
    – Warst du bei ihr?
    Er raffte alle seine Kräfte zusammen …
    – Nein!
    – Du lügst, sagte sie traurig … aber ich bin schuld daran … war ich roh zu dir?
    – Nein, nein … Nein, du warst es nicht … Du bist mein, Agaj … Du … Du …
    Er sank an ihr nieder und küsste ihre Füße.
    Sie nahm ihn auf, hielt seinen Kopf in den Händen und sagte wie irrsinnig:
    – Das ist das Ende vom Liede …
    – Das ist das Ende vom Liede, wiederholte er.
    Lange Pause.
    – Aber nicht zusammen …
    – Wie?
    Sie lächelte irre.
    – Nicht zusammen … Verstehst du mich nicht?
    Er dachte nach.
    – Warum nicht?
    – Wir würden einander stören.
    – Ja.
    Lange Pause.
    Sie fuhr auf.
    – Nein! Wir wollen nicht traurig sein! Trink, trink!
    Sie tranken hastig.
    Und wieder saßen sie lange, dicht aneinandergekauert.
    – Hör’, Agaj, gibt es keinen Ausweg?
    – Nein! Jetzt nicht mehr.
    – Und … und, wenn wir beide wegfahren und, – wenn alles wie ein Alb abgeschüttelt ist? …
    – Ich kann nicht dein sein!
    – Warum nicht?
    – Ich weiß es nicht … Nein, es geht nicht … Sprich nicht darüber, es ist nutzlos, sagte sie müde.
    – Ist es Vernunft?
    – Nein, nein! Ich habe Ekel vor der Vernunft. Es ist etwas, was ich

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