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Lasst Knochen sprechen: 3. Fall mit Tempe Brennan

Lasst Knochen sprechen: 3. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Lasst Knochen sprechen: 3. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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in meinen Schoß, da er eine längere Unterhaltung erwartete.
    »War die Aufnahme geschnitten?«
    »Keine Sekunde, Tempe. Ich bin ziemlich gut im Lippenlesen. Wo hast du denn diese Wörter aufgeschnappt?«
    Ich stöhnte, als ich mich an einige der deftigeren Anregungen in Bezug auf das Verstauen von Kameras und Mikrofonen erinnerte.
    »Aber das ist nicht der Grund, warum ich anrufe. Ich will, dass du am Samstag zu mir zum Abendessen kommst. Ich habe ein paar Freunde eingeladen, und ich glaube, du brauchst ein bisschen Sozialtherapie, eine kleine Ablenkung von diesen furchtbaren Bikern und dieser Ryan-Geschichte.«
    Diese Ryan-Geschichte.
    »Isabelle, ich glaube nicht, dass ich im Augenblick eine angenehme Gesellschaft bin. Ich –«
    »Tempe, ein Nein akzeptiere ich nicht. Und ich will, dass du Perlen und Parfüm trägst und dich in Schale wirfst. Das hebt gleich die Stimmung.«
    »Isabelle, versprich mir, dass du diesmal nicht versuchst, mich zu verkuppeln.«
    Einen Augenblick lang herrschte Schweigen. Dann: »Diese Arbeit, die du machst, Tempe, die macht dich zu argwöhnisch. Ich hab’s dir gesagt. Es sind nur ein paar von meinen Freunden. Außerdem habe ich eine Überraschung für dich.«
    O nein.
    »Was denn?«
    »Wenn ich es dir sage, ist es keine Überraschung mehr.«
    »Sag’s mir trotzdem.«
    »Bon. Es gibt da jemanden, den ich dir gern vorstellen möchte.
    Und ich weiß, dass er dich sehr gern kennen lernen würde. Na ja, eigentlich habt ihr euch schon einmal getroffen, nur wurdet ihr einander nie offiziell vorgestellt. Dieser Mann hat nicht das geringste Interesse an einer romantischen Beziehung. Vertrau mir.«
    In den vergangenen zwei Jahren hatte ich viele von Isabelles Freunden kennen gelernt, und die meisten davon hatten irgendwie mit Kunst zu tun. Einige waren langweilig, andere faszinierend. Viele waren schwul. Aber alle irgendwie einzigartig. Sie hatte Recht. Ein bisschen Ablenkung würde mir gut tun.
    »Okay? Was darf ich mitbringen?«
    »Nichts. Zieh einfach deine Pumps an und sei um sieben hier.«
    Nachdem ich mir das Handtuch vom Kopf gewickelt und die Haare gekämmt hatte, stellte ich ein Fischmenü in die Mikrowelle. Ich gab eben die Zeit ein, als es an der Tür klingelte.
    Ryan, hoffte ich plötzlich, als ich in die Diele ging. Es war alles ein Missverständnis. Aber wenn es keins war, wollte ich ihn dann überhaupt sehen? Wollte ich wissen, wo er gewesen war, was er zu sagen hatte?
    Ja. Und zwar nahezu verzweifelt.
    Diese Selbsterforschung erwies sich als unnötig, da mir der Kontrollmonitor Jean Bertrand zeigte und nicht seinen Partner. Ich drückte auf den Türöffner und ging dann ins Schlafzimmer, um Socken und einen Bademantel anzuziehen. Als er meine Wohnung betrat, zögerte er, als müsste er sich wappnen. Nach einer verlegenen Pause streckte er die Hand aus. Ich schüttelte sie, sie fühlte sich kalt an.
    »Hallo, Tempe. Tut mir Leid, dass ich Sie so überrasche.«
    Anscheinend war es im Augenblick ziemlich angesagt, mich zu überraschen.
    Sein Gesicht wirkte müde, und er hatte tiefe Schatten unter den Augen. War er für gewöhnlich makellos gekleidet, so trug er an diesem Abend ausgewaschene Jeans und eine zerknitterte Wildlederjacke. Er wollte etwas sagen, aber ich schnitt ihm das Wort ab und bat ihn ins Wohnzimmer. Er setzte sich aufs Sofa, und ich machte es mir auf dem Sessel ihm gegenüber bequem.
    Bertrand musterte mich, und sein Gesicht war angespannt vor Gefühlen, die ich nicht deuten konnte. In der Küche summte die Mikrowelle Hitze in mein Weißfisch-Menü.
    Das ist deine Party, dachte ich, weil ich keine Lust hatte, das Schweigen zu brechen. Schließlich sagte er: »Es geht um Ryan.«
    »Ja.«
    »Ich habe Ihre Anrufe bekommen, aber zu der Zeit konnte ich nicht darüber reden.«
    »Was genau ist denn ›darüber‹?«
    »Er ist auf Kaution frei, aber er ist angeklagt wegen –«
    »Ich kenne die Anklagen.«
    »Seien Sie nicht wütend auf mich. Ich wusste ja nicht, wo Sie in dieser Sache stehen.«
    »Mein Gott, Bertrand, wie lange kennen Sie mich jetzt schon?«
    »Ich kenne Ryan schon viel länger!«, blaffte er. »Offensichtlich bin ich ein sehr schlechter Menschenkenner.«
    »Auf dem Gebiet scheinen wir beide nicht gerade große Leuchten zu sein.«
    Ich hasste mich, weil ich so kalt reagierte, aber dass Bertrand mich nicht zurückgerufen hatte, hatte mir wehgetan. Als ich Informationen brauchte, die wichtig für mich waren, hatte er mich abblitzen lassen wie einen

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