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Lasst Knochen sprechen: 3. Fall mit Tempe Brennan

Lasst Knochen sprechen: 3. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Lasst Knochen sprechen: 3. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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aufgenommen hatte. Nach ihren Angaben gab die Mutter die Anzeige auf, meldete sich dann aber nicht mehr. Anfangs gab es die übliche Medienhysterie, aber dann wurde es still um den Fall. Die Ermittlung lief monatelang, ergab aber nie etwas.«
    »Ein Problemkind?«
    Eine längere Pause.
    »Es gibt keine Angaben über Drogen- oder Disziplinprobleme. Der Wasserkopf verursachte eine leichte Lernbehinderung und beeinträchtigte ihr Sehvermögen, aber sie war nicht zurückgeblieben. Sie ging auf eine normale High School und war eine gute Schülerin. Sie wurde nie als potenzielle Ausreißerin betrachtet.
    Allerdings verursachte der Shunt Probleme, und es gab häufige stationäre Aufenthalte. Anscheinend verstopfte das Ding immer wieder, und sie musste dann ins Krankenhaus, um das korrigieren zu lassen. Diesen Episoden gingen immer Lethargie, Kopfschmerzen und manchmal geistige Verwirrung voraus. Eine Theorie lautet, dass sie in einer Phase der Desorientierung einfach davonwanderte.«
    »Und sich in Luft auflöste? Wie lautet die andere Theorie?«
    »Der Vater.«
    Claudel klappte einen kleinen Spiralblock auf.
    »Dwayne Allen Osprey. Ein echter Charmeur mit einem Vorstrafenregister länger als die Transsibirische Eisenbahn. Damals erschöpfte sich Dwaynes häuslicher Alltag in Jim Beam Trinken und seine Familie Verprügeln. Nach der ursprünglichen Aussage der Mutter, die sie später zurückzog, mochte ihr Mann Savannah nicht, und das wurde immer schlimmer, je älter das Mädchen wurde. Er scheute sich nicht, sie gegen eine Wand zu schleudern. Anscheinend empfand Dwayne seine Tochter als Enttäuschung. Er nannte sie Wasserkopf.«
    »Glaubt man, dass er seine eigene Tochter umgebracht hat?«
    »Es ist zumindest eine Möglichkeit. Whiskey und Wut sind eine tödliche Mischung. Die Theorie damals lautete, dass die Sache außer Kontrolle geriet, er sie umbrachte und dann die Leiche beseitigte.«
    »Und wie kam sie nach Quebec?«
    »Eine sehr intelligente Frage, Dr. Brennan.«
    Und damit stand er auf und zupfte sich die Manschetten des frischesten, weißesten Hemds, das ich je gesehen hatte, zurecht.
    Ich warf ihm einen »Du kannst mich mal«-Blick zu, aber er war bereits durch die Tür verschwunden.
    Ich seufzte und lehnte mich zurück.
    Da können Sie Ihren festen kleinen Arsch drauf verwetten, dass das eine sehr intelligente Frage ist, Monsieur Claudel. Und ich werde sie beantworten.

17
    Ich atmete tief durch. Wie üblich hatte Claudel es geschafft, mich wütend zu machen.
    Als ich mich wieder etwas beruhigt hatte, schaute ich auf die Uhr. Vier Uhr vierzig. Es war schon spät, aber vielleicht konnte ich sie noch erreichen.
    Nach einem Blick in mein Rolodex wählte ich die Nummer der SBI-Zentrale in Raleigh. Kate Brophy nahm schon nach dem ersten Läuten ab.
    »Hey, Kate. Tempe hier.«
    »Hey, Mädchen, bist du wieder in Dixieland?«
    »Nein, ich bin in Montreal.«
    »Wann schaffst du deinen dürren Hintern mal wieder hier runter, damit wir ein paar kippen können?«
    »Die Zeiten des Kippens sind für mich vorbei, Kate.«
    »Ups. Tut mir Leid. Ich weiß ja, dass du nicht mehr trinkst.«
    Kate und ich hatten uns zu einer Zeit kennen gelernt, als ich auf Alkohol so versessen war wie ein College-Anfänger in den Frühlingsferien. Nur dass ich nicht mehr achtzehn war und nicht am Strand lag. Ich war damals schon über dreißig, Ehefrau und Mutter und eine Universitätsprofessorin mit erschöpfenden Lehr- und Forschungspflichten.
    Ich merkte überhaupt nicht, wann ich mich zu den Brüdern und Schwestern des Verdrängens gesellte, aber irgendwann zu dieser Zeit wurde ich eine Meisterin der Vorwände. Ein Glas Merlot am Abend zu Hause. Ein Bier nach den Seminaren. Eine Wochenendparty. Ich brauchte den Alkohol nicht. Es war überhaupt kein Problem.
    Aber dann wurde aus dem Glas eine Flasche, und für nächtliche Saufereien brauchte ich keine Gesellschaft mehr. Das ist das hinterlistige an Bacchus. Er verlangt kein Eintrittsgeld. Es gibt keine Mindestbestellung. Bevor man sich versieht, liegt man an einem sonnigen Sonntagnachmittag im Bett, während die Tochter Fußball spielt und andere Eltern sie anfeuern.
    Dieser Vorhang war gefallen, und ich hatte nicht die Absicht, ihn wieder zu heben.
    »Komisch, dass du gerade jetzt anrufst«, sagte Kate. »Ich habe eben mit einem unserer Ermittler über die Biker gesprochen, die du in den Achtzigern zusammengestückelt hast.«
    Ich erinnerte mich noch an die Fälle. Zwei Dealer, die auf eigene

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