Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lasst Knochen sprechen: 3. Fall mit Tempe Brennan

Lasst Knochen sprechen: 3. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Lasst Knochen sprechen: 3. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
Vom Netzwerk:
Rechnung arbeiteten, hatten den Fehler begangen, Drogen in einem Revier zu verkaufen, das von den Hells Angels beansprucht wurde. Man fand ihre Leichenteile in Plastiksäcken, und ich hatte die Aufgabe, die Teile in Dealer A und Dealer B zu trennen.
    Dieser Ausflug in die aktuelle Forensik war für mich ein Schlüsselerlebnis gewesen. Bis dahin hatte ich mit Skeletten aus archäologischen Grabungsstätten gearbeitet und anhand der Knochen versucht, Krankheitsmuster und Lebenserwartungen in prähistorischen Zeiten herauszufinden. Faszinierend, aber ziemlich irrelevant für gegenwärtige Ereignisse.
    Als ich dann anfing, für den Leichenbeschauer von North Carolina als Gutachterin zu arbeiten, verspürte ich eine Erregung, die ich in meiner bisherigen Arbeit noch nicht erlebt hatte. Kates Biker hatten, wie viele nachfolgende Fälle, eine Dringlichkeit, die uralte Tote nicht hatten. Ich konnte Namenlosen einen Namen geben. Ich konnte Familien Gewissheit verschaffen. Ich konnte der Polizei helfen, das Gemetzel auf den amerikanischen Straßen zu reduzieren, und ich konnte Täter identifizieren und verfolgen. Ich hatte mich im Beruf neu orientiert, war im Privatleben trocken geworden und hatte beides nie bereut.
    »Wie bist du denn in Tulios Konferenz gelandet?«, fragte ich.
    »Ich habe ein paar von meinen Analytikern zu einem VICAP-Trainingslager nach Quantico gefahren. Und da ich schon mal dort war, habe ich mich dazugesetzt, um zu hören, was es Neues gibt.«
    »Und was gab es Neues?«
    »Abgesehen davon, dass deine Biker sich mit unglaublicher Begeisterung gegenseitig abschlachten, scheint alles so ziemlich beim Alten geblieben zu sein.«
    »Ich glaube, ich habe in Carolina seit Jahren keinen Biker-Fall mehr bearbeitet. Was geht denn da unten im Augenblick ab?«
    »Wir haben noch immer drei der großen Vier.«
    »Hells Angels, Outlaws und Pagans.«
    »Ja, Ma’am. Bis jetzt noch keine Bandidos. Und seit einer ganzen Weile ist es ruhig, aber man weiß ja nie. Nächsten Monat, wenn die Angels ihre Sause in Myrtle Beach abhalten, könnte es ganz schön hitzig werden.«
    »Ist noch immer ziemlich wild da unten, aber deswegen rufe ich nicht an.«
    »Ach so?«
    »Hast du je von einem Mädchen namens Savannah Claire Osprey gehört?«
    Ein langes Schweigen folgte. Über die Entfernung hinweg klang die Verbindung wie ein Ozean in einer Muschelschale.
    »Soll das ein Witz sein?«
    »Absolut nicht.«
    Ich hörte sie tief Luft holen.
    »Das Verschwinden des Osprey-Mädchens war einer der ersten Fälle, die ich für das SBI bearbeitet habe. Das ist Jahre her. Savannah Osprey war ein sechzehnjähriges Mädchen mit einer Menge medizinischer Probleme. Hing mit keiner wilden Bande herum, nahm keine Drogen. Eines Nachmittags verließ sie ihr Haus und wurde nie wieder gesehen. Zumindest wurde das behauptet.«
    »Du glaubst nicht, dass sie ausgerissen ist?«
    »Die Polizei vor Ort verdächtigte den Vater, aber sie konnte ihm nie was nachweisen.«
    »Glaubst du, dass er was damit zu tun hatte?«
    »Es ist möglich. Sie war ein schüchternes Mädchen, trug eine dicke Brille, ging kaum aus, hatte keine Jungenbekanntschaften. Und es war allgemein bekannt, dass ihr Alter sie als Punchingball missbrauchte.« Ihre Stimme war voller Verachtung. »Dieser Typ hätte eingesperrt gehört. Wurde er sogar, aber erst später. Wegen Drogen. Er starb fünf Jahre nach dem Verschwinden seiner Tochter.«
    Was sie als Nächstes sagte, traf mich wie ein Schlag auf die Brust.
    »Er war ein solches Arschloch, und sie war ein so bemitleidenswertes kleines Mädchen, dass der Fall mir keine Ruhe ließ. Ich habe die ganzen Jahre ihre Knochen aufgehoben.«
    »Was hast du gesagt?« Ich umklammerte den Hörer und atmete kaum.
    »Die Eltern haben es zwar nie geglaubt, aber ich weiß, dass es ihre sind. Ich bewahre sie noch immer beim Leichenbeschauer auf. Der Doc ruft mich zwar hin und wieder an, aber ich sage ihm immer, er soll sie noch behalten.«
    »Ihre Überreste wurden gefunden?«
    »Neun Monate nach Savannahs Verschwinden tauchte in der Nähe von Myrtle Beach ein weibliches Skelett auf. Das war es, was die Aufmerksamkeit auf Dwayne Osprey richtete. Er war zwar nie das, was man einen regelmäßigen Arbeiter nennen würde, aber zur Zeit ihres Verschwindens hatte er einen Job als Lieferfahrer bei einer örtlichen Großbäckerei. An dem Tag, als sie verschwand, hatte er eine Fahrt nach Myrtle Beach.«
    Ich war so schockiert, dass ich kaum eine Frage formulieren

Weitere Kostenlose Bücher