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Lasst Knochen sprechen: 3. Fall mit Tempe Brennan

Lasst Knochen sprechen: 3. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Lasst Knochen sprechen: 3. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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wird aber auch Mandarin, Estnisch, Arabisch und Griechisch gesprochen. Sie ist separatistisch und föderalistisch. Vagabunden und Wohlhabende gibt es dort, Studenten und Börsenmakler, Immigranten und »pure laine québécoise«, waschechte Quebecer.
    Op South bedeutet Kirchen und Bars, Boutiquen und Sex-Shops, ausgedehnte Privatresidenzen und kleine Wohnungen ohne Fahrstuhl. Die Morde an Emily Anne Toussaint und Yves »Cherokee« Desjardins hatten dort stattgefunden.
    Als ich von der Guy in den Parkplatz einbog, musste ich durch eine Gruppe hindurchfahren, die Plakate schwenkte und Anstecker trug. Sie breitete sich vom Nachbargebäude her über den Bürgersteig aus – Arbeiter, die für mehr Lohn demonstrierten. Viel Glück, dachte ich. Vielleicht war es die politische Instabilität, vielleicht die kanadische Wirtschaft im Allgemeinen, aber die Provinz Quebec steckte in einem finanziellen Engpass. Budgets wurden gekürzt, öffentliche Leistungen beschnitten. Ich hatte seit sieben Jahren keine Gehaltserhöhung erhalten.
    Ich trat durch den Haupteingang und ging zu einer Empfangstheke rechts von mir.
    »Ich bin hier, um George Dorsey zu sehen«, sagte ich zu der wachhabenden Beamtin. Sie stellte ihren Kuchen ab und betrachtete mich gelangweilt.
    »Stehen Sie auf der Liste?«
    »Temperance Brennan. Der Gefangene hat um meinen Besuch gebeten.«
    Sie rieb sich die Krümel von ihren fleischigen Händen und tippte dann etwas in den Computer. Das Licht spiegelte sich in ihren Brillengläsern, als sie sich vorbeugte, um etwas vom Monitor abzulesen. Text rollte Linsen herunter, stoppte, und dann redete sie weiter, ohne den Blick zu heben.
    »Carcajou?« Ralph Nader hätte nicht skeptischer klingen können.
    »Hm.« Das meinte zumindest Le Journal.
    »Können Sie sich ausweisen?«
    Sie hob den Blick, und ich zeigte ihr meinen Sicherheitsausweis für das SQ-Gebäude.
    »Keine Marke?«
    »Das war gerade bei der Hand.«
    »Sie müssen hier unterschreiben und Ihre Sachen hier lassen.«
    Sie blätterte in einem Buch, schrieb etwas und gab dann mir den Stift. Ich kritzelte die Zeit und meinen Namen hin. Dann zog ich die Handtasche von der Schulter und reichte sie ihr über die Theke.
    »Jetzt dauert’s ‘nen Moment.«
    Madame Napfkuchen verstaute meine Tasche in einem Metallschrank, griff dann zum Telefon und sprach ein paar Worte. Zehn Minuten später wurde in der grünen Metalltür links von mir ein Schlüssel umgedreht, dann ging sie auf, und ein Wärter winkte mich zu sich. Er war dürr wie ein Skelett, die Uniform hing an seinen Knochen wie Kleider auf einem Bügel.
    Ein zweiter Wärter tastete mich mit einem Metalldetektor ab und bedeutete mir dann, ihm zu folgen. Schlüssel klirrten an seinem Gürtel, als wir nach rechts in einen Korridor abbogen, der von Neonröhren erhellt und mit Decken- und Wandkameras überwacht wurde. Direkt vor mir sah ich eine große Arrestzelle mit einem Fenster zu dem Gang, in dem ich mich befand, und grünen Gitterstangen zu dem anderen. In der Zelle lümmelten ein halbes Dutzend Männer auf Holzbänken, saßen oder schliefen auf dem Boden oder hingen an den Stangen wie gefangene Affen.
    Hinter der Ausnüchterungszelle befand sich eine weitere grüne Tür mit der Aufschrift Bloc Cellulaire rechts neben dem Rahmen und daneben wieder eine Art Empfangstheke. Ein Wärter legte eben ein Bündel in ein Fach mit der Beschriftung XYZ. Ich vermutete, dass eben ein Mr. Xavier eingeliefert worden war. Bis zu seiner Entlassung würde er Gürtel, Schuhbänder, Schmuck, Brille und andere persönliche Habseligkeiten nicht mehr sehen.
    »Ihr Mann ist da drin«, sagte der Wärter und deutete mit dem Kinn auf eine Tür mit der Aufschrift Entrevue avocat, der Tür, durch die die Anwälte das Besuchszimmer betraten. Ich wusste, dass Dorsey durch eine identische Tür mit der Aufschrift Entrevue détenu, für Gefangene, gehen würde.
    Ich dankte dem Wärter und schob mich an ihm vorbei in ein kleines Zimmer, das nicht dazu gedacht war, die Stimmung von Besucher oder Gefangenem zu heben. Die Wände waren gelb, die Randleisten grün, und das Mobiliar bestand aus einer Theke mit rotem Vinyl-Bezug, einem am Boden befestigten Holzhocker und einem Wandtelefon.
    George Dorsey saß mit hängenden Schultern und zwischen den Knien baumelnden Händen auf der anderen Seite einer großen rechteckigen Glasscheibe.
    »Drücken Sie auf den Knopf, wenn Sie fertig sind«, sagte der Wärter.
    Damit schloss er die Tür, und wir waren

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