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Lasst uns ueber Liebe reden

Lasst uns ueber Liebe reden

Titel: Lasst uns ueber Liebe reden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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Herz fast schneller als die Beats aus den Boxen. »Ich bin Dan«, krächzte
er.
    »Ach, da bist du - unser neuer Dichter. Du
siehst zum Niederknien aus! Perfekt!« Rusty Klein schob sich ihre Insektensonnenbrille
auf die Stirn. An ihren langen knochigen Handgelenken klimperten Unmengen
goldener Armreifen, als sie Dan an sich riss und auf beide Wangen küsste. Ihr
Parfüm roch ölig und säuerlich, wie Tunfisch. »Oh, ich liebe dich!«, gurrte
sie und zerquetschte Dan fast.
    Dan, der
es nicht gewöhnt war, von Leuten, die er gerade erst kennen lernte, so in die
Mangel genommen zu werden, wich zurück. Er hatte sich Rusty Klein nicht so unheimlich vorgestellt. Ihre Augenbrauen waren zur Perücke passend
rot gefärbt, und sie trug schwarze Kniebundhosen aus Samt und ein tailliertes,
puffärmeliges schwarzes Samtjackett von Better tlian Naked, in dem sie wie eine Schwertfechterin aussah. Ihr knochiges, blasses Dekolletee
schmückte eine schwarze Perlenkette.
    »Ich hab
versucht, noch ein paar Gedichte zu schreiben«, stammelte Dan. »Sie wissen
schon, für mein Buch...?«
    »Grandios!«,
brüllte Rusty Klein und startete eine neue Küssattacke, bei der sie Dans
Gesicht vermutlich mit ihrem leuchtend pinken Lippenstift voll schmierte. »Dann
treffen wir uns am besten nächste Woche mal zum Lunch.«
    »Nächste
Woche hab ich immer bis nachmittags Schule, aber ab halb vier hätte ich Zeit.«
    »Schule!«,
rief Rusty Klein. »Gott, ist das niiiedlich. Dann eben zum Tee. Ruf mich im Büro an und lass dir von Buck- ley einen Termin
geben, das ist mein Assistent. Oh ,fuck\« Sie
umklammerte mit ihrer krallenartigen Hand Dans Unterarm. Ihre Fingernägel
waren mindestens sieben Zentimeter lang und orange-pink lackiert. »Da ist
jemand, den ich dir un- be-dingt vorstellen muss.«
    Rusty ließ
Dan los und breitete beide Arme aus, um ein zerbrechlich aussehendes Mädchen
mit langem, melancholischem Gesicht und schmutzig blonden Haaren zu begrüßen.
Durch das transparente hellrosa Unterkleid schimmerte ihr ausgemergelter Körper
hervor, und ihre glatt herabhängenden hüftlangen Haare waren so wirr, als wäre
sie gerade dem Bett entstiegen. »Mystery Craze - darf ich vorstellen: Daniel
Humphrey. Daniel, das ist Mystery«, säuselte Rusty. »Mys- tery-Hase, du
erinnerst dich doch sicher noch an das Gedicht, das ich dir gegeben habe? Du
hast gesa..., ach fuck
it, sag ihm doch selbst, was du dazu gesagt hast. Und jetzt
entschuldigt mich, ich hab gerade meinen Lieblingsdesigner entdeckt, dem ich
dringendst ein bisschen Zucker in den Arsch blasen muss, damit er meinen
Kleiderschrank wieder auffüllt. Für lau. Ihr
beiden seid ganz groß. Ciao!« Und sie stakste auf ihren zwölf Zentimeter hohen
schwarzen Stilettos davon.
    Mystery
blinzelte Dan mit riesigen, schläfrig blickenden grauen Augen an. Sie sah aus,
als hätte sie die ganze Nacht wie Aschenputtel Böden geschrubbt, statt zu
schlafen. »Dein Gedicht hat mir das Leben gerettet«, gestand sie ihm mit
leiser, rauer Stimme. Ihre dürren Finger umklammerten ein schmales, hohes Glas
mit einer knallroten Flüssigkeit darin. »Campari«, sagte sie, als sie seinen
Blick bemerkte. »Willst du probieren?«
    Dan trank
nur Getränke, die Koffein enthielten, und schüttelte den Kopf. Er klemmte sich
sein Notizbuch unter den Arm, zündete eine Camel an und nahm einen tiefen Zug.
Schon besser. Jetzt hatte er wenigstens etwas zu tun, wenn ihm schon nicht
einfiel, was er zu ihr sagen könnte. »Schreibst du auch?«, fragte er
schließlich.
    Mystery
tauchte ihren rechten Daumen ins Glas und lutschte daran. Ihr Mundwinkel
glitzerte camparirot, was sie wie ein kleines Mädchen aussehen ließ, das gerade
ein Kirscheis geschleckt hat. »Ja, Gedichte und Kurzgeschichten. Und dann
arbeite ich auch noch an einem Roman, in dem es um Einäscherung und vorzeitiges
Sterben geht«, erzählte sie. »Rusty sagt, ich sei die neue Sylvia Plath.« Sie
sah ihn gespannt an. »Und du?«
    Dan zog an
seiner Zigarette. Er fragte sich, was sie mit dem vorzeitigen Sterben meinte.
Gab es denn überhaupt einen richtigen Zeitpunkt zum Sterben? Ihn überkam spontane
Lust, ein Gedicht darüber zu schreiben, andererseits wollte er nicht Mysterys
Material klauen. »Ich bin angeblich der neue Keats.«
    Mystery
tauchte wieder ihren Daumen ins Glas und leckte ihn ab. »Was ist dein Lieblingsverb?«
    Dan nahm
noch einen Zug von seiner Zigarette und blies den Rauch in den überfüllten,
lauten Raum. Er wusste nicht genau, ob es am

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