Last Date
zwischen zwanzig und dreiundzwanzig Uhr?“
Martin wusste nicht , wer ihm gegenüberstand und vermutete, dass Susanne einen Privatdetektiv beauftragt hatte, ihm zu folgen. Er war plötzlich froh, Bianca den vorigen Abend nicht angetroffen zu haben. Auf keinen Fall wollte er so antworten, dass er bei seiner Frau Misstrauen erweckte.
„Was geht Sie das an?“
„Kennen Sie diese junge Frau hier?“ Bockermann hielt ihm ein Foto hin. Martin kannte es nur zu gut. Es war eins der Bilder, das Bianca auf ihre Profilseite von triffmich.net gestellt hatte und genau das, an dem Martin vom ersten Augenblick so sehr Gefallen gefunden hatte. Er überlegte, sah abwechselnd zu dem vor ihm stehenden Mann und an ihm vorbei zur Tür, zu seiner Frau. Er wurde sichtlich nervös, wollte es sich aber nicht anmerken lassen. Zögernd sah er wieder das Foto an. „Ja, ich glaube diese Frau habe ich schon mal gesehen. Was ist mit ihr?“
Bockermann erkannte sofort seine Unsicherheit und zog seine Schlüsse. „Herr Becker, hiermit verhafte ich Sie wegen des Verdachts auf Mord an Bianca Lange. Sie haben das Recht die Aussage zu verweigern. Ab jetzt kann alles, was Sie sagen, gegen Sie verwendet werden. Ich empfehle Ihnen, sich einen Anwalt zu nehmen und bis dahin nichts mehr zu sagen. Drehen Sie sich bitte um und nehmen Sie Ihre Hände auf den Rücken.“
Susanne stand in Hörweite noch in der Tür, hatte vor Entsetzen ihre rechte Hand vor den Mund genommen und musste mit ansehen , wie ihrem Mann durch den Kommissar Handschellen angelegt wurden. Der zweite Beamte machte den Weg frei und bat sie herein.
„Frau Becker, Sie können Ihrem Mann ein paar Sachen einpacken und zum Polizeipräsidium bringen.“
Susanne drängte sich an dem Beamten vorbei, hinein zu ihrem Mann und dem Polizisten, der Martin die Handschellen angelegt hatte. Als sie direkt vor den beiden stand, zog sie an der Jacke des Polizeibeamten und war außer sich. „Was soll das hier? Lassen Sie sofort meinen Mann gehen!”
Da Bockermann nicht im G eringsten reagierte, versuchte sie sich erfolglos zwischen die beiden zu drängen. Ihre Stimme klang jetzt nicht mehr so sicher. „Lassen Sie mich. Außerdem verlassen Sie sofort unser Haus, sonst zeige ich Sie an!”
Bockermann schob sie einfach zur Seite und packte Martin am rechten Oberarm , um mit ihm langsam zur Tür zu gehen. Susanne sah ihren Mann an, der sich von der Hektik um ihn herum völlig überrascht und fassungslos von dem Beamten nach vorn ziehen ließ. Sie packte ihn am anderen Arm und hielt ihn fest. Ihre Augen wurden feucht, als sich ihre Blicke trafen. „Martin, was ist hier los?“
„Du Schatz, ich weiß es nicht. Ich habe keine Ahnung , was das Ganze soll. Ich kenne diese Frau kaum. Das muss eine Verwechslung sein. Ruf bitte beim Anwaltsbüro Brecht an, lass dir Guido geben und sag ihm, was passiert ist.“
Susanne fing an zu schluchzen.
„Aber das meine ich ja. Was ist denn passiert?“
Der zweite Beamte war mittlerweile zu ihnen gekommen, fasste Susanne am Unterarm und löste unsanft ihre Hand von Martins Arm, um nun selbst zuzugreifen und Martin zur Tür zu ziehen. Martin wollte sich mit einem Ruck losreißen, um noch mit Susanne zu sprechen, schaffte es aber nicht und drehte sich im Gehen noch einmal zu ihr um. „Das weiß ich doch auch nicht. Ruf ihn einfach an und sag ihm, dass ich zum Polizeipräsidium gebracht werde. Er soll sich dort melden.“
Bockermann blieb noch einen Augenblick bei Susanne stehen, während sein Kollege Martin zum Auto brachte, die hintere Tür öffnete und ihn, zum Schutz mit einer Hand auf seinem Kopf, hinein schob. Susanne sah Bockermann mit Tränen in den Augen an. „Was soll er getan haben?“
„Ich kann Ihnen dazu im Moment leider noch nichts sagen. Wenn Sie mehr in Erfahrung bringen wollen, dann rufen Sie wirklich Ihren Anwalt an und lassen sich von ihm informieren. So bekommen Sie die meisten Informationen. Hier haben Sie unsere Adresse und meine Telefonnummer. Wenn Ihr Mann es zulässt, kann ich Ihnen nachher zumindest den Tatvorwurf schildern. Eventuell können Sie uns ja weiterhelfen, was den Zeitpunkt angeht. Aber wie gesagt, im Moment kann und darf ich Ihnen nicht mehr sagen.“
Bockermann hielt Susanne eine Visitenkarte hin, die sie dankbar annahm. Sie sah ihm nach, wie er zu dem Wagen ging, aus dem Martin hinten sitzend, ein wenig verängstigt zu ihr herausschaute. Der Kommissar unterhielt sich noch kurz mit den beiden Uniformierten, die
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