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Last Date

Last Date

Titel: Last Date Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Andreas Siebert
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holen, dass zumindest sie ihm glaubte, doch Susanne wich sofort zitternd vor ihm zurück. Bevor er sie berühren konnte, nahm sie ihre Hände vor ihr Gesicht und schluchzte hinein. Mit noch erhobenen Armen blieb er etwa einen Meter entfernt vor ihr stehen. Ihre Reaktion war für ihn Antwort genug. Hauptkommissarin Wolf, die direkt nach Martin aufgestanden war, kam von der Seite zu Susanne herüber und führte sie langsam zur Tür. Während die beiden Frauen langsam den Raum verließen, damit Susanne auf einem der Stühle im Flur auf ihren Anwalt warten könnte, ging Martin zum Tisch zurück und sah Guido tief in die Augen. Martin spürte wie die Mischung aus Wut und Hilflosigkeit seinen Unterkiefer zittern ließ. „Du glaubst mir auch nicht, oder?“
    Guido sah verlegen zu den Fotos auf dem Tisch.
    „Martin. Ich weiß im Moment nicht genau , was geschehen ist. Sicherlich möchte ich dir gern glauben …“
    Martin wurde lauter. „Aber du tust es nicht, oder?“
    Guido versuchte sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. „Die Fakten sprechen absolut gegen dich. Lass mich erst mal die Unterlagen genau durchgehen. Ich würde sagen, wir brechen hier ab, du sagst erst mal nichts weiter und wir treffen uns morgen Nachmittag wieder hier. Dann sehen wir weiter. In Ordnung?“
    Martin schnaubte verächtlich. Er sah mit feuchten Augen zur Decke. „Hab ich eine Wahl?“
    Guido antwortete nicht. Er fing an , die Bilder wieder in den Umschlag zu stecken.
    Martin legte eine Hand auf die noch auf dem Tisch liegenden Fotos und sah seinen Freund mit traurigem Blick an. „Guido, musste sie lange leiden?“
    Der Anwalt sah über seine Schulter nach hinten zu der noch offen stehenden Tür, um sich zu vergewissern, dass die Hauptkommissarin noch nicht wieder im Raum war, zog eins der Blätter unter dem Stapel Fotos wieder aus dem Umschlag heraus und hielt es Martin hin.
    „Ja, das hat sie. Die ersten Untersuchungen haben ergeben, dass sie ungefähr die ersten zwei Drittel der zweihundertdreiunddreißig kleinen Schnittverletzungen bei vollem Bewusstsein miterlebt hat. Erst danach dürfte der hohe Blutverlust ihre Wahrnehmung geschwächt haben. Das Ganze hat etwa neunzig Minuten gedauert und war bereits zu einem Zeitpunkt beendet, bevor du gestern Abend mit deinem Wagen bei euch zu Hause angekommen bist.“
    Martin drehte sich um und ging wieder zum Fenster. Er konnte kaum denken. In seinem Kopf herrschte völliges Chaos. Vergebens bemüht, sich an alle Kleinigkeiten des letzten Abends zu erinnern, stimmte er dem Vorschlag seines Anwalts zu. „Ja, kann schon sein, dass du recht hast. Es ist vielleicht das Beste, wenn wir hier erst einmal abbrechen. Ich werde versuchen, dass ich mich so genau wie möglich an alles erinnere und alle Einzelheiten dann auf Papier bringe. Wenn du dann morgen kommst, kann ich dir hoffentlich genau sagen, wie ich meinen gestrigen Abend verbracht habe. Im Moment kann ich keinen klaren Gedanken fassen.“
    Er drehte sich zu Guido um und sah ihn ernst an. „Und wenn du mir dann immer noch nicht glaubst, nehme ich mir einen anderen Anwalt. Ist das für dich okay?“
    „Ja, natürlich. Das ist ganz in meinem Sinn.“
    Ohne weitere Worte nahm Guido seine Unterlagen unter den Arm, rückte seinen Stuhl wieder an den Tisch und ging zur Tür, durch die gerade die Hauptkommissarin wieder hereinkam und ihn verdutzt ansah. Guido reichte ihr die Hand, verabredete mit ihr einen neuen Termin für den Nachmittag des nächsten Tages und verließ mit Susanne das Gebäude. Auch Martin brauchte nicht lange warten, bis er von einem der Uniformierten wieder zurück in sein Einzelzimmer der Untersuchungshaft gebracht wurde.
    Nur e inen Augenblick später ließ er sich mehrere Blätter und einen extrem kurzen Bleistift geben und fing sofort an sich Notizen vom vorhergehenden Abend zu machen.

Kassel
Dienstag, 14:00 Uhr
    Leon lief lässig die wenigen Stufen von den Umkleideräumen hinunter und betrat seitlich den Eingangsbereich des Fitnessstudios. Mit einer kurzen Handbewegung begrüßte er Katharina, die hinter der Theke gerade ein paar Eiweißdrinks mixte und ihm dabei lächelnd zunickte. Da er, wie fast jeden Tag, eine gute Stunde vor Beginn seiner Schicht im Studio war, die er meistens nutzte, um seinen eigenen Muskelaufbau nicht zu vernachlässigen, schlenderte er zunächst in den Aufwärmraum hinein. Es war zwar noch früh, in drei Stunden würden die Mitglieder an manchen Geräten Schlange stehen, aber auch jetzt schon

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