Last Date
einem Solchen hatte er Doreen dann vor etwa zwei Wochen von seiner sexuellen Ausrichtung erzählt, die Doreen, an den vielen Herrenbesuchen erkannt, schon längst geahnt hatte.
„Danke. Und, äh, entschuldigen Sie bitte noch mal.“
Doreen winkte ab. „Ja, schon gut. Ist ja nichts weiter passiert.“
Der junge Mann ging die Stufen zur nächsten Etage hinau f. Er drehte sich nochmals nach Doreen um und geriet fast ins Stolpern, als Doreen erneut die Haustür unter sich hörte. Sie drehte sich zu ihrer Wohnungstür, öffnete diese, huschte hinein und lehnte sich erleichtert einen kleinen Augenblick an die Innenseite ihrer wieder geschlossenen Tür. Als sie im Treppenhaus Schritte hörte, drehte sie sich kurz um und versuchte vergeblich durch den Spion jemanden zu sehen. Verwundert darüber, denn sie war sich sicher, Schritte gehört zu haben, nahm sie die Tragetasche und brachte den Inhalt in die Küche. Während sie die letzten Vorbereitungen für das Abendessen traf, sang sie zur Musik, die aus dem Radio im Wohnzimmer bis hierher in die Küche drang, fröhlich mit und überlegte dabei, ob es ein Fehler wäre, eine gute Flasche Wein rechtzeitig zu öffnen. Sie selbst würde auf jeden Fall Wein trinken wollen und entschied sich dafür. Vor dem Weinregal stehend, überlegte sie kurz, welche Sorte am besten zu Thunfisch passen würde, entschied sich dann für einen trockenen Weißen und stellte ihn auf die Arbeitsplatte neben den Toaster. Doreen ging rückwärts zur Küchentür, blieb kurz stehen und sah sich noch mal um, ob sie alles so weit vorbereitet hatte, bevor sie sich aus dem Schlafzimmerschrank ein weißes Top und einen grauen, kurzen Rock holte und mit den Sachen ins Bad verschwand, um unter die Dusche zu springen.
Doreen drehte das Wasser ab, schob die Duschtür auf, nahm das kleine Handtuch, das sie auf dem Badewannenrand zurechtgelegt hatte und wickelte es geschickt, ihr nasses Haar hineingedreht, um ihren Kopf wie einen Turban. Sie stieg vorsichtig aus der Dusche, schnappte sich ihr Badetuch und trocknete sich gerade ab, als sie ihre Türglocke zweimal hintereinander recht lange schellen hörte. Sie überlegte, wer das sein könnte, konnte von hier aus keine Uhr sehen und wickelte sich in ihr Badetuch, um nachzusehen, ob das Klingeln von der Haustür kam, oder jemand schon ins Haus gekommen war und vielleicht vor ihrer Wohnungstür stand. Doreen ging in Gedanken durch, ob es eventuell schon Adrian sein könnte, was ihr aber trotz ihres schlechten Zeitgefühls definitiv viel zu früh vorkam. Wahrscheinlicher erschien ihr, dass es jemand sein würde, der einfach ins Haus gekommen war und von Tür zu Tür ging, um Zeitungen, Versicherungen oder Ähnliches zu verkaufen, was hier gar nicht so selten vorkam. Sie ging nach vorn zur Wohnungstür und sah durch den Türspion. Ein Mann in Sanitäteruniform stand nur wenige Zentimeter von ihr entfernt vor ihr, und sie war froh, dass sie zwar ihn, er aber nicht sie sehen konnte. Sie hatte es gewusst. Mit Sicherheit wollte er Spenden einsammeln. Doreen überlegte, ob sie überhaupt reagieren sollte und sah noch einmal durch den Türspion, rutschte dabei mit ihren nassen Füßen ein wenig nach hinten und stützte sich, etwas zu ruckartig, um nicht von dem Mann gehört zu werden, von innen an der Tür ab. Er reagierte sofort und klopfte mit den Knöcheln seiner Finger der rechten Hand hart und laut an Doreens Tür, während sein linkes Auge direkt von außen in den Spion blickte und Doreen erschrocken zurückwich.
„Machen Sie bitte die Tür auf, ich muss dringend telefonieren.“ Er rief es so laut, dass er einwandfrei durch die geschlossene Tür zu hören war.
Doreen antwortete nicht minder leiser. „Warum? Was wollen Sie?“ Sie sah erneut durch den Spion und erschauderte bei seinem Anblick. Irgendetwas störte sie an dem Sanitäter. Sie bemerkte, dass er bereits dünne Latexhandschuhe trug und einen seltsamen Gesichtsausdruck hatte, was durch die kleine Narbe unter seinem rechten Auge noch verstärkt wurde. Sie hörte wieder seine laute, ernste Stimme.
„Machen Sie auf! In der Wohnung über Ihnen kämpft eine Frau um ihr Leben. Ich muss sofort einen Notarzt rufen.“
„Warum klingeln Sie nicht woanders? Ich kann Ihnen momentan schlecht aufmachen.“ Doreen drehte sich mit dem Rücken zur Tür und überlegte.
Die Stimme des Mannes klang jetzt noch ernster: „Es geht um Leben und Tod. Ich habe bereits gegenüber geklingelt. Wenn Sie jetzt nicht sofort
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