Last Date
beiden Fällen um ein und denselben Täter handelt.“
Wolf deutete mit geöffneten Händen in einer freundlichen Geste auf ihn. „Wozu brauchst du mich?“
„Nur für ein – Klasse Jens, gute Arbeit. Genau so kannst du es machen.“
Wolf nickte und versuchte den gleichen Tonfall zu treffen , den ihr Untergebener eben angeschlagen hatte. „Klasse Jens, gute Arbeit. Genau so kannst du es machen.“
Beide mussten grinsen. Bockermann stand auf und ging zur Tür. Als er sie gerade wieder hinter sich schließen wollte, hörte er Wolf noch einmal nach ihm rufen und ging wieder hinein. Sie hielt ihm den Schnellhefter hin. „Hier, vergiss die Akte nicht. Spätestens wenn du die Telefonnummer des Anwalts brauchst, bist du mir dankbar, dass du nicht extra zu mir rüber kommen musst.“
Bockermann nahm die Akte und verabschiedete sich erneut. Als er bereits wieder im Flur war, hörte er seine Vorgesetzte ihm zum zweiten Mal nachrufen. Er sah durch die halb geöffnete Tür noch einmal zu ihr herein und lauschte gespannt, was sie noch von ihm wollte.
„Jens , das war wirklich gute Arbeit.“
Wolf hielt gleichzeitig den Daumen hoch und winkte ihm mit dem Rücken der anderen Hand.
„Jetzt aber raus hier, ich muss noch was tun.“
Kassel
Freitag, 15:03 Uhr
Doreen parkte ihren Ford Fiesta wie immer schräg gegenüber ihrer Wohnung und ging an den Kofferraum , um die Lebensmittel herauszuholen, die sie fast ausnahmslos für den heutigen Abend eingekauft hatte. Von ihrem Chef hatte sie heute Nachmittag frei bekommen, war um dreizehn Uhr direkt von der Zahnarztpraxis aus in die Innenstadt gefahren und hatte dort außer frischem Thunfisch und den anderen Zutaten, die ihr noch fehlten, in einer Boutique weiße Spitzendessous gekauft. Je nach Verlauf des Abends, wollte sie darauf vorbereitet sein, Adrian damit überraschen zu können. Sie ging hinüber zu dem alten Haus, in dem sie seit einiger Zeit eine nicht allzu große, aber gemütliche Zweizimmerwohnung im ersten Stock bewohnte. Sie schob die Haustür auf und ging hinein. Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Irgendetwas beunruhigte sie. Sie konnte dieses Gefühl aber nicht richtig zuordnen. Doreen drehte sich noch einmal um und sah hinaus auf die Straße, konnte aber nichts Ungewöhnliches entdecken. Selbst den gut gekleideten Mann, der sie bereits seit der Zahnarztpraxis auf Schritt und Tritt verfolgte und sie jetzt gerade aus seinem Auto heraus mit dem Fernglas beobachtete, bemerkte sie nicht. Als sie kurz darauf im ersten Stockwerk vor ihrer Wohnungstür stand und in ihrer kleinen Handtasche nach dem Schlüssel kramte, hörte sie wie die Haustür im Erdgeschoss geöffnet wurde. Sie überlegte kurz zum Treppengeländer zu gehen und nachzusehen, wer unten hereinkam, entschied sich aber dagegen, da ihre Neugier ihr peinlich gewesen wäre, sollte es ein Mieter des Hauses sein. Sie suchte weiter nach dem Schlüssel ihrer Wohnungstür. Kurz darauf zog sie ihn an einem Herzchenanhänger aus der Handtasche. Sie steckte ihn ins Schloss und wollte ihn gerade drehen, als sie direkt hinter sich die Stimme eines Mannes hörte.
„Hallo .“
Doreen erschrak sich fast zu Tode, ließ sofort die Tragetasche mit ihren Einkäufen fallen und drehte sich ruckartig nach hinten. Sie sah einen jungen Mann schräg hinter sich stehen, in dessen Gesicht sich ihr eigener Schreck widerspiegelte.
Der Mann war bereits einen Schritt zurückgewichen und sah hinunter zu der herabgefallenen Tasche, aus der jetzt beim Umkippen langsam zwei Becher Sahne rollten und eine weitere kleine Tasche herausfiel, aus der wiederum ihre Dessous herausrutschten und auf den Boden fielen. Er beugte sich ein wenig nach vorn und wollte Doreen helfen, die Sachen wieder einzupacken, zögerte aber beim Anblick der Unterwäsche und richtete sich voller Scham wieder auf.
Mit verunsicherter Stimme entschuldigte er sich. „Verzeihung, ich wollte Sie nicht erschrecken, ich wollte nur fragen, wo ich Herrn Mendel finde.“
Doreen war schon in die Hocke gegangen, bugsierte die herausgefallenen Dinge zurück in die Tragetasche und stand wieder auf. „Einen Stock höher. Genau über uns.“
Sie zeigte dabei mit dem linken Zeigefinger direkt über sich zur Decke. Sie kannte Frank Mendel, der in der Wohnung über ihr wohnte. Er war jung, äußerst attraktiv, aber leider homosexuell. Doreen und er halfen sich gegenseitig ab und zu mit fehlenden Lebensmitteln aus und hielten dann hin und wieder auch ein Schwätzchen. Bei
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