Last Date
aufmachen, ist das unterlassene Hilfeleistung.“
Doreen spürte ihre Halsschlagader im Rhythmus ihres Herzens schlagen. Sie war aufgeregt und wusste, dass sie keine andere Wahl hatte, als den Sanitäter hineinzulassen, damit er einen Arzt rufen konnte. „Moment, ich mache auf.“
Sie lockerte kurz ihr Badetuch, um es sich sofort noch fester umzubinden und erneut das äußere Ende zum Halt in die Wicklung einzudrücken und öffnete anschließend die Wohnungstür. Augenblicklich stürzte der Sanitäter herein und fragte sofort nach dem Festnetztelefon.
Doreen zeigte in die Küche. Irgendetwas stimmte nicht.
„Wegen wem müssen Sie den Notarzt rufen?“, fragte sie so leise, dass der Mann es kaum hören konnte.
Er antwortete aus der Küche, sprach dabei aber so laut, dass sie ihn, immer noch die Türklinke der offenen Wohnungstür in der Hand, gut verstehen konnte.
„Wegen einer Frau in der Wohnung über uns.“
Doreen wurde warm, sie spürte das Pochen ihres Herzens. Ihr Puls erhöhte sich immer schneller, denn sie wusste jetzt, was nicht stimmte. Seit sie hier wohnte, hatte Frank Mendel noch nie Damenbesuch gehabt. Sie ging einen Schritt weiter in den Flur, um den Mann sehen zu können und seine Kleidung nach irgendwelchen Unstimmigkeiten abzusuchen, fand aber nichts. Das einzige, was ihr seltsam vorkam, war, dass er ihr seit seinem Hereinkommen den Rücken zudrehte. Er hatte sie noch nicht einmal angesehen, als er an ihr vorbei zur Küche geeilt war. Jetzt fiel ihr auf, dass er einfach nur vor ihrem Küchentisch stand und aus dem Fenster sah, das Festnetztelefon, noch immer nicht benutzt, vor sich liegend. Es dauerte nur einen winzigen Moment, bis ihr klar wurde, dass dieser Mann kein Sanitäter war und sie soeben einen fremden Mann in ihre Wohnung gelassen hatte, über dessen Absichten sie erst gar nicht nachdenken wollte.
Ihr wurde klar, dass sie entweder aus der Wohnung heraus musste, oder versuchen könnte, mit dem Telefon in der Küche Hilfe holen. Da Doreen den Fremden nicht in ihrer Wohnung allein lassen wollte, entschied sie sich, ihn irgendwie abzulenken und aus der Küche herauszuholen, um dann die Polizei zu informieren. „Wo haben Sie eigentlich Ihren Rettungswagen stehen?“
Jetzt drehte der Sanitäter sich grinsend um und starrte Doreen mit verschieden weit geöffneten Augen an. Dann sprang er plötzlich auf sie zu und schob sich blitzschnell zwischen Doreen und die Wohnungstür, ohne sie dabei aus dem Auge zu lassen. Rückwärts schob er die noch immer offen stehende Tür langsam mit dem Fuß zu.
Erschrocken sah Doreen in die Küche zum Telefon und dann zurück zum Sanitäter. Er hatte ihre Gedanken lesen können und schüttelte, immer noch grinsend, langsam seinen Kopf. Im gleichen Rhythmus bewegte er dabei seinen linken Zeigefinger hin und her.
A ls Doreen sah, wie er mit der anderen Hand langsam einen Elektroschocker aus seiner Kitteltasche zog, gefror ihr das Blut in ihren Adern. Voller Panik überschlugen sich ihre Gedanken, und sie ging in wahnsinnigem Tempo all ihre möglichen Optionen durch – ins Bad rennen und sich einschließen, zum Telefon rennen und den Notruf wählen, dem Sanitäter den Schocker aus der Hand treten und aus der Wohnung laufen. Aber vor Angst unfähig etwas davon in die Tat umzusetzen ging sie stattdessen, vor dem auf sie langsam zukommenden Sanitäter zurückweichend, mit kleinsten Schritten rückwärts, ihre Arme abwehrend vor sich ausgestreckt. Doreen sah schräg hinter ihm ihre geschlossene Wohnungstür, fragte sich noch einmal kurz, wieso sie nicht aus der Wohnung gelaufen war, als sie noch Zeit dazu gehabt hatte, und richtete dann ihren Blick wieder entsetzt auf das immer näher an sie herankommende Gerät in den Händen ihres grinsenden Gegenübers. Sie dachte nach, ob der Stromschlag, den sie erwartete, von Stoff abgeschwächt werden könnte, wurde sich aber sofort bewusst, dass sie außer einem Frotteetuch nichts an hatte.
In ihrer Panik kam ihr plötzlich eine Möglichkeit in den Sinn, wie sie ihn eventuell ablenken konnte. Doreen griff mit ihrer linken Hand das festgesteckte Ende des Badetuchs, zog es hervor und ließ es los. Wie in Zeitraffer glitt es an ihrem Körper herab und blieb in einem unförmigen Kreis um ihre Füße liegen.
Das linke Auge des Sanitäters weitete sich , und er ging einen halben Schritt zurück, um sich Doreen besser ansehen zu können.
„Hmm, nicht schlecht“ , entfuhr es ihm. Dabei leckte er sich in einer
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