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Last Date

Last Date

Titel: Last Date Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Andreas Siebert
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an.”
    Jansen beherrschte sich und nahm die Hand wieder runter. Er zwinkerte seinem Vorgesetzten fast unmerklich zu und sagte: „Also gegen eine halbe Stunde habe ich auch nichts einzuwenden. Lass dir ruhig Zeit, kann auch ruhig ein bisschen länger dauern.”

Kassel
Montag, 16:22 Uhr
    Nach der Arbeit hatte er schnell noch ein paar Lebensmittel gekauft, nahm die Tragetasche mit dem Einkauf aus dem Kofferraum und eilte die dreihundert Meter von der angemieteten Garage zu seiner Wohnung. Bereits im Hausflur überkam ihn wieder diese Neugier. Seine Erfahrung auf diesem Gebiet, ja er würde sich sogar als Experten bezeichnen, wenn es um das Internetverhalten paarungswilliger Singles ging, hatte ihm gezeigt, dass es einen großen Anteil an Internetnutzern gab, die für ihre privaten E-Mails den Computer an ihrem Arbeitsplatz nutzten. Aus diesem Grund war montags, bedingt durch das Wochenende, meistens auch die größte Resonanz bei den Anfragen in Singlebörsen zu erwarten. Er öffnete seine Wohnungstür und dachte kurz darüber nach, ob er es wohl schaffen würde, sich erst eine kleine Suppe zu kochen und von dem frischen, aus seiner Tragetasche herausragenden Baguette, ein oder zwei Scheiben abzuschneiden, um sich zu stärken, bevor er an seinen Rechner ginge. Er wusste, wie schwer es war, zu warten, war sich aber auch der noch weiter wachsenden Vorfreude sicher, mit der er dafür belohnt würde. Andererseits könnte er aber auch enttäuscht werden, sollte sich gerade bei den in seiner Favoritenliste befindlichen Frauen nichts, oder nur wenig getan haben. Immer noch unentschlossen, schob er die Tür hinter sich zu und stellte seine Aktentasche im Flur ab. Eine innere Stimme sagte ihm, ruhig erst einmal in sein Wohnzimmer zu gehen und einen Blick auf seinen Computer zu werfen. Aber er wusste genau, dass dieser Zwang ihm damit seine Entscheidung abnehmen würde, und er nicht mehr von seinem Rechner loskäme, bis er alle Informationen des heutigen Tages ausgewertet hätte. Mit der Hand auf dem Türgriff zum Wohnzimmer blieb er stehen und kämpfte mit sich, als er plötzlich leise Stimmen in seiner Wohnung hörte. Unbewusst hielt er den Atem an und lauschte angestrengt den Geräuschen. Lautlos stellte er die Tragetasche neben sich auf den Boden, ging auf Zehenspitzen so leise wie möglich zurück zu seiner Garderobe und nahm den Elektroschocker aus der kleinen Umhängetasche, die ihn für gewöhnlich zu seinen Streifzügen begleitete. Er öffnete, mit dem entsicherten Gerät in der rechten Hand die Tür zu seinem Wohnzimmer. Vorsichtig schob er sie auf und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Die Stimmen kamen eindeutig aus seiner Küche. Mit zusammengepressten Zähnen schlich er an der Wand entlang. Ruckartig sprang er mit einem großen Satz in die Küche und starrte das noch eingeschaltete Küchenradio an, in dem gerade die Aufzeichnung eines Interviews über den Klimawandel mit dem Pressesprecher der Bundesregierung gesendet wurde. Aber der Inhalt des Gesprächs war ihm momentan völlig egal. Ärger verdrängte seine Erleichterung. Wie hatte es dazu kommen können, dass er beim Verlassen der Wohnung das Radio nicht ausgeschaltet hatte. Er versuchte sich daran zu erinnern, was ihn heute Morgen, als er zur Arbeit gegangen war, so abgelenkt haben könnte. Dann wurde ihm bewusst, dass er dieses Missgeschick nicht ungesühnt hinnehmen durfte, ganz gleich, aus welchem Grund es passiert war. Er musste sich bestrafen, damit aus einer kleinen Unachtsamkeit kein großer Fehler würde. Heute vergaß er sein eigenes Radio auszuschalten, morgen vielleicht schon das bei einem seiner Opfer. Wenn er sich schon nicht mehr darauf verlassen konnte, dass er hier alles im Griff hatte, wie sollte er dann beruhigt wieder von einem seiner Ausflüge nach Hause kommen? Wie sollte er einschlafen können, während er sich in seinem eigenen Bett herumwälzte, gequält von der Frage, ob alle Fingerabdrücke in der letzten Wohnung von ihm beseitigt worden waren? Nein, so etwas durfte nicht passieren. Ihm selbst schon gar nicht. Stocksauer und mittlerweile voller Zorn über seine eigene Unachtsamkeit beugte er sich ein wenig vor und ballte die linke Hand zur Faust. Dann schloss er die Augen und schlug sich drei Mal mit all seiner Kraft auf den Oberschenkel. Sofort schoss ihm ein stechender Schmerz bis in die Fußspitze hinunter. Hektisch drehte er sich um und redete durch die immer noch zusammengepressten Zähne: „Ja ich weiß Mama. Solche

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