Last Date
gefaltet, landete dort aber mit dem unteren Teil der Titelseite nach oben. Patricia schaute erschrocken auf eine der Meldungen.
„Scheiße!“, entfuhr es ihr leise.
Katharina glaubte im ersten Moment , ihrer Freundin wäre etwas heruntergefallen und sah neben den Tisch, ob sie etwas entdecken könnte, bekam aber fast im gleichen Moment mit, wie Patricia die Zeitung hochhielt und ihr das Bild von Adrian zeigte.
Katharina nahm ihr die Zeitung ab und drehte sich zu Adrian, der gerade auf sie zukam und ihr eine der beiden Tassen geben wollte. „Also, wenn du noch mal unsere Wohnung verlassen willst, solltest du dir vorher etwas einfallen lassen. So wie du jetzt aussiehst, erkennen dich alle.“ Sie hielt die Zeitung vor ihm hoch.
Er verdrehte kurz die Augen und stöhnte leise. „Na klasse.“
Er gab Katharina ihre Tasse und strich sich mit der frei gewordenen Hand durch seine ungekämmten Haare. „Aber hier lasse ich keine Schere dran. Lieber gehe ich eine Ewigkeit nicht vor die Tür.“
Keine dreißig Minuten später, Patricia hatte die Wohnung bereits verlassen und war in das nahe gelegene Reisebüro gefahren, indem sie seit zwei Jahren arbeitete, saßen Katharina und Adrian an ihren Laptops und nahmen mit den ihrer Meinung nach gefährdeten Frauen bei triffmich.net Kontakt auf, um diese vor dem Mörder zu warnen. Adrian strich sich dabei, sichtbar leidend, ab und zu mit der flachen Hand über seine, von Katharina fast kahl rasierte, Kopfhaut. Dass ihm keine andere Wahl blieb, wenn er noch einmal unbemerkt nach draußen wollte, war ihm in dem Moment bewusst geworden, als er sein Bild über dem völlig falsch recherchierten Artikel in der Zeitung gesehen hatte.
Nachdem die beiden alle angeschrieben hatten, rief Adrian Leon an und informierte ihn von ihrer Aktion. Leon berichtete ihm unter Anderem, dass Martin Becker bereits aus der Untersuchungshaft entlassen und von seiner Frau abgeholt worden war.
Kassel
Montag, 9:28 Uhr
Nur d as Brummen des Ventilators und das kleine, flackernde Lämpchen ließen erkennen, dass der Rechner noch arbeitete. Der Bildschirm zeigte seit einigen Sekunden das Bild eines jungen Mannes aus Köln, der wegen Drogenbesitzes bereits zweimal in Haft saß.
Der am Schreibtisch gegenübersitzende Kollege, für den Jens Bockermann den Gesichtserkennungsabgleich durchführte, telefonierte mit seinem Vorgesetzten, der wiederum ungeduldig auf ein Ergebnis wartete. Bockermann zeigte ihm kurz die linke Faust mit nach oben gestrecktem Daumen und anschließend auf der anderen Seite alle fünf Finger der rechten Hand. Sein Kollege nickte erfreut und bat seinen Gesprächspartner noch um weitere fünf Minuten Geduld. Nach kurzem Klopfen betrat eine Frau das Zimmer und sah Bockermann von der Tür aus an.
„Hallo Jens. Ich habe drüben einen Dieter Jansen aus Kassel am Telefon. Er ruft bereits zum dritten Mal an und möchte mit dir kurz sprechen , um einen Termin auszumachen. Ich konnte ihn bisher nicht durchstellen, da dein Telefon schon die ganze Zeit besetzt ist.“
Im selben Moment, als sie den Satz beendet hatte, bemerkte sie, dass der Mann auf dem Besucherstuhl den A pparat am Ohr hatte. Mit einem entschuldigenden Lächeln auf den Lippen zog sie ihren Kopf ein wenig ein, richtete sich aber gleich wieder an Bockermann. Sie sprach jetzt leiser: „Er hat gesagt, es ginge um den Mordfall Bianca Lange.“
Bockermann stand auf und kam um seinen Schreibtisch herum nach vorn. „Ich komme kurz mit rüber.“
Sie gingen ins Nachbarbüro, wo Bockermann das Telefonat annahm und mit Dieter Jansen sprach. „Hallo Herr Jansen. Ich bin Jens Bockermann. Was kann ich für Sie tun?“
„Hallo Herr Bockermann. Hauptkommissar Berner bat mich kurzfristig einen Termin für eine Besprechung abzustimmen, bei dem jeweils mindestens ein leitender Ermittler aus Fulda und Göttingen zugegen sein sollte. Es geht um die Übereinstimmungen ihres Mordfalles an Bianca Lange mit zwei weiteren Tötungsdelikten. Eins davon in Fulda und das andere hier bei uns in Kassel. Da wir ungefähr in der Mitte liegen, bietet sich Kassel für die Besprechung an.“
„Kein Problem. Was heißt kurzfristig?“ , antwortete Bockermann spontan.
„Wenn möglich heute Nachmittag.“
„Ich werde Hauptkommissarin Wolf fragen und Sie gleich zurückrufen. Wäre gegen sechzehn Uhr in Ordnung?“
Jansen sah unwillkürlich auf seine Armbanduhr, wusste aber, dass heute Nachmittag keine wichtigen Termine mehr bei ihm im Kalender standen.
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