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Last days on Earth

Last days on Earth

Titel: Last days on Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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fest daran, dass
eines Tages der ganze Spuk zu Ende sein wird. Und es wird ein Ende sein, wie es
dieser Welt gut zu Gesicht steht: laut, schrill und grotesk, unter Feuer und
Blut, Sturmfluten, Kometeneinschlägen und Vulkanausbrüchen, Heuschreckenplagen,
Erdbeben und in sich zusammenstürzenden Hochhäusern. Ein Knall, kein Winseln.«
    Raoul legte den Kopf an die Lehne seines Sessels und grinste.
»Quass, du bist ein Romantiker.«
    Der Drache trank und lächelte. »Aber sieh dich doch um, mein
skeptischer Freund. Seit der Jahrtausendwende läuft das Untergangsprogramm
schon auf vollen Touren. Atomkraftwerke, die außer Kontrolle geraten, in Hochhäuser
rasende Flugzeuge, Flutwellen, die ganze Küstenstriche verwüsten, Seuchen,
Terroranschläge, Kriege, Hungersnöte …«
    Â»Hör auf«, rief Raoul. »Gleich erzählst du mir, dass du mit dem
Weltuntergang nach dem Maya-Kalender rechnest. Die Lange Zählung endet am 21.
Dezember – an diesem Tag werden die Sterne vom Himmel fallen und alles
vernichten, und die Götter werden weinen.« Er lachte laut.
    Der Drache sah ihn ernst und ein wenig traurig an. Raoul verging das
Lachen. »Du verkohlst mich.«
    Der Drache senkte die Lider. »Nein«, sagte er trocken. »Wenn ich
dich verkohlt hätte, könntest du ja wohl schwerlich noch mit mir sprechen.«
    Er wich ihm aus, und das war Antwort genug. Raoul schnaubte. »Lass
uns das Thema wechseln«, sagte er. »Ich glaube, du bist betrunken, alter Junge.« Der Drache erwiderte nichts darauf.
    Einige Minuten sprachen sie über unverfängliche Themen. Quass wie
auch Raoul waren der Meinung, dass die bevorstehende Änderung des
Grundgesetzes, die auch Nichtmenschen und Untoten die gleichen Rechte wie allen
anderen Bürgern des Landes verschaffen sollte, mehr als überfällig war. »Ich
zahle Steuern, und ich habe einen Lehrstuhl an einer privaten Universität inne,
also warum darf ich nicht wählen oder ein politisches Amt anstreben?« Quass
stieß einen kleinen, aufgebrachten Funkenschauer aus. Das war ein Thema, über
das er sich schon seit Jahren aufregte.
    Das Gespräch wandte sich dem Wetter zu, schwenkte dann zu einem
alten Bordeaux, den Quass vor ein paar Tagen auf einer Auktion erstanden hatte
und der jetzt im Keller zur Ruhe kam. Er lud Raoul zur Verkostung ein, und der
Magier sagte zu.
    Dann schwiegen sie, bis Raoul leicht auf die Armlehnen schlug und
sagte: »Ich schwanke mal nach Hause.«
    Quass, der in Gedanken weit weg gewesen war, richtete seinen Blick
auf seinen Gast und sagte unvermittelt: »Ehe du gehst – wie steht es um dein
Liebesleben, Freund Raoul?«
    Raoul ließ sich schwer zurücksinken und starrte den Drachen an. »Wie
bitte?«, fragte er verblüfft.
    Â»Entschuldige, das war höchst indiskret von mir. Aber du wirkst ein
wenig unausgeglichen. Bei euch Menschen ist das gewöhnlich ein Zeichen dafür,
dass …«
    Â»Quass, bitte!«, fuhr ihm Raoul dazwischen. »Du taugst nicht zum
Seelenklempner. Ich bin wohlauf, mir fehlt nur Brad.«
    Â»Brad«, wiederholte der Drache in ungläubigem Ton. »Aber ich bitte
dich, Raoul. Er ist ein Daimon. Du solltest froh sein, dass du ihn so
unkompliziert losgeworden bist.«
    Â»Du verstehst das nicht. Wir Menschen sind begrenzte Wesen. Daimonen
ermöglichen uns, diese Grenzen ein Stück zu dehnen. Ein Daimon sammelt Wissen
in jeder Form. Unbegrenztes Wissen, Informationen über jedes Ding, jeden
Menschen, jedes jemals geschriebene Wort … Wissen!« Seine Stimme war
lauter geworden, und seine Hände klammerten sich fest um die Armlehnen.
    Der Drache ließ ihn nicht aus den Augen. »Du bist ein
Informationsjunkie«, sagte er langsam.
    Â»Ja, verflucht!«, schrie Raoul. »Das bin ich! Ich trage diesen
Daimon in mir, seit ich siebzehn bin. Was erwartest du?«
    Er fuhr sich mit einer fahrigen Geste über die Augen. »Verzeih«,
murmelte er. »Ich bin wirklich ein wenig unausgeglichen. Brad hätte längst
wieder bei mir sein müssen, und ich habe Sorge, dass er meiner überdrüssig geworden
ist.«
    Â»Raoul«, unterbrach Quass ihn sanft, »wahrscheinlich lässt er dich
nur ein bisschen zappeln. Daimonen nähren sich von Emotionen, und je stärker
diese ausfallen, desto stärker …«
    Â»Desto stärker werden sie«, vollendete Raoul

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