Last days on Earth
über der Schulter des Trolls. Sein schaukelnder
Schritt lieà ihren Kopf auf- und abhüpfen, und ihr wurde schlecht. »Wenn â wenn
du nicht willst â dass ich dir â auf den Rücken â kotze«, rief sie, »dann â
solltest du â uff â mich runter⦠â runterlassen!«
Sie hörte das Kichern des Kobolds, der ihnen folgte. »Es ist ihm
egal«, verkündete er. »Olbnosch wird immer vollgekotzt.«
Am Ende der StraÃe wartete ein unauffälliger Lieferwagen mit
abgeblendeten Scheinwerfern. Karla wurde unsanft in den Laderaum geworfen, die
Türen knallten zu, und der Wagen fuhr los.
Die Fahrt dauerte nicht lange. Grelles Licht blendete sie, als
die Türen des Lieferwagens aufsprangen. Karla hob die Hand und schirmte ihre
Augen ab, versuchte vergeblich, etwas zu erkennen. Die Hand, die sie am Arm
packte und aus dem Wagen zerrte, gehörte ganz sicher dem Troll. »Pass auf,
Olbnosch«, fauchte sie. »Ich hab mir deinen Namen gemerkt!«
Der Troll grunzte nur und zerrte sie zu einem Gebäude. Ihre Augen
passten sich an, sie konnte erkennen, dass sie sich in einem geschlossenen Hof
befanden, der von einer Flutlichtlampe kalkweià angestrahlt wurde.
Der Kobold, der ihren Rucksack unter den Arm geklemmt hatte, schloss
eine kleine Tür an der Seite auf und verschwand darin. Der Troll schob Karla
darauf zu, gab ihr einen StoÃ, der sie ins Innere des Gebäudes taumeln lieÃ,
und knallte die Tür hinter ihr zu. Riegel schnappten. Schon wieder stand sie im
Dunkeln.
»Moment«, sagte der Kobold irgendwo vor ihr. Etwas klackte und ein
schwaches Licht flammte auf. Sie stand in einem dunklen Treppenhaus. Der Kobold
begann die Treppe hinaufzusteigen. Anscheinend war es ihm egal, ob sie ihm
folgte oder stehen blieb. Einen Moment lang überlegte Karla, ob sie wieder aus
der Tür gehen sollte, aber das Geräusch, mit dem sie zugeschlagen war, hatte
ihr schon verraten, dass da ein magieresistentes Verschlusssystem im Spiel
gewesen war. Und noch mehr verriet ihr das gleichgültige Verhalten des Kobolds,
dass sie den Ausgang versperrt finden würde.
Die Treppe führte bis unter das Dach, zu einer Tür, die der
Kobold öffnete.
Karla zögerte, als sie eintrat. Das Loft, von dem sie nur einen
kleinen Ausschnitt sehen konnte, war dämmrig erleuchtet. Durch eine riesige
Panoramascheibe erhaschte sie einen kurzen Blick auf die Lichter der Stadt,
bevor sich eine Verdunkelung lautlos vor den Ausblick schob. Karla bemühte sich
um eine neutrale Miene. Wenn ihre Entführer ihr keinen Aufschluss über ihren Aufenthaltsort
hatten geben wollen, dann war dieser Teil des Plans nicht aufgegangen. Sie
hatte den Messeturm am Horizont gesehen und etwas näher die Lichter einer
Brücke. Damit und mit dem Hinweis, den ihr die kurze Fahrtzeit gegeben hatte,
wusste sie, dass sie sich irgendwo in der Hafengegend befinden musste.
Anfänger.
Sie hörte, wie eine samtdunkle Stimme mit leisem Vorwurf sagte: »Du
weiÃt, dass du anklopfen musst, bevor du hier hereinplatzt, Finn. Wie oft habe
ich dir das gesagt?«
Der Kobold bekam leuchtend rote Ohrenspitzen. »Sorry, Chef«, sagte
er kleinlaut. Er gab Karla einen kleinen Schubs, der sie zur Ostseite des Lofts
lenkte.
Sie ging über den spiegelnden Boden, auf dem sogar ihre weichen
Schuhe dumpfe Geräusche machten. Alles in diesem Raum schien entweder aus
Metall, Stein oder Glas zu bestehen. Sie sah keinen gepolsterten Sessel, kein
Sofa, keine Kissen, keinen Teppich, nicht ein einziges dekoratives Element,
nichts Weiches. Nur nüchterne, klare, kalte Linien.
Der Eindruck wurde noch verstärkt durch das völlige Fehlen jeglicher
Farbe. Alles war schwarz, weiÃ, grau. Karla fröstelte unwillkürlich.
Der Mann, dessen Stimme sie eben gehört hatte, saà in entspannter
Haltung hinter einem spiegelnd schwarzen Schreibtisch, der wie ein Monolith
mitten im Raum stand. Sie erkannte ihn trotz der schwachen Beleuchtung sofort.
»Vittore Perfido«, sagte sie. »Ich hätte es mir denken müssen!«
»Magistra van Zomeren.« Er erhob sich und streckte ihr die Hand
entgegen. »Endlich lernen wir uns kennen.« Er war mittelgroà und schlank, trug
einen gut geschnittenen grauen Anzug mit blütenweiÃem Hemd und perlgrauer
Krawatte, hatte sein weiÃblondes Haar straff zurückgekämmt und musterte sie aus
Augen, die beinahe farblos
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