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Last days on Earth

Last days on Earth

Titel: Last days on Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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erschienen. Er entblößte lächelnd ein makelloses
Gebiss. »Wir sind uns bisher noch nicht persönlich begegnet. Ich freue mich
wirklich. Und Sie sind noch sehr viel attraktiver, als Sie mir beschrieben
wurden. Danke, dass Sie mir Ihre kostbare Zeit schenken. Wollen wir uns nicht
setzen?« Er legte seine Hand sacht an ihren Ellbogen und wies auf eine Sitzecke
aus schwarzem Leder.
    Karla blieb stehen und verschränkte die Arme. »Ihre beiden Schläger
haben mich überfallen und gewaltsam hergebracht. Also hören Sie auf, mir den
vollendeten Gastgeber vorzuspielen. Was wollen Sie von mir, Perfido?«
    Sein Gesichtsausdruck zeigte nichts als höfliches Bedauern. »Ich
muss mich entschuldigen, wenn meine Einladung von diesen beiden Tölpeln als
Entführungsauftrag missverstanden wurde. Das lag keineswegs in meiner Absicht.
Finn?« Der Name klang wie ein Peitschenschlag. Der Kobold trat geduckt vor, als
erwartete er eine Ohrfeige. »Du hast gehört, was die Dame gesagt hat. Habe ich
euch etwa befohlen, Magistra van Zomeren mit Gewalt herzubringen?«
    Der Kobold leckte nervös über seine Lippen. Sein Blick flackerte.
»Nun …«, sagte er unsicher, »ich dachte … Sie haben gesagt, Sie
wollen sie unbedingt heute Abend sehen …«
    Eine bleiche Hand schoss vor und packte das empfindliche Ohr des
Kobolds. Finn kreischte und wand sich.
    Â»Ich hatte euch befohlen, Magistra van Zomeren höflich auf einen
Drink zu mir einzuladen«, sagte Perfido sanft. »Es war nie die Rede davon, sie
mit der Waffe oder mit körperlicher Gewalt davon zu überzeugen.«
    Â»Sie hat Olbnosch niedergeschlagen«, wimmerte der Kobold. »Und
mitkommen wollte sie auch nicht. Was hätte ich denn tun sollen, Chef?«
    Perfido verdrehte das Ohr des Kobolds noch einmal fest, aber auf
seltsam sachliche Art und Weise, und ließ dann los. »Du bist ein Idiot«, sagte
er. Der Kobold rieb sich das Ohr und schniefte leise.
    Perfido wandte sich mit einer entschuldigenden Geste wieder Karla
zu. »Ich bitte nochmals um Verzeihung. Meine Leute waren wohl ein wenig
übereifrig.«
    Â»Dann haben Sie doch sicherlich nichts dagegen einzuwenden, wenn ich
mich wieder verabschiede.«
    Seine Augen öffneten sich weit, und sie glaubte, einen rötlichen
Schimmer darin zu erkennen. »Liebe Magistra van Zomeren«, sagte er, »nun sind
Sie doch einmal hier. Ich bitte Sie. So unversöhnlich?«
    Karla seufzte. »Perfido, Sie sind ein Verbrecher. Sie haben unter
anderem die Wunderland-Diskothek in die Luft gejagt. Wenn Sie sich deshalb
stellen wollen, dann kommen Sie morgen zu mir in die Dienststelle. Ansonsten
habe ich Feierabend und würde es vorziehen, ihn nach eigenem Gutdünken zu
gestalten.«
    Er lachte. »Sie sind amüsant, Frau van Zomeren. Das hatte ich
gehofft. Kommen Sie – ein Drink, ein kurzes Gespräch, dann lasse ich Sie von
Finn nach Hause fahren. Oder wohin auch immer Sie gebracht werden wollen. Ich
weiß ja nicht, wie Sie Ihren Feierabend zu verbringen pflegen.«
    Seine Augen blitzten spöttisch, und Karla war sich mit einem Mal
schmerzhaft deutlich darüber im Klaren, dass er sogar ganz genau über ihre
Gepflogenheiten Bescheid wusste. Was hatte sie erwartet? Sie hatte ihn ein Jahr
lang observiert – er musste sich im Gegenzug natürlich über sie informiert
haben.
    Sie fand sich auf einem Ledersofa wieder, während Perfido sich über
einen kleinen Servierwagen beugte. Flaschen klirrten. »Was darf ich Ihnen
anbieten? Scotch, ein Glas Weißwein, Wodka, einen Cognac, Martini …?«
    Â»Wasser, bitte.«
    Er lachte wieder und goss Wasser aus einem Krug, in dem Eis und
Zitronenscheiben schwammen, in ein schmales Glas, das er ihr reichte. Er
schenkte sich selbst eine dunkelrot schimmernde Flüssigkeit in einen Pokal und
nahm dann Karla gegenüber Platz, wobei er sorgfältig seine Hosenbeine ein wenig
hochzupfte. Das gedämpfte Licht spiegelte sich warm im glänzenden Leder seiner
Schuhe.
    Karla stellte ihr Glas auf den Beistelltisch, ohne es angerührt zu
haben. »Also?«, sagte sie.
    Er nippte an seinem Glas und beugte sich dann vor, um es ebenfalls
abzustellen. Karla sah, dass er eine Pistole in einem Halfter unter dem Arm
trug. Ungewöhnlich für seine Spezies, die normalerweise auf ihre Kräfte
vertraute und Waffen eher misstrauisch gegenüberstand.
    Â»Liebe Frau

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