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Last days on Earth

Last days on Earth

Titel: Last days on Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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grimmig.
    Â»Seit deinem siebzehnten Jahr, sagst du?« Der Drache tippte mit
einer Kralle gegen sein Glas, das leise zu singen begann. »Das sind schon
zwanzig Jahre. Du hältst erstaunlich lange stand.«
    Â»Lass uns das Thema wechseln«, entgegnete Raoul. »Ich bin müde und
mehr als nur beschwipst. Und du, verzeih mir, alter Freund, scheinst auch den
Alkohol zu spüren, wenn du mit einer solchen Penetranz in meinem Seelenleben
herumstocherst. Das sieht dir nicht ähnlich.«
    Der Drache wich seinem Blick nicht aus. »Ich sorge mich um dich«,
sagte er. »Das ist nicht ungewöhnlich unter Freunden. Aber vergib mir, wenn ich
dir zu nahe getreten sein sollte.«
    Â»Das bist du allerdings«, sagte Raoul knapp, aber er lächelte, um
seinen Worten ein wenig die Schärfe zu nehmen. »Ich kümmere mich um den Diebstahl.
Und was die Weinprobe angeht, ruf mich an.«

 

    12. 19. 19. 03. 19.
    Es war bereits dunkel, als Karla in der Nähe des
»Passionate Shepherd«, des zum Casino gehörigen Nachtclubs, ihr Auto abschloss.
Der verliebte Schäfer, der dem Club seinen Namen gab, glänzte frisch gemalt vom
Schild über der Tür. Er stand vor seiner wolligen Herde und streckte die Hände
nach einer leicht bekleideten Nymphe aus, die sich mit neckischem Lächeln
zwischen den Schafen versteckte.
    Der Hintereingang des »Shepherd« lag in einer dunklen Seitenstraße.
Karla zögerte kurz. Die Lampe über der Hintertür leuchtete nicht. Dann packte
sie ihren Rucksack fester und ging mit schnellen Schritten auf die Hintertür
zu.
    Der erste Schlag traf sie unvorbereitet. Sie hatte die Schritte und
die schnelle Bewegung im Augenwinkel wahrgenommen, aber als sie sich umdrehte,
streifte schon ein Schlag ihren Kopf. Karla schrie auf und ließ sich instinktiv
fallen. Der Hieb hatte nicht ausgereicht, um sie zu betäuben, aber das wusste
der Angreifer nicht. Er setzte nicht nach, sondern wartete offensichtlich auf
jemanden, der nun von der Straße herangelaufen kam.
    Karla rollte über die getroffene Schulter ab, die dabei vernehmlich
knackte, und riss ihren Angreifer von den Füßen. Er grunzte überrascht und
knallte zu Boden wie ein Sack Kartoffeln.
    Karla kniete sich auf seine Brust und zerrte an dem Totschläger, den
er fest umklammert hielt. Sie wehrte seine Faust ab und hielt ihn mit ihrem
Gewicht und einem schnell gewobenen Bindezauber am Boden. Der Angreifer hatte
die braunen, groben, wie aus Stein gehauenen Züge eines Trolls.
    Sein Kumpan, ein schmalbrüstiger, blasser Kerl mit feuerroten Haaren
und Katzenaugen, richtete eine Waffe auf sie. »Los, aufstehen!«, befahl er
schrill. »Und ich will deine Hände sehen.«
    Karla sah, wie die Mündung der Waffe zittrige Kreise zog. Für einen
Werwolf war er zu unbehaart. Die Augen waren seltsam, feenähnlich, und die
Ohren liefen spitz zu. Ein Kobold.
    Â»Was willst du?«, fragte sie und hielt ihre Hände locker an den
Seiten, bereit, einen Zauber zu werfen.
    Â»Du sollst aufstehen und die Hände hochnehmen!«, rief er beinahe
hysterisch.
    Â»Ganz ruhig«, sagte Karla mit ihrer sanftesten Stimme. Sie legte
einen Hypnozauber hinein und hoffte, dass er bei Kobolden wirkte.
    Der Bann, den sie über den Troll gelegt hatte, löste sich. Er
bewegte sich, grunzte, trat aus.
    Â»Geh von ihm runter«, befahl der bewaffnete Kobold. Jetzt, wo sein
Kumpan sich wieder regte, verlor er seine Angst. Die Pistole zielte ruhig auf
Karlas Stirn.
    Sie hob die Hände in Brusthöhe und stand auf. »Was wollt ihr?«
    Â»Ein lautes Wort oder der Versuch abzuhauen, und ich knall dich ab«,
sagte der Kobold.
    Der Troll war inzwischen schwerfällig auf die Beine gekommen. Er
schüttelte den plumpen Kopf, um die Reste des Banns abzuschütteln, und packte
mit seiner schaufelgroßen Hand ihren Arm.
    Â»He«, protestierte Karla, obwohl sie wusste, wie sinnlos das war.
»Lass mich los!«
    Der Troll grunzte nur und schob sie unsanft zum anderen Ende der
Straße. Sie wehrte sich heftig und brachte ihn damit ins Stolpern. Er festigte
seinen Griff, schnaufte kurz und warf sie sich über die Schulter. Die Finger
seines anderen Arms berührten beinahe seine Fußknöchel – er war ein typischer,
kurzbeiniger, breitbrüstiger, langarmiger Waldtroll. Die Gebirgstrolle waren
zierlicher, wendiger und hatten längere Beine.
    Karla baumelte

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