Last days on Earth
van Zomeren«, begann Perfido und sah sie mit intensivem
Blick an.
Karla blinzelte kurz und schüttelte seinen Versuch einer mentalen
Beeinflussung ab. »Na!«, sagte sie streng.
Er nickte knapp und wirkte eher erfreut als ertappt. »Sie sind eine
talentierte junge Frau«, sagte er. »Ich möchte Ihnen ein Angebot unterbreiten.«
»Sparen Sie sich Ihren Atem«, fiel sie ihm ins Wort. »Ich bin nicht
bestechlich.«
Er lächelte. »Nein, nein. Ich werde mich doch nicht strafbar
machen.«
Karla schnaubte. »Also, was für ein ⺠Angebotâ¹
wollen Sie mir machen? Spucken Sie es aus, damit ich es ablehnen und nach Hause
gehen kann.«
Er legte nachdenklich seinen Zeigefinger an die Nase. »Sie klingen
unvermindert feindselig. Was habe ich Ihnen getan? Bitte, Magistra van Zomeren â oder darf ich Sie ⺠Karlaâ¹Â ⦠nein? Nun gut.
Sie verfolgen mich seit über einem Jahr â nicht ich Sie. Ich müsste unhöflich
und grob zu Ihnen sein â nicht Sie zu mir.« Er beugte sich vor. Karla konnte in
seinen farblosen Augen nichts lesen, sie waren so ausdruckslos wie die Fenster
einer leeren Wohnung. »Ich erwarte ein Mindestmaà an Höflichkeit im Umgang
miteinander. Darf ich also jetzt zumindest ausreden?«
Karla zuckte die Achseln. »Bitte.«
»Ich möchte, dass Sie für mich arbeiten.«
Karla nickte resigniert und stand auf. »Nein danke. Bringt Finn mich
zurück?«
Perfido sah sie einen Moment lang reglos an. Dann schüttelte er
sacht, aber entschieden den Kopf. »Hören Sie bitte an, was ich zu sagen habe.
Wenn Sie dann immer noch ablehnen möchten, werde ich Sie gehen lassen. Aber ich
möchte, dass Sie gut über mein Angebot nachdenken.«
»Also bitte. Ich höre Ihnen zu.« Karla setzte sich wieder hin.
»Ich habe ein paar Nachforschungen über Sie angestellt.« Er nahm
einen dünnen Ordner, der neben ihm auf dem Sitz gelegen hatte, und schlug ihn
auf. Ohne einen Blick hineinzuwerfen, fuhr er fort: »Sie sind vor elf Jahren
gleich nach Ihrem Studium bei der MID eingestiegen.
Das ist doch richtig?«
Karla nickte abwartend. Das war kein Geheimnis.
»Dort haben Sie zügig Karriere gemacht, aber vor vier Jahren gab es
einen Zwischenfall. Sie wurden für ein halbes Jahr vom Dienst suspendiert und
zwei Besoldungsränge zurückgestuft.« Karla erwiderte seinen Blick ausdruckslos.
Auch das war etwas, das jeder wissen konnte. Es hatte damals einen ordentlichen
Wirbel gegeben. Ein Hehlerring, der unter anderem magische Artefakte der
Geheimhaltungsstufe Drei an Versatile verkauft hatte, sollte nach einigen Monaten
der Observierung ausgehoben werden. Diese Aktion war durch eine Verkettung unglücklicher
Zwischenfälle so gründlich in die Hose gegangen, dass das Debakel sich nicht
mehr hatte unter den Teppich kehren lassen. Der damalige Leiter der MID hatte, um seinen eigenen Kopf zu retten, einige
Sündenböcke geopfert, und einer davon war Karla gewesen. Sie wurde beschuldigt,
Zielpersonen einen Hinweis auf den bevorstehenden Zugriff gegeben zu haben, was
letztlich die gesamte Aktion zum Scheitern gebracht hatte.
Das Fatale daran war, dass wirklich Informationen aus der
Dienststelle nach auÃen gedrungen sein mussten. Obermagister Korngold hatte
noch versucht, sich für seine Mitarbeiterin in die Schusslinie zu werfen, aber
als man auch ihm mit einem Untersuchungsverfahren drohte, hatte er sich
letztlich dafür entschieden, seine eigene Haut zu retten. Karla konnte ihm das
nicht verübeln.
Sie hatte dem Impuls widerstanden, ihren Dienst zu quittieren, und
zähneknirschend das Opferlamm für die Abteilung gespielt. Korngold hatte ihr
deutlich zu verstehen gegeben, dass er ihr das nicht vergessen würde, wenn erst
einmal Gras über die Sache gewachsen wäre. Kaum ein Jahr später war Karla
tatsächlich wieder in ihren vorherigen Rang und zu ihrem alten Aufgabengebiet
zurückgekehrt. Dennoch war der Makel in ihrer Personalakte unauslöschlich.
Und jetzt musste sie sich von einem Gangster wie Perfido gefallen
lassen, dass er sie mit einem Blick taxierte, der deutlich sagte: Du hast doch
Dreck am Stecken, also warum spielst du mir hier die Heilige vor?
Karla zog es vor, nichts dazu zu sagen. Jeder Versuch der Erklärung
wäre ihr nur als Schwäche ausgelegt worden. Perfido war ein Wolf. Ein Moment
der Unsicherheit, und sie konnte froh
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