Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Last days on Earth

Last days on Earth

Titel: Last days on Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
Vom Netzwerk:
sie aus trüben, gelblichen Augen.
»Hm«, machte er. »Wer will das wissen?«
    Misstrauisch wie die Hölle. Karla ließ sich auf die gepolsterte Bank
ihm gegenüber sinken und legte ihren Rucksack so neben sich, dass das Päckchen
Zigaretten herausfiel.
    Sonofabiˇcs Blick wurde davon angezogen. Er leckte sich
unwillkürlich über die Lippen. Sein stoppelbärtiges Gesicht verzog sich zu einer
Grimasse, die wahrscheinlich ein Lächeln darstellen sollte. Er hatte lange,
bräunlich gelbe Zähne.
    Karla erwiderte das Lächeln so herzlich, wie es ihr möglich war.
»Karla van Zomeren«, stellte sie sich vor. »Wir haben miteinander telefoniert.«
    Er nickte ungeduldig. »Jaja. Kann ich – darf ich …«
    Karla schob seinen flatternden Fingern die Zigaretten hin. Er riss
das Päckchen auf, grunzte und schob eine Zigarette in seinen Mund.
    Während er darauf herumkaute, nahm Karla, die Mühe hatte, ihren
Blick von seinen mahlenden Zähnen abzuwenden, ihr Notizbuch heraus und legte
den Kugelschreiber darauf. Die Serviererin brachte ihren Cappuccino und sah
Sonofabiˇc fragend an. Der schüttelte den Kopf und schluckte. Tabaksaft lief
aus seinem Mundwinkel, den er mit einer grauen Zunge ableckte. »Was wollen Sie
von mir wissen?«
    Karla streute Zucker auf den Milchschaum und sah zu, wie er langsam
versank. »Ich habe gehört, dass Sie besser als jeder andere in der Stadt über
bestimmte Dinge informiert sind, die – hm – nennen wir es einmal so: die sich
am Rande der allgemein anerkannten Regeln bewegen.«
    Sonofabiˇc fischte mit seinen krallenähnlichen Fingernägeln eine
zweite Zigarette aus dem Päckchen. Sie verschwand wie die erste zwischen seinen
Zähnen. »Nett formuliert«, sagte er undeutlich. »Man merkt, dass Sie Bücher
schreiben. He?«
    Er grinste sie an. Karla hielt seinem Blick stand. »Herr
Sonofabiˇc …«
    Â»Sonny«, erwiderte er. »Niemand nennt mich › Herr‹.«
    Â»Sonny«, wiederholte Karla, »ich bin auf der Suche nach ganz
speziellen Informationen. Kennen Sie sich auch mit Nachtgeborenen aus?«
    Sonofabiˇc hörte auf zu kauen und starrte ihr in die Augen. »Beißer?
Blutsauger? Die Sorte Nachtgeborene?«
    Â»Die Sorte.« Was mochte er für ein Wesen sein? Ihr Informant hatte
sich da einigermaßen unklar ausgedrückt. Dass er kein Mensch war, war deutlich
zu sehen. Aber er schien auch nicht der Werwolf zu sein, mit dem sie gerechnet
hatte. Eine der selteneren Gestaltwandlerformen? Ein Ghulmischling? Ein Troll?
Aber dafür war er zu klein …
    Er grinste. »Sie überlegen, was ich wohl bin, he? Skratti.«
    Â»Bitte?«
    Â»Skratti. Das ist meine Art. Ihr Menschen nennt uns Schrat.« Er nahm
seine Tasse und leerte sie schlürfend.
    Â»Ah. Ich dachte, Ihr Volk verlässt seine Wälder nie.«
    Er verzog das Gesicht. »Ich bin anders.«
    Das hätte Karla unterschrieben, ohne jemals einen anderen Schrat
gesehen zu haben. »Also, zurück zu den Vampiren. Ich brauche alles, was Sie
über ihre interne Organisation wissen. Was ist eine › Gens‹,
was bedeutet › Princeps‹, was wissen Sie über
Perfido?«
    Er verzog den Mund und kratzte sich nachdenklich die Wange. »Das
sind Fragen«, murmelte er. »Gefährliche Fragen. Wieso stellt so ein hübsches
Ding so gefährliche Fragen, frage ich mich. He?« Die dritte Zigarette fand ihren
Weg in seinen Mund.
    Â»Ich kann auf mich aufpassen«, erwiderte Karla. »Mein Buch
beschäftigt sich mit verschiedenen Spielarten illegaler Geschäfte. Ein Kapitel
behandelt Blutschwarzhandel und Blutwäsche.« Karla trank aus ihrer Tasse. Sie
leckte sich den Milchschaum von der Lippe und erwiderte Sonofabiˇcs lüsternen
Blick mit einem drohenden: »Na!«
    Er grinste und lehnte sich zurück. Der gepolsterte Stuhl knarrte.
»Sie reden wie eine Hexe. Aber sie riechen nicht so. Sie riechen … Sie
riechen nach …« Seine Nase zitterte, und er sog Luft durch die Zähne.
    Â»Wonach soll ich riechen?« Karla schob ihm hastig die Zigaretten
hin. »Nun schießen Sie schon los.«
    Â»Nicht hier. Zu öffentlich.«
    Karla musste an sich halten. »Wo dann?«
    Er schob seinen Stuhl zurück und krallte sich die Zigarettenpackung.
»Kennen Sie das Hotchpotch?«
    Es gab sicher keinen Magister in

Weitere Kostenlose Bücher