Last days on Earth
ihrem Bestand an bibliophilen Kostbarkeiten und
ebensolchen auch aus wissenschaftlicher Sicht unersetzlichen Büchern wie denen,
die höchst bedauerlicherweise auch und nicht zuletzt durch die Unfähigkeit der
ermittelnden Behörâ¦Â«
»Verzeihen Sie«, unterbrach Raoul ihn. »Es muss doch ein Team der
Spurensicherung hier gewesen sein.«
Der kleine Mann sah ihn fragend an. »Ja? Und?«
»Ihre Aussage und die Ihrer Kollegen sind also aufgenommen worden«,
sagte Raoul. Der Mann fing an, ihm ganz gewaltig auf die Nerven zu gehen.
Dr. Meyring lieà seinen Blick von ihm abgleiten und kehrte mit
leicht gerümpfter Nase zur intensiven Betrachtung von Karlas Kinn zurück. »Ich
habe selbstverständlich alles, was ich wusste, zu Protokoll gegeben. Ihre Leute
haben eine erhebliche Unruhe hier hereingebracht und alles auf den Kopf
gestellt.« Er schniefte ungehalten. »Und wozu das Ganze? Weder haben Sie uns
unser Eigentum wiederbeschafft, noch hat sich jemals wieder ein Magister bei
uns gemeldet. Sie sind die ersten!« Anklagend reckte er den Zeigefinger.
»Herr Dr. Meyring«, sagte Karla geduldig, »nun sind wir ja
hier. Unser Bestreben ist es, dieses Verbrechen so schnell wie möglich
aufzuklären. Wenn Sie so freundlich wären, uns zu diesem Zweck noch einige
vertiefende Auskünfte zu erteilen?«
»Bitte«, sagte Meyring. Er lehnte sich zurück und verschränkte die
Hände über dem Bauch. »Stellen Sie Ihre Fragen.«
Karla räusperte sich. Raoul konnte förmlich riechen, was ihr durch
den Kopf ging. Würde sie sich der Meinung des Obermagisters anschlieÃen? Oder
würde sie ihren eigenen Kopf benutzen und es wagen, die delikate Frage ein
zweites Mal zu stellen? An dieser einen Frage würde sich sein künftiges
Verhalten ihr gegenüber ausrichten. Würden sie in Zukunft als Kollegen
freundlich, aber distanziert miteinander umgehen? Oder würde sich vielleicht
doch mehr ergeben?
Freundschaft? Mit einer weiÃen Hexe? Er schüttelte den Kopf. Karla
würde kaum interessiert sein, ihre Haltung dem Schwarzen Zweig gegenüber war
eindeutig. Wahrscheinlich könnte sie sich eher mit einer Kakerlake anfreunden
oder mit einem Vampir einlassen, ehe sie es auch nur in Erwägung zöge, einem
Dunkelmagier ihr Vertrauen zu schenken.
Karla legte ihre Hand flach auf das aufgeschlagene Notizbuch.
»Fangen wir mit dem unangenehmsten Teil an«, sagte sie. »Wer hat den Toten
entdeckt?«
Raoul schloss kurz die Augen. Bestanden, Magistra van Zomeren.
Willkommen in meinem kleinen, aber exklusiven Freundeskreis.
»Ah«, sagte Meyring. »Das mag für Sie das wichtigere Thema sein,
junge Frau. Für mich ist es eine bedauerliche, aber da ich sie nicht verändern
kann, unwesentliche Tatsache. Dieser Unglückliche ist tot, niemand kann ihn zurückholen.
Aber meine unschätzbar kostbaren Bücher â¦Â« Er schnaubte und hob die Brille
an, um sich mit einer gereizten Geste über die Augen zu reiben.
Karla warf einen schnellen Seitenblick zu Raoul, dann beugte sie
sich vor. »Zu Ihren Büchern kommen wir auch noch, keine Sorge. Aber lassen Sie
uns zuerst die unwesentlichen Details aus dem Weg räumen.« Sie lächelte den
Wissenschaftler so schmelzend an, dass die Temperatur im Raum spontan um
mindestens zwei Grad anstieg.
Dr. Meyrings Lider flatterten. »Oh«, machte er. »Ja. Natürlich,
von Herzen gerne, meine liebe junge Dame.« Er riss die Schreibtischschublade
auf. »Hier, dies sind meine Notizen. Ich mache mir zu allem, was hier im Hause
vorfällt, detaillierte Notizen.« Sein Blick klammerte sich wieder an Karlas
Kinn fest. »Das Datum �«
Karla blickte auf ihre Unterlagen, aber Raoul war dank Brad
schneller. »Danke«, sagte Karla. Ihre Stimme klang erstickt.
Dr. Meyring blätterte durch seine Notizen. »Hier haben wir es«,
sagte er und begann vorzulesen: »5:30 Sigmundson Anruf. Einbruch,
wahrscheinlich Diebstahl. Wachmann F. verletzt. Ambulanz bereits
benachrichtigt. 6:00 Eintreffen, Besichtigung des Archivs. Auf den ersten Blick
fehlende Bücher â¦Â« Jetzt folgte eine Liste, aber Karla unterbrach die
Aufzählung nach dem dritten Titel.
»Lieber Herr Dr. Meyring«, sagte sie nicht ohne Schärfe, »Ihre
Aufzeichnungen in Ehren, aber könnten Sie mit Ihren eigenen Worten schildern,
was Sie an diesem
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