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Last days on Earth

Last days on Earth

Titel: Last days on Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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geschoben wurde. Ihr letzter Blick sagte ihm klar und deutlich, dass er
gefälligst gehen und sie im Stich lassen solle. Am liebsten wäre er zum Aufzug
gestürzt, um sie mit Gewalt herauszuholen.
    Â»Herr Winter?« Korngolds Stimme klang ungeduldig. »Würden Sie jetzt
bitte das Gebäude verlassen?«
    Raoul umklammerte seinen Stab so fest, dass der Vogelkopf
protestierend den Schnabel öffnete und leise krächzte. »Glauben Sie mir,
Obermagister«, sagte Raoul grimmig. »Sie machen einen großen Fehler.«
    Â»Lassen Sie das meine Angelegenheit sein«, erwiderte Korngold kühl.
Er nickte dem dritten Wachmann zu, der Raoul die Tür öffnete und ihn scheinbar
gleichgültig anblickte. Dennoch war deutlich zu erkennen, dass er nicht davor
zurückscheuen würde, Raoul beim Kragen zu packen und auf die Straße zu setzen,
wenn es denn nötig sein würde. Der Mann war nicht viel kleiner als Raoul und
deutlich breiter gebaut.
    Raoul ging hoch erhobenen Hauptes an ihm vorbei durch die Tür. Er
wusste, wann er geschlagen war. Die MID hatte hier
das Hausrecht, und er war in diesem Gebäude zu Gast. Das hieß, er konnte keinen
seiner Zauber anwenden, ohne dass er sich gegen ihn selbst wenden würde. Dies
waren nun einmal die Regeln.
    Er stand eine Weile mit gesenktem Kopf vor seinem Jaguar. Die
vorhergegangene Szene lief noch einmal vor seinem Auge ab. Was sollte er jetzt
unternehmen? Er konnte Karla nicht einfach so ihrem Schicksal überlassen.
    Raoul griff zu seinem Handy und wählte. »Ettore«, sagte er, als
endlich jemand abnahm, »gib mir Faustina, bitte.«
    Er schilderte der Vampirin kurz, was geschehen war und wie er Karlas
Gesundheitszustand einschätzte. Dann fragte er: »Kann es ihr gefährlich werden?
Oder ist es nur unangenehm?«
    Er hörte das Rauschen der Ætherverbindung und Faustinas Atem. Dann
kam ihre Antwort: »Es ist extrem unangenehm, und es kann sehr gefährlich
werden. Ich kann nicht beurteilen, wie stark sie angeregt wurde, aber was du
mir über ihren Zustand sagst, klingt alarmierend. Ich denke, dass sie so
schnell wie möglich einen Teil ihrer Essentia verlieren sollte.«
    Raoul umklammerte das Telefon. »Genügt es fürs Erste, wenn sie
jemand zur Ader lässt?«, fragte er so ruhig, wie es ihm möglich war. Wenn das
eine Möglichkeit war, würde er einen Arzt zu Karla schaffen, und wenn er dafür
ein Daimonenheer beschwören musste.
    Â»Nein«, hörte er Faustina antworten. »Jeder Aderlass forciert nur
die Neuproduktion. Kannst du sie zu mir bringen?«
    Â»Sie sitzt in irgendeiner Arrestzelle«, sagte er. »Ich kann die MID nicht betreten. Nur jemand von ganz oben kann den
Befehl geben, sie freizulassen.«
    Faustina seufzte. »Ich werde sehen, was ich tun kann«, versprach
sie. »Ich rufe dich an.«
    Raoul trennte die Verbindung und knurrte enttäuscht und zornig.
    Â»Pourudhâxshtay!«
    Die Stimme seines Daimons meldete sich im selben Augenblick. Warum so förmlich, alter Junge?
    Â»Ich brauche dich. Jetzt!«
    Brad lachte. Ich bin hier. Befiehl.
    Â»Kannst du dort hineingehen und Karla rausholen?«
    Der Daimon schwieg eine Weile. Dann meldete er sich zurück: Sorry, Chef. Das Gebäude ist bis zur zehnten magischen Ebene gegen
Eindringlinge gesichert. Ich kann genauso wenig dort hinein wie du.
    Raoul fluchte laut und lange.
    Amen , sagte Brad.

 

    12. 19. 19. 04. 03.
    Als der Wachmann sie in die Arrestzelle schob, wurde Karla
von einer heftigen Panikattacke geschüttelt. Sie sank auf die dünne Matratze
der Pritsche und verschränkte die Hände, damit sie aufhörten zu zittern.
Bestimmt würde sie hier nicht lange sitzen müssen. Obermagister Korngold kannte
sie schließlich, er musste wissen, dass sie sich nicht verkaufen würde. Es gab
immer wieder Magister, die sich korrumpieren oder verleiten ließen, die zur
Schwarzen Seite wechselten oder gar bei den Versatilen landeten. Abschaum. Aber
sie gehörte nicht zu denen, das musste Korngold doch erkennen!
    Karla lehnte den Kopf an die Wand. Sie fühlte sich fiebrig,
geschüttelt von heißen und kalten Schaudern, matt und gleichzeitig überdreht.
Raouls Miene, mit der er sie hatte ziehen lassen, stand vor ihrem Blick. Er
hatte so wütend und zugleich so traurig ausgesehen. Es war deutlich zu spüren
gewesen, dass er sie am liebsten mit Gewalt aus der

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