Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Last days on Earth

Last days on Earth

Titel: Last days on Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
Vom Netzwerk:
Knie gaben nach und sie sank auf die Bettkante. »Ach.
Und das heißt?«
    Er setzte sich ohne Umstände neben sie und griff nach ihrer Hand.
Die Berührung hatte etwas Sachliches, als wäre er ein Arzt, der ihren Puls
fühlte. Was er jetzt auch tat. Er schwieg eine Weile und nickte dann. »Gut. Ihr
Delicatus mag ein unvorsichtiger Stümper gewesen sein, aber er hat Sie nicht
verletzt und auch nicht über die Grenze gebracht. Das lässt sich leicht
regulieren. Entspannen Sie sich!«
    Der letzte Satz kam wie ein sanfter, aber unwiderstehlicher Befehl
aus seinem Mund. Karla wollte etwas entgegnen, aber ihre Muskeln versagten den
Dienst. Sie sank Maurizio entgegen, der sie auffing und festhielt. So zierlich
er aussah, er hatte erstaunlich kräftige Arme. Er legte sie aufs Bett, und
Karla sah zu ihm auf. Alles erschien sehr weit entfernt und seltsam gedämpft.
Sie hätte Angst haben sollen, aber da war nur Mattigkeit, die nicht einmal unangenehm
war.
    Â»Welches ist Ihre bevorzugte Stelle?«, fragte der junge Mann.
    Karla lächelte zu ihm empor. So ein hübscher Bursche. Lange Wimpern,
ein Grübchen im Mundwinkel, dunkle Haut … »Hm?«, machte sie unaufmerksam.
    Seine Finger berührten sacht ihren Hals. »Hier?« Eine zweite
Berührung, in der Ellbogenbeuge, dann eine dritte am Handgelenk. »Oder hier?«
    Karla nickte und schloss die Augen. »Hm.«
    Er lachte und beugte sich über sie. Schlanke, kräftige Finger
umschlossen ihre Hand, zogen ihr Handgelenk an seinen Mund. Ein kurzer,
scharfer Schmerz vertrieb für einen Augenblick die Benommenheit. Karla wehrte
sich, aber dann wirkte das Sekret in seinem Speichel, das ihre Sinne angenehm
benebelte. Sie ließ sich zurücksinken und genoss das Gefühl, das durch ihren
Arm kribbelte, ihre Nervenbahnen vibrieren ließ, in ihrem Körper summte. Der
Druck auf den Schläfen, das beständige, heftige Schlagen ihres Herzens, das
Gefühl, in einem zu engen Korsett zu stecken – alles ließ nach, entfernte sich,
wurde schwächer und unwichtig. Karla begann wegzudösen.
    Eine Hand klapste nicht besonders zärtlich auf ihre Wange. »Nicht
einschlafen, bitte.« Wieder senkte sich sein Kopf über ihr Handgelenk. Sie
fühlte seine Zähne, die Spitze seiner Zunge. Ihr wurde schwindelig. »Stop«,
sagte sie. »Nicht so schnell.« Ihr Herzschlag beschleunigte sich, dann begannen
ihre Finger zu kribbeln. Ein Kältegefühl ließ sie schaudern.
    Maurizio hielt inne. Er berührte ihre Halsschlagader und lauschte.
»Beinahe«, sagte er. Er griff über sie hinweg und deckte sie zu. »Ich würde
gerne ein Stück unter den Normalpunkt gehen«, sagte er. »Halten Sie das aus? Es
dauert dann länger, bis die nächste Regulierung nötig wird.«
    Karla nickte. Alles, was länger dauerte, war gut.
    Endlich hörte er auf. Er leckte noch einmal fest über die kleine
Wunde, die sich augenblicklich schloss. Dann stützte er sich auf die Bettkante,
atmete tief und schloss die Augen. »Das war deutlich mehr als meine übliche Ration«,
sagte er. »Mir ist ein bisschen übel.«
    Karla hob träge die Hand und berührte seine Schulter. »Danke.«
    Â»Gerne geschehen.« Er strich sich die Locken aus der Stirn und
lächelte. »Werden Sie sich unserer Gens anschließen?«
    Karla schüttelte heftig den Kopf. »Ich denke nicht, nein.«
    Sein Gesicht verdüsterte sich. »Schade.« Er hob die Schultern. »Sie
sind in festen Händen, oder? Ich bin noch ungebunden. Wir würden gut
zusammenpassen, wir haben die gleiche Blutgruppe.«
    Karla suchte nach den richtigen Worten, denn sie wollte ihn nicht
verletzen. »Das ist sehr nett von Ihnen«, sagte sie. »Aber ich habe, ich
bin …« Sie schüttelte den Kopf. »Ja, ich bin gebunden.«
    Er nickte. »Das dachte ich mir. Glücklicher Bursche.« Er stand auf
und deckte sie sorgfältig zu. »Schlafen Sie sich gründlich aus, Karla. Wir
sehen uns sicher morgen beim Abendessen.«
    Karla war schon eingeschlafen, als die Tür hinter ihm ins Schloss
fiel.

 

    12. 19. 19. 04. 04.
    Als sie erwachte, lagen Kleider auf dem Stuhl vor ihrem
Bett. Karla sah sie eine Weile verständnislos an. Eine schwarze Jeans, ein
schwarzes, kurzärmeliges T-Shirt, eine kurze Kapuzenjacke aus weichem Stoff.
Karla beugte sich vor. Unter dem

Weitere Kostenlose Bücher