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Last days on Earth

Last days on Earth

Titel: Last days on Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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überzeuge sie davon, dass sie sich der vollständigen
Verwandlung unterwirft.« Sie sah ihn beschwörend an. »Schau, wie gut es Nevio
seitdem geht. Er hat sich auch so lange dagegen gesträubt, aber nun ist alles
in Ordnung.«
    Â»Das ist kein Weg für sie«, murmelte Raoul. »Sie ist durch und durch
eine Weiße Hexe.«
    Â»Nicht mehr.« Faustina hängte die Messer mit leisen Klackgeräuschen
an eine breite Magnetleiste. »Der Weiße Zweig hat sie ausgestoßen. Sie kann
dieses Feld nicht mehr anzapfen. Dieses morphische Ding, das die Hexen alle
anbeten.«
    Raoul stieß ein Ächzen aus. »Etwas Schlimmeres konnte man ihr nicht
antun«, sagte er. In so einer Lage wäre er mit Sicherheit lange nicht so
gefasst und gelassen wie Karla.
    Ihr müdes, hoffnungsloses Gesicht gaukelte vor seinem inneren Blick.
Gefasst? Gelassen? Wahrscheinlich eher resigniert und zu Tode erschöpft.
    Faustina seufzte und legte ihre Schürze ab. »Raoul, kümmere dich um
sie. Brad war keine gute Gesellschaft für jemanden, der so verletzt ist.«
    Karla saß immer noch so da, wie er sie verlassen hatte. Der
gequälte Gesichtsausdruck war einer friedlichen, entspannten Miene gewichen.
Sie schien zu schlafen. Raoul blieb unschlüssig neben ihr stehen. Er wollte sie
nicht aufwecken.
    Während er noch überlegte, seufzte sie leise und schlug die Augen
auf. Ihr Blick aus verhangenen grauen Augen traf sein Gesicht. Sie lächelte.
»Raoul«, sagte sie. »Einen Augenblick lang hatte ich befürchtet, ich hätte
alles nur geträumt. Aber du bist es wirklich. Was machen wir jetzt?«
    Er reichte ihr die Hand und half ihr auf. »Feierabend«, sagte er.
»Morgen erzählst du mir alles, was ihr beide ausgeheckt habt – aber heute kann
ich nicht mehr denken.«
    Er fuhr langsam durch die nächtliche Stadt. Das orangefarbene
Licht der Straßenbeleuchtung ließ Karlas Gesicht weicher und weniger blass
erscheinen. Sie starrte in die Dunkelheit, die sich jenseits der Lampen
ausbreitete. »Wir haben nicht mehr viel Zeit, ihnen das Handwerk zu legen«,
sagte sie unvermittelt.
    Â»Den Vampiren? Perfido?«, fragte Raoul verständnislos.
    Karla sah ihn verblüfft an. »Was? Nein, aber nein. Santo und seine
Geschäfte, das ist ein Ding für sich.« Sie zuckte die Achseln. »Ich stehe nicht
auf seiner Lohnliste, falls du das befürchtest. Habe seinen Ring noch nicht geküsst.
So weit runter bin ich noch nicht.« Ihre Miene war grimmig. »Nein, ich rede von
den Drachen und ihren Weltuntergangsplänen.« Sie blickte wieder hinaus. Raoul
konnte aus dem Augenwinkel erkennen, dass sie den Kopf drehte und dann in den
Rückspiegel sah. »Wir werden übrigens verfolgt«, bemerkte sie ruhig.
    Raoul folgte ihrem Blick. Weit hinter ihnen waren die Scheinwerfer
eines Autos zu sehen, sonst war die Straße leer.
    Â»Warum denkst du, dass er uns verfolgt?«
    Karla sah zum Seitenfenster hinaus. »Ich weiß es. Er folgt uns, seit
wir ins Auto gestiegen sind. Der Wagen stand vor Nevios Restaurant.«
    Raoul kniff die Augen zusammen, aber im Rückspiegel waren nur die
beiden aufgeblendeten Scheinwerfer zu erkennen. »Du musst bessere Augen haben
als ich«, sagte er.
    Â»Habe ich«, erwiderte sie kurz. »Drei Insassen, einer davon ist ein
Mensch. Die anderen – keine Ahnung.« Sie öffnete ihren Rucksack und wühlte
darin herum. »Bist du bewaffnet?«
    Â»Nur mit meinen Händen und dem Stab.« Er warf ihr einen schnellen
Seitenblick zu. »Du?«
    Sie fauchte erbost. »Sie haben mir alles abgenommen. Ich werde dir
keine große Hilfe sein, falls sie uns überfallen wollen.« Sie zog einen Drudenfuß
aus einer Seitentasche des Rucksacks und hängte ihn um. »Meine Kräfte sind
nicht mehr der Rede wert«, sagte sie, »aber ich kann sie hiermit wenigstens
noch ein bisschen verstärken.«
    Â»Sind wir jemandem auf die Füße getreten?« Raoul entschied, einen
Umweg zu machen. Vielleicht war es nur ein Zufall, dass der Wagen ihnen folgte.
    Â»Das da hinten sind keine Drachen«, erwiderte Karla. »Oder hast du
schon mal einen von ihnen in einem Pkw gesehen?«
    Â»Du vergisst den Bücherdieb«, erinnerte Raoul und bog erneut ab. Die
Scheinwerfer folgten ihnen immer noch. »Das war kein Drache. Du erinnerst dich,
dass die Spürhündin ihn als Wirt erkannt

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