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Last Exit

Last Exit

Titel: Last Exit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olen Steinhauer
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britischer, kanadischer und amerikanischer Korrespondenten in der Stadt mit Adresse und Telefonnummer.
    Schwartz hatte erwähnt, dass Gray im Koma gelegen hatte, Milo fand diese Angabe aber nur in einer kleinen Meldung der Budapest Sun vom 8. August bestätigt: »Ortsansässiger Journalist Henry L. Gray nach Sturz in ernstem Zustand im Krankenhaus Péterfy Sándor.«
    Über Grays Freundin Zsuzsanna Papp gab es kaum Informationen.
Er fand mehrere ihrer ungarischen Artikel für das Boulevardblatt Blikk. Soweit er das erkennen konnte, ging es darin um die Spannungen zwischen der nationalistischen Fidesz-Partei und der angeschlagenen sozialistischen MSZP, die im Augenblick regierte.
    Dann stieß er auf pestiside.hu , eine satirische englischsprachige Website über alles Ungarische, die sich ebenso über den ungarischen Charakter wie über die zahlreichen in der Stadt lebenden Ausländer mokierte. Der Eintrag stammte vom Vortag, dem 28. Februar 2008: »Pressestripperin beendet demütigende Nebenbeschäftigung als Journalistin. «
    Anhänger von Zsuzsa Papps bissigen Blikk-Kommentaren wie der durchgeknallte Rechtsaußen Viktor Orbán und der todgeweihte kommunistische Heuchler Ferenc Gyurcsány müssen ihre politischen Meinungen wohl bald ohne fremde Hilfe herausfinden. Nach Informationen der Blikk-Leitung hat Papp die Zeitung verlassen, um sich wieder ihrer ersten Liebe zu widmen, dem Entblättern vor betrunkenen englischen Halbstarken im 4Play Club. Wer hat je behauptet, dass es in Ungarn keine journalistische Integrität mehr gibt? Wir bestimmt nicht.

20
    Am Morgen nahm er einen Bus zum Oktogon-Platz und mischte sich unter die Passanten in dem grauen, mitteleuropäischen Ambiente. Rauchend stemmten sie sich gegen den Wind und eilten zum nächsten warmen Café. Milo folgte einem kreisförmigen, von der Donau durchschnittenen Boulevard auf der Pester Seite und bog rechts in die Szondi Utca. Diese Straße wirkte weniger gepflegt als der Boulevard, aber trotz des jahrzehntealten Rußes in den Ritzen strahlten die Bauten einen unleugbaren Charme aus.
    Das Haus mit der Nummer zehn war hinter einem Baugerüst verborgen, das mit einem schwarzen Plastiknetz verhüllt war, damit den Fußgängern kein Werkzeug auf den Kopf fiel. Es war nicht das einzige Gebäude, das gerade renoviert wurde: Als er nach vorn schaute, bemerkte er überall entlang der Straße diese schwarzen Masken. Er ließ den Blick über die Klingeln wandern und drückte auf die mit dem Namen PARKHALL. Kurz darauf drang ein müdes »Igen?« aus der Sprechanlage.
    »Mr. Terry Parkhall?«
    »Ja?«
    »Entschuldigen Sie bitte die Störung. Ich heiße Sebastian Hall und interessiere mich für das Verschwinden eines Ihrer Bekannten, Henry Gray. Haben Sie vielleicht eine Minute für mich?«

    »Sind Sie von der Presse?«
    »Nein.«
    Statisches Knistern. »Was dann?«
    »Privatermittler. Grays Tante Sybil Erikson hat mich engagiert.«
    »Ich wusste gar nicht, dass er eine Tante hat.«
    »Viele Leute haben Tanten, Mr. Parkhall.«
    Es summte an der schweren Eingangstür, und Milo stemmte sie auf, als Parkhall sagte: »Zweiter Stock. Lassen Sie sich Zeit, ich bin noch nicht angezogen.«
    Überall im Treppenhaus lagen Staub, Betonbrocken und lose Metallrohre herum, die die Bauarbeiter vor dem Aufbruch ins Wochenende hatten fallen lassen. Vorsichtig erklomm er die Stufen und testete das Geländer. Da es nicht einmal einem Kind Halt geboten hätte, setzte er seinen Weg lieber mit hinter dem Rücken gefalteten Händen fort.
    Seine Tarngeschichte hatte er sich auf dem Spaziergang hierher ausgedacht. Anfangs hatte er mit der Idee gespielt, sich als neuer freier Journalist vorzustellen, war aber nach einiger Überlegung zu dem Schluss gelangt, dass das zu lang dauern würde, denn ein Neuer wurde meist in eine Bar geschleppt und abgefüllt, anstatt Antworten auf Fragen nach einem verschwundenen Kollegen zu bekommen. Auch mit Ehrlichkeit hätte er nichts ausgerichtet: Dieser Mann hatte bereits den anderen Milo Weaver getroffen und würde nicht glauben, dass er hereingelegt worden war. Also war er auf den Privatermittler und die Tante verfallen, deren Nichtexistenz Parkhall sicher erst nach Tagen aufdecken würde.
    Im zweiten Stock gab es zwei Türen, beide mit einem Stahlgitter gesichert. Nur eines war offen, also trat er hinüber und klopfte an die Holztür. »Mr. Parkhall?«

    Von hinten erreichte ihn eine Männerstimme. »Da drüben sind Sie falsch.«
    Er drehte sich um und

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