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Last Exit

Last Exit

Titel: Last Exit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olen Steinhauer
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wusste nicht, was drin war. Aber jetzt weiß ich es. Fotos von ihm und Adriana Stanescu im Bett. Wir waren es. Wir haben ihn erpresst und ihn dann gerettet – allerdings nicht ohne Gegenleistung seinerseits.«
    Drummond ächzte gleich mehrfach, und Milo begriff, dass es in New York drei Uhr morgens war. »Können wir das später besprechen?«
    »Hat keinen Sinn, Alan. Wir haben das Mädchen benutzt, um Wertmüller eine Falle zu stellen. Und dann haben wir sie umgebracht.«
    »Sekunde kurz.« Von der anderen Seite kamen Geräusche, eine gedämpfte Stimme, vielleicht weiblich. Schritte. Drummond verließ das Schlafzimmer, um sich in Ruhe unterhalten zu können. Eine Tür schloss sich, dann war er wieder am Apparat. »Ich war damals noch nicht im Amt, Hall. Das wissen Sie doch. Mendel hat das eingefädelt. Wie gesagt, nach seinem Abgang musste ich erst mal ordentlich aufräumen. Soweit ich weiß, haben wir das Bordell einige Zeit überwacht und Bilder von mehreren deutschen Politikern gesammelt, bevor wir der Polizei einen
Tipp gegeben haben, damit sie den Laden dichtmacht. Dann kam Mendels Anweisung an Sie, die Fotos zu schicken, damit wir wieder Kontakt zum BND kriegen. Ehrlich, als ich die Leitung der Abteilung übernommen habe, hat mir das keiner gesagt. Ich war völlig ahnungslos, bis mich Wertmüller angerufen und verlangt hat, dass wir Adriana beseitigen. Ich musste erst mal nachforschen, um überhaupt zu kapieren, wovon der Mann redet. Dann habe ich meine Entscheidung getroffen.«
    »Die falsche Entscheidung.«
    »Ich bin auch nicht glücklich darüber, aber wir haben viel dafür bekommen.«
    Er ließ sich vom Verkehrsfluss nach Osten mitziehen, der dünner war als der nach Westen. »Dann sagen Sie mir ganz offen: Wer hat es getan?«
    »Das werden Sie bestimmt allein rausfinden.«
    »Einer von uns, oder?«
    »Ja, Milo. Einer von uns. Wertmüller hat von Ihrem Versagen erfahren, also musste ich jemand anders schicken. Jemand mit mehr Loyalität.«
    »Jemand mit weniger Skrupeln.«
    »Ein Tourist.«
    »Einner?«
    Drummond antwortete nicht.
    »Das ist der Grund, warum ich später keine Gelegenheit mehr haben werde, rauszufinden, wer in Budapest meinen Namen benutzt hat. Ich bin nämlich fertig. Ich kündige.«
    »Das ist nicht Ihr Ernst.«
    »Doch, Alan. Suchen Sie Ihren Maulwurf alleine und genießen Sie die Zusammenarbeit mit Senator Irwin. Wie ich höre, schmeißt er klasse Weihnachtsfeten.«
    Milo schaltete das Telefon ab und lenkte kurz mit den
Knien, während er es auseinanderbaute. Er machte es sehr vorsichtig, weil er keinen Unfall verursachen wollte. Er wollte nicht, dass etwas schiefging – davon hatte er endgültig die Nase voll.

19
    Als er gleich hinter der ungarischen Grenze an einem Geldautomaten Forint abheben wollte, verweigerte ihm die Maschine die Auszahlung. Damit hatte er gerechnet und deshalb schon am Flughafen Euro abgehoben, aber er hatte es nicht für unmöglich gehalten, dass Drummond trödeln würde. Eigentlich mochte er den Mann sogar und nahm ihm seine Rechtfertigungen ab. Drummond war zu einer Abteilung gestoßen, die sich bereits in starker moralischer Schieflage befand, und hatte keine andere Wahl gehabt, als den eingeschlagenen Weg fortzusetzen, bis die laufenden Angelegenheiten abgeschlossen waren. Daher hatte Milo gehofft, dass Drummond ein wenig Verständnis für seine Situation hatte und ihm seine Karten noch eine Weile lassen würde. Doch da hatte er sich offenbar getäuscht.
    Entgegen dem, was Erika Schwartz von ihrer Quelle erfahren hatte, war Milo zum letzten Mal vor vier Jahren unter seinem wahren Namen in Budapest gewesen. Er hatte Tina und die zweijährige Stephanie in den Urlaub mitgenommen. Es war Tinas erster Besuch in einem Land hinter dem ehemaligen Eisernen Vorhang, und sie war sehr angetan von der kaiserlichen Architektur, die sich im hellen Spätsommerlicht erhob. Die Sprache war ihr ein Rätsel – vor allem gyógyszertár , das ungarische Wort für Apotheke, verblüffte sie –, aber sie verliebte sich in die prachtvollen Brücken über die Donau.

    Als er sich der Stadt näherte, wurden offene Felder von riesigen Einkaufszentren mit Filialen von IKEA und Tesco verdrängt. Trotz seines knappen Budgets stoppte er, um sich billige neue Kleider zu besorgen, und verlor dabei auf einen Schlag sechzig Euro. An die Stelle der Geschäfte traten bald verrußte Habsburger Bauten, die unter dem winterlichen Himmel viel weniger Zauber ausstrahlten als damals im Sommer

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