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Last Exit

Last Exit

Titel: Last Exit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olen Steinhauer
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Kontakt.«
    »Warum Myrrhe?«
    Mit leicht verwirrter Miene schaute sich Einner um, dann griff er nach der Flasche. Er holte einen Korkenzieher aus der Minibar und machte sich darüber her. »Wir brauchen noch Gläser.«
    Im Bad wickelte Milo zwei Plastibecher aus. Sie tranken.
    »Also?«
    Einner trank seinen Becher leer und schenkte sich nach, dann schüttelte er den Kopf. »Politik. Alles nur Politik. «
    »Wer?«
    »Nathan Irwin.«
    »Ich hoffe, du hast Koks mitgebracht.«
    Letzten Montag, erklärte Einner, war die ganze Sache den Bach runtergegangen, als der chinesische UN-Botschafter eine direkte Anspielung auf die Ereignisse des vergangenen Jahres im Sudan machte. »Die bewusste Operation.«
    Milo fiel sein letzter freiwilliger Fernsehabend in Warschau ein. »Ich hab’s auf BBC gesehen.«
    »Irwin auch, und wenn jemand einen drohenden Skandal
riechen kann, dann ein Senator. Er weiß, dass seine Karriere auf dem Spiel steht. Also hat er sich Drummond vorgeknöpft. Wollte erfahren, wie das durchsickern konnte. Drummond musste ihm die Maulwurfuntersuchung beichten.«
    »Ich wette, dass der Senator nicht gerade erfreut war.«
    »Die Wette hast du gewonnen. Dass die Chinesen von der Operation im Sudan wissen, bringt Irwin ganz schön ins Schwitzen, aber anscheinend ist das nicht die einzige Sache, wo er die Finger drinhat. Also hat er kurzerhand die Abteilung übernommen. Drummond ist jetzt nur noch der Laufbursche. Irwin hat alle zum Debriefing nach New York zurückgerufen. Danach kriegt jeder eine neue Legende und einen neuen Code.«
    »Und was ist mit dir?«
    »Drummond meint, du brauchst jemand zum Händchenhalten. «
    Sie tranken bis spät in die Nacht, und Einner lief noch einmal hinunter, um eine zweite Flasche zu holen. Milo erwähnte nicht, dass er nicht vorhatte, am nächsten Morgen in die Maschine zu steigen. Es hatte keinen Sinn. Einner war zum Händchenhalten da; das hieß, er sollte dafür sorgen, dass Milo nach Amerika flog.
    Als sich Einner nach Mitternacht in sein Zimmer zurückzog, überlegte Milo, ob er sofort verschwinden sollte. Aber er kannte Einner. Einner war ein fähiger Tourist und hätte ihn wahrscheinlich schon aufgespürt, bevor er über der österreichischen Grenze war.
    Also ließ er sich von ihm bis zum Flugsteig begleiten, wo sie getrennt voneinander Platz nahmen und darauf warteten, dass sie an Bord gehen durften. Milo stand mit der Bordkarte in der Hand da und bedeutete Einner mit einem Nicken, dass er vorausgehen sollte. Er blieb am
Ende der Schlange, bis Einner in der Fluggastbrücke verschwunden war. Unmittelbar darauf lief er zurück durch die Sicherheitsschranke. Als Erstes suchte er einen Bankautomaten und hob den Höchstbetrag von fünfhundert Euro ab, dann trat er an den Schalter der Hertz-Autovermietung. Während er auf den Schlüssel wartete, klingelte sein Telefon.
    »Wo bist du, verdammt?«
    »Tut mir leid, James. Ich hab noch was zu erledigen, bevor ich heimfliege.«
    Er klang nicht wütend, nur amüsiert. »Warum hast du mich nicht einfach eingeladen?«
    »Du hättest mich nicht fahren lassen.«
    »Du weißt aber, wen ich jetzt anrufen muss.«
    »Nur zu. Ich lass das Telefon noch eine halbe Stunde an. Sag ihm, ich erwarte seinen Anruf.«
    Einner ging aus der Leitung. Als das Telefon erneut Laut gab, hatte Milo bereits die A4 erreicht, die unter anderem Namen bis nach Budapest führte.
    Drummond kam sofort zur Sache. »Was ist los, Hall?«
    »Vielleicht wollen Sie es mir verraten.«
    »Was soll ich verraten?«
    »Es müsste in den Akten stehen. Im Dezember hat jemand in Budapest meinen Namen benutzt. Meinen echten Namen.«
    »Und?«
    »Sie sind noch neu, Alan. Vielleicht ist Ihnen nicht klar, was für ein Tabubruch das ist. Wenn jemand meinen echten Namen benutzt, können ihn andere zu meiner Familie zurückverfolgen. So was macht man einfach nicht.«
    »Dann kommen Sie her«, meinte Drummond. »Wir kriegen schon raus, wer es war.«

    »Nicht wenn alles eingefroren ist. Und später hab ich keine Gelegenheit mehr.«
    »Warum nicht?«
    Milo bog auf die rechte Spur hinter einen großen Sattelschlepper. »Theodor Wertmüller.«
    »Was?«
    »Sie waren es, Alan. Sie waren es die ganze Zeit.«
    »Sie reden wirres Zeug, Hall. Was haben die Krauts mit Ihnen angestellt?«
    »Am Anfang hab ich mich nicht erinnert«, antwortete Milo, »aber dann ist es mir wieder eingefallen. Theodor Wertmüller. Einer meiner ersten Aufträge im Dezember war, ihm ein Päckchen zu schicken. Ich

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