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Last Exit

Last Exit

Titel: Last Exit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olen Steinhauer
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die wenigen Schwestern, die mit ihm redeten, waren zu beschäftigt, um ihm zu helfen. Sie baten ihn, am Montag wiederzukommen.
    Also kehrte er nach Pest zurück und trank mehrere Caffè latte im Marriott-Restaurant Peppers! mit Blick auf den Kai und die stahlblaue Donau.
    Noch einmal die Fakten: Im August, während Milo im Norden des Bundesstaats New York im Gefängnis saß, hatte Gray einen Brief erhalten, dessen Informationen für die CIA potenziell schädlich waren. Bald darauf warf ihn jemand von seinem Balkon und stahl den Brief. Eine kuriose Vorgehensweise, aber er vermutete, dass der betreffende Agent – noch gab es keinen Beweis, dass es sich um einen Touristen handelte – einen Selbstmord vortäuschen wollte.
    Doch Gray war zäher als erwartet. Im Dezember wachte er aus dem Koma auf und konnte schon kurz darauf das Krankenhaus verlassen und untertauchen.
    Man fängt nicht mit Annahmen an, sondern mit Fakten. Der Wahn eines paranoiden Journalisten erweist sich als wahr, wenn jemand einen Mordanschlag auf ihn verübt. Und was macht er, wenn er endlich wieder gehen kann?

    Er flieht.
    Dann, wenige Tage später, erscheint jemand auf der Bildfläche, der sich Milo Weaver nennt und nach Henry Gray sucht.
    Wahrscheinlich derselbe Mann, dessen Mordversuch an Gray fehlgeschlagen war. Nach Grays Erwachen kam er nach Budapest zurück, um die Sache abzuschließen.
    Aber warum benutzte er Milos Namen? Ein Rätsel.
    Um zwanzig nach acht war Milo wieder am Oktogon-Platz vor dem Burger King. Parkhall kam eine Viertelstunde zu spät, ohne sich zu entschuldigen. Zu spät zu Verabredungen zu kommen, erklärte er beiläufig, war in Budapest Pflicht.
    Zunächst bogen sie um die Ecke zum Ferenc-Liszt-Platz, wo zwischen einer Statue des berühmten Komponisten und der Musikakademie Restaurants und Cafés um die Gunst der Kunden warben. Sie traten in das gehobene Menza, ein Restaurant mit orange getöntem Retrodekor, wo ihn Parkhall an einen Tisch mit vier Freunden führte.
    Milo war es eigentlich nicht recht, so einer großen Gruppe vorgestellt zu werden, doch bald wurde ihm klar, dass alle betrunken waren. Sie hatten den Tag im Thermalbad Rudas verbracht, waren dann durch drei Bars gezogen und schließlich völlig ausgehungert hier gelandet. Keiner von ihnen war noch wach genug, um Sebastian Halls Referenzen in Frage zu stellen oder auch nur hellhörig zu werden angesichts der Erwähnung des 4Play Club und der Chance, Zsuzsa Papp nackt zu sehen. Also lenkte Milo das Thema auf Henry Gray.
    Wie sich herausstellte, war die Haltung der anderen Journalisten zu Gray ganz ähnlich wie die Parkhalls. Der Kanadier Russell bezeichnete ihn herablassend als »begabten Amateur«. Der Deutsche Johann stellte sogar das
Wort »begabt« in Frage. Außerdem saßen noch der englische Korrespondent Will und der irische Radioreporter Cowall am Tisch – Letzterer war laut Parkhall wegen einer Auftragsflaute nach Budapest gekommen, »um sich zu finden«. Nur Cowall empfand Sympathie für Henry Gray, doch der stundenlange Alkoholkonsum hatte seine giftige Laune nicht verbessert.
    »Wir machen uns über ihn lustig, genau. Alle, wie wir hier sitzen, lachen wir über seine verrückten Ideen. Aber was passiert? Egal, wie ihr es erklären wollt, Fakt ist, dass ihn jemand vom Balkon geschmissen hat, um ihn umzubringen. Und er hätte auch fast ins Gras gebissen. Ob es die CIA war, die ungarische Mafia, die Russen oder einfach ein Irrer – das spielt keine Rolle. Jemand war hinter ihm her.« Angewidert starrte er auf sein Gulasch. »Da kann man mal sehen. Selbst paranoide Leute haben ab und zu recht. Das ist einfach die Statistik.«
    »Scheiße«, rief Russell, »wenn ich gewusst hätte, dass du so mies drauf bist, hätte ich dich nicht zu dem Ausflug eingeladen.«
    »Wie du meinst.« Wankend stand Cowall auf und marschierte aus dem Restaurant, ohne zurückzublicken.
    »Er hat sein Gulasch nicht bezahlt.« Will konnte es nicht fassen.
    »Das übernehme ich«, bot Milo an.
    »Macht euch nichts draus«, sagte Johann. »Ich meine wegen Cowall. Er verträgt eben keinen Alkohol. Außerdem zählt seine Meinung nicht – er ist überzeugtes Mitglied der Church of the SubGenius.«
    »War zu lang am College«, fand Parkhall. »Irgendwie ein ewiger Student.«
    Milo aß Cowalls Gulasch, um besser für die Getränke gerüstet zu sein, die im Club bestimmt auf ihn warteten.
Noch einmal fragte er nach Theorien zu Grays Aufenthalt. Niemand wusste etwas, und niemand war

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