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Last Exit

Last Exit

Titel: Last Exit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olen Steinhauer
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weitergereicht. Was ist denn los?«
    »Die Telefone, Sir. Sie sind alle ausgeschaltet.«
    »Wer sie?«
    »Die Telefone«, wiederholte sie. »Bis auf drei sind alle Touristen schwarz. Ich habe ihnen umgehend den Myrrhe-Code geschickt, aber die anderen … Ich weiß nicht, was ich machen soll. Sie haben alle ihr Handy abgestellt.«
    »Aber Sie wissen doch, wo sie sind«, gab Milo zu bedenken.
    »Natürlich, aber wir können keinen Kontakt herstellen. «
    »Danke.« Milo ging aus der Leitung. Am liebsten hätte er sich auf Pearson gestürzt und ihn erwürgt. Stattdessen eilte er in den Nebenraum und forderte Klein und Jones auf, ihre Company-Telefone einzuschalten. »Sofort, bitte.«
    Einige Sekunden herrschte Schweigen, bis die Handys zusammengebaut waren. Plötzlich zwitscherten Startmelodien, dann folgte das Piep-Piep empfangener Nachrichten.
    Beide hatten denselben Text auf dem Display: »Myrrhe, Myrrhe«, abgesandt vor über einer Stunde. Darüber hinaus hatten beide eine weitere Botschaft, abgeschickt zwanzig Minuten vor dem Myrrhe-Code. Auf Jones’ Handy stand:
    L: Stanley Wallis, Kasr al-Madina Hotel, Kairo.
Totale Stille.
    L bedeutete liquidieren und Totale Stille , dass Jones das Telefon zerlegen und bis zur Erledigung des Auftrags nicht mit der Außenwelt kommunizieren sollte. Klein hatte die gleiche Nachricht, allerdings mit dem Unterschied, dass er auf Peter Schiffer im Hotel Belle Epoque in Bern angesetzt worden war.
    Drummond bestätigte, dass Stanley Wallis und Peter Schiffer Touristen waren, und fügte kaum hörbar hinzu, dass Schiffer der neue Arbeitsname von James Einner war. Dann sank er in die Knie und legte sich mit geschlossenen Augen flach auf den Rücken, ohne auf den dreckigen Boden zu achten. »Heilige Scheiße«, ächzte er. »Er hetzt uns aufeinander, bis alle tot sind.«
    Irwin saß fast in Embryonalhaltung auf seinem Stuhl, die Augen groß und rund. Nur die beiden Touristen Jones und Klein hatten sich anscheinend noch im Griff.
    Auch Milo hatte das schreckliche Gefühl, dass ihm jede Kontrolle entglitt. Auf der ganzen Welt hatten gerade siebenunddreißig Männer und Frauen den Befehl erhalten, sich gegenseitig umzubringen. Das Gemetzel konnte jederzeit beginnen, und niemand von ihnen hier im Raum konnte etwas dagegen unternehmen.
    Drummond setzte sich auf, blieb aber auf dem Boden. Er sah aus, als wäre er gerade aufgewacht. »Also, Milo, ist er noch Ihr Held?«
    Milo hörte gar nicht zu. Er wünschte sich weit weg. Nach Hause. Er nahm Drummonds Handy und wählte eine internationale Nummer. Nach dem dritten Klingelton meldete sich Erika Schwartz.
    »Es ist vorbei«, sagte er. »Alan schickt Ihnen das Video.
Wegen Wertmüller fahren Sie nach Lugano zu folgender Adresse.« Er nannte ihr Straße und Hausnummer. »Garage sechs, Kombination 54-12-35. Wahrscheinlich nicht, was Sie erwarten, aber mit ein bisschen Kreativität können Sie damit seine Karriere beenden.«
    »Sie klingen furchtbar, Milo«, antwortete Schwartz. »Hat es Probleme gegeben?«
    »Nein, nein, Erika. Alles bestens.«
    »Dann können Sie vielleicht noch Ihr letztes Versprechen erfüllen.«
    »Das letzte Versprechen?«
    »Der Name des Mörders.«
    Milo hatte es vergessen. Er rieb sich die Augen. »Ich kümmere mich darum – aber ich glaube nicht, dass es Ihnen noch viel nützen wird.«
    »Warum nicht?«

13
    Auf allen Kontinenten setzten sie sich in Bewegung, gelenkt von Worten auf kleinen Displays. Ein L gefolgt von einem Namen, dessen Träger umgekehrt den Befehl erhielt, seinen nahenden Gegner auszulöschen. Über einen großen Monitor im zweiundzwanzigsten Stock des Gebäudes an der Ecke West Thirty-first Street und Avenue of the Americas begannen rote Punkte zu wandern, und nach Ablauf mehrerer Stunden trafen Paare aufeinander. Sie verließen Städte, um andere zu erreichen, und die auf dem Land oder an namenlosen Orten suchten die bevölkerten Zentren auf.
    Im Büro, durch dessen Fenster das Licht des späten Vormittags einfiel, beobachteten sie einzelne Städte und zoomten sie heran wie morbide Zuschauer, die immer wieder die gleiche Aufnahme einer Katastrophe abspielten. Ein roter Punkt näherte sich einem anderen roten Punkt, bis sie sich überlagerten. Dann entfernte sich einer und ließ einen blauen Punkt zurück. Kurz darauf blieb unweit vom Ort der Begegnung oder manchmal gleich dort auch der andere Punkt stehen und wurde blau.
    »Wer macht das?« Irwin wischte sich mit einem Taschentuch die Nase, das er von

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