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Last Exit

Last Exit

Titel: Last Exit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olen Steinhauer
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Okay? Nicken Sie bitte.«
    Obwohl es sie einiges kostete, nickte sie.
    »Also, dann. Bleiben Sie still.«
    Langsam ließ er sie los, doch seine zuckenden Finger schwebten vor ihrem Gesicht, bereit zuzufassen. Sie spürte, wie kribbelnd das Blut zurück in ihre brennenden Lippen strömte.
    »Tut mir wirklich leid.« Er rieb die Hände aneinander. »Ich wollte nicht, dass Sie bei meinem Anblick in Panik geraten.«
    »Und deswegen fallen Sie einfach über mich her?« Ihre Stimme war schwach.
    »Gut, Sie sprechen Englisch.«
    »Natürlich spreche ich Englisch.«
    »Alles in Ordnung?«
    Er streckte die Hand nach ihrer Schulter aus, aber bevor er sie erneut berühren konnte, wandte sie sich ab und steuerte auf die Küche zu.
    Er blieb knapp hinter ihr, und als sie mit zitternden Händen eine Dose Nescafé und eine Tüte Milch herausholte, lehnte er sich mit verschränkten Armen in die Tür und schaute ihr zu. Seine Kleider wirkten neu. Er sah aus wie ein Geschäftsmann.
    »Und, welche Geschichte haben Sie für mich auf Lager?
Kinderarzt? Romancier? Anwalt? Ach so, stimmt – Filmproduzent.«
    Als er lachte, drehte sie sich zu ihm um. Das Lachen war echt. Er schüttelte den Kopf. »Hängt immer von der Situation ab. Zu Ihnen kann ich ehrlich sein.« Er stockte. »Oder?«
    »Ich weiß nicht. Können Sie?«
    »Was hat Ihnen Henry erzählt?«
    »Worüber?«
    »Über den Brief.«
    Sie konnte ganze Abschnitte des Briefs auswendig, weil Henry sie in den wenigen Tagen nach dem Erwachen gebeten hatte, seinem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen. Seine löchrige Erinnerung hatte sich mit ihrer zusammengetan, und gemeinsam hatten sie das meiste rekonstruiert. Aus ölpolitischen Gründen hatte die Abteilung Tourismus, die brutale »Touristen« wie diesen Weaver beschäftigte, letztes Jahr einen Religionsführer – einen Mullah – im Sudan ermordet, und das hatte Unruhen im Land ausgelöst, bei denen sechsundachtzig unschuldige Menschen getötet worden waren.
    Ja, sie wusste viel, aber was diesen Milo Weaver anging, war sie sich immer noch nicht sicher.
    »Nur, dass es einen Brief gab«, antwortete sie. »Mit einer Story. Was Großes. Wissen Sie, was drinstand?«
    »Ich kann’s mir vorstellen.«
    Sie schwieg.
    »Der Verfasser des Briefs war ein Freund von mir. Ich habe ihm bei der Enthüllung einer illegalen Operation geholfen, aber er wurde getötet. Dann wurde ich aus der Company geschmissen.«
    »Welcher Company?«
    »Das wissen Sie genau.«

    Um seinem forschenden Blick auszuweichen, drehte sie sich um. Sie setzte Wasser auf und griff nach einer Schale mit braunen Zuckerwürfeln.
    »In dem Brief stand, dass Henry mir vertrauen soll«, sagte er.
    »Ja, das hat er erwähnt.«
    »Und was ist mit Ihnen?«
    »Der Brief war nicht für mich bestimmt.« Als sie mit einem Teelöffel Nescafé auf zwei Tassen verteilte, verschüttete sie ein paar Körnchen. Da er keine Antwort gab, wandte sie sich kurz darauf wieder zu ihm, und der Löffel fiel ihr aus der Hand. Klirrend prallte er auf die Bodenplatten. Er hielt eine Pistole, eine kleine Waffe, nicht größer als seine Faust, und zielte auf sie.
    Er sprach leise und eindringlich. »Ich erkläre Ihnen jetzt, was Sache ist, Zsuzsa. Wenn Sie meine Fragen nicht beantworten, könnte das sehr schlecht für Sie ausgehen. Ich könnte Sie in die Extremitäten schießen. Ich meine Hände und Füße. Wenn Sie dann immer noch nicht reden wollen, könnte ich weiterschießen, immer weiter, bis Sie bewusstlos werden. Das heißt aber nicht, dass Sie sterben würden. Ich bin kein Arzt, doch ich weiß, wie man es machen muss, damit ein Herz nicht zu schlagen aufhört. Sie würden in der Badewanne aufwachen, in kaltem Wasser. Sie hätten Angst und dann noch stärkere Angst vor dem Messer, das ich aus der Schublade hinter Ihnen nehmen würde, um Ihnen noch mehr Schmerzen zuzufügen. Das könnte tagelang so weitergehen, glauben Sie mir. Und am Ende würde ich alle Antworten kriegen, die ich brauche. Die Antworten, die ich sowieso nur brauche, um Henry zu helfen.«
    Sein unbefangenes Lächeln kehrte zurück, aber Zsuzsa versagten die Knie – erst das eine, dann das andere. Sie
knickten ein, und sie sank zu Boden, die Muskeln völlig erschlafft. Mit einem Schlag wurde ihr übel, und sie wartete nach vorn gebeugt, dass ihr das Frühstück hochkam.
    Als sie auf die Bodenplatten starrte, die aus der Nähe betrachtet schmutzig und voller Kaffeeflecken waren, hörte sie ein metallisches Scharren. Die Pistole glitt

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