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Last Exit

Last Exit

Titel: Last Exit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olen Steinhauer
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nein. Politiker und Direktoren, Geschäftsleute. Schauspieler vielleicht. Ein Who’s who reicher Leute mit besonderen sexuellen Neigungen.«
    Er atmete Rauch aus und zog die Augenbrauen zusammen. »Deshalb also dieser Tanz mit dem Metalldetektor. Damit ich weiß, dass Sie nicht verdrahtet sind.«
    »Stimmt.«
    Er ließ sich die Situation durch den Kopf gehen.
    Sie nahm den Faden wieder auf. »In dem Club war ein Mädchen. Sie wurden erpresst – mit Fotos von ihr und Ihnen, richtig?«
    Keine Antwort.
    »Also haben Sie Ihre Freunde von der CIA gebeten, sie zu beseitigen.« Sie zögerte. »Natürlich war es so. Sie konnten sie nicht selbst töten, und wenn Sie einen von uns auf die Kleine angesetzt hätten, hätten wir nach dem Grund gefragt – selbst Franz oder Birgit. Und wir wissen ja beide, wie sich Gerüchte in der Dienststelle verbreiten.«
    »Ja.« Er klang weit entfernt. »Das wissen wir.« Er nahm einen langen Zug.
    »Theodor.« Sie machte ihre Stimme so weich, wie es ihr möglich war. »Ich möchte es nur begreifen.«
    Er schnippte Asche weg, aber die Bewegung war so unbeholfen, dass die Zigarette zu Boden fiel. Er seufzte. »Das Ganze geht noch gar nicht so lang. Erst seit Dezember.«

    »Natürlich«, antwortete sie, obwohl sie nicht sicher war, was er meinte.
    Er klopfte auf seine Jacke, bis er die zerknitterte Packung gefunden hatte. Es dauerte eine Weile, bis er sich die nächste Zigarette angezündet hatte. »Ein Brief. Zu mir nach Hause. Eigentlich eher ein Päckchen. Ein Brief und Fotos. Ich sollte Geld auf ein Auslandskonto überweisen. Die Fotos waren Standbilder aus einem Video, das war klar. Ich und das Mädchen im Bett. Das Licht war schlecht, aber es war deutlich zu sehen, wer ich bin und wer sie ist. Sie war sehr jung, zu jung. Auch das war klar. Ich konnte mich noch an diesen Abend erinnern, und ich wusste, dass es in dem Video so aussehen muss …« Wieder inhalierte er tief. »Als hätte ich sie zu etwas gezwungen. «
    »Als hätten Sie sie vergewaltigt.«
    »So was in der Richtung.«
    »Und dieses Mädchen war Adriana Stanescu.«
    Wertmüller starrte auf die Asche am Ende seiner Zigarette. »Ihren Namen kannte ich gar nicht. Es war ein Privatclub in Berlin. Ich war nicht der einzige Gast. Alles streng vertraulich – angeblich zumindest. Wie Sie sagen. Absolute Diskretion garantiert. Wie die anderen Kunden dachte ich, dass ich mir keine Sorgen machen muss.« Er schüttelte den Kopf. »Bei diesem Preis sollte man das auch erwarten können.«
    Erika spähte an ihm vorbei nach einer Gestalt am Rand des Parks. Eine alte Frau mit einem winzigen Hund. Was trieb eine alte Frau mit einem Hund hier auf dem Gelände? »Wann war das?«
    »Im Dezember, das sagte ich schon.«
    »Nein, ich meine die Nacht mit dem Mädchen.«
    Er atmete aus. »Vor vier Jahren? So ungefähr.«

    »Und von wem kam der Erpresserbrief?«
    »Das ist die Frage. Den Umschlag habe ich von unserem Labor untersuchen lassen, aber den Brief und die Fotos natürlich nicht.«
    »Natürlich.«
    »In Berlin abgeschickt. Keine erkennbaren Fingerabdrücke. Adresse mit einem Laserdrucker geschrieben, also kein Anhaltspunkt. Schließlich bin ich selbst zu dem Club gefahren. Der hatte aber inzwischen dichtgemacht. Ich habe nachgeforscht und rausgefunden, wer den Club damals betrieben hat.«
    »Rainer Volkert.«
    Wertmüller stockte mitten im Inhalieren. »Sie sind wirklich ein Ass.«
    »War er es?«
    »Bevor ich mit ihm reden konnte, bekam ich einen Anruf von einem meiner amerikanischen Kontaktleute.«
    »Wer?«
    Als er ausatmete, waberte Rauch aus seinen Nasenlöchern. »Owen Mendel. Sie hatten Volkert schon seit einer Weile unter Beobachtung. So haben sie erfahren, dass er mich erpresst hat. Es war eigentlich nicht ihre Angelegenheit, aber Mendel war klar, dass ich die Sache nicht über den BND regeln konnte. Er hat mir einen Austausch von Gefälligkeiten angeboten.«
    »Einen Austausch?«
    »Er schafft mein Problem aus der Welt, und als Gegenleistung setze ich mich für eine bessere Kooperation mit den Amerikanern ein. Eine Kooperation, die sowieso nur deshalb angeknackst war, weil Sie so besessen vom afghanischen Heroin waren.«
    Die Frau und der Hund waren aus Erikas Blickfeld verschwunden, aber nun durchquerte ein junges Paar den Park
in der entgegengesetzten Richtung. Da wusste sie, was hier gespielt wurde: Die misstrauische Birgit hatte Leute losgeschickt, um ihren Mentor im Auge zu behalten.
    Wertmüller fuhr fort. »Die Amerikaner

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